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Hausstaubmilbenallergie – Interview mit Dr. med. Christine Pichler
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Wie häufig ist die Hausstaubmilbenallergie in der Bevölkerung, und was sind die typischen Symptome, welche sie auslösen kann? Pichler: In der Sapaldia-Studie 1991 (Swiss Study on Air Pollution And Lung Diseases in Adults) zeigten 9 Prozent der Schweizer Bevölkerung eine positive Reaktion beim Hauttest auf Hausstaubmilben. Davon ausgehend kann man sagen, dass zirka 4 bis 5 Prozent der Bevölkerung allergisch auf Haustaubmilben reagiert. Typische Symptome sind anstrengungsinduzierte Luftnot, morgens verstopfte Nase und gelegentlich morgendlicher Juckreiz und Augenentzündungen.
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ALLERGIE

Hausstaubmilbenallergie
Interview mit Dr. med. Christiane Pichler, Oberärztin, Klinik für Rheumatologie und klinische Immunologie/Allergologie, Inselspital, Bern

Dr. med. Christiane Pichler

dere in Matratzen, zu finden. Da wir mehrere Stunden darin verbringen, es erwärmen und durch Schwitzen auch ein feuchtes Milieu erzeugen, entsteht eine ideale Umgebung, in welcher sie sich rasch vermehren können.

Wie häufig ist die Hausstaubmilbenallergie in der Bevölkerung, und was sind die typischen Symptome, welche sie auslösen kann?
Pichler: In der Sapaldia-Studie 1991 (Swiss Study on Air Pollution And Lung Diseases in Adults) zeigten 9 Prozent der Schweizer Bevölkerung eine positive Reaktion beim Hauttest auf Hausstaubmilben. Davon ausgehend kann man sagen, dass zirka 4 bis 5 Prozent der Bevölkerung allergisch auf Haustaubmilben reagiert. Typische Symptome sind anstrengungsinduzierte Luftnot, morgens verstopfte Nase und gelegentlich morgendlicher Juckreiz und Augenentzündungen.
Welche Milbenbestandteile lösen allergische Reaktionen aus, und unter welchen Bedingungen vermehren sich Milben besonders?
Pichler: Allergene sind Proteine. Diese sind in den Kotbällchen der Hausstaubmilben enthalten oder stammen auch aus Bestandteilen des Milbenkörpers. Milben mögen es gerne warm und feucht. Daher sind die meisten Milben im Bett, insbeson-

Welche Lebensmittel können bei Hausstaubmilbenallergie Kreuzreaktionen auslösen? Sind diese Kreuzreaktionen häufig?
Pichler: Kreuzreaktionen sind mit Schnecken, Shrimps, Garnelen und Muscheln bekannt. Aber Kreuzreaktionen und ganz allgemein Nahrungsmittelallergien sind eher selten: Nur 2 bis 4 Prozent
der Bevölkerung sind allergisch auf Nahrungsmittel. Ob ein Patient auf Schnecken, Shrimps, Garnelen oder Muscheln allergisch reagiert, hängt sicher auch mit der Häufigkeit des Konsums zusammen.
Was sind die wichtigsten sinnvollen primären und sekundären Massnahmen, die ein Patient ergreifen soll? Auf welche Details sollte bei einer Hausstaubmilbensanierung besonders geachtet werden? Pichler: Eine Hausstaubmilbensanierung sollte nach dem heutigen Kenntnisstand nur dann durchgeführt werden, wenn effektiv eine Allergie auf Hausstaubmilben besteht. Dazu gehört der

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Kann der Einsatz von Encasings zur Primärprävention beziehungsweise zur Verhinderung einer Allergiekarriere bei Kleinkindern mit erhöhtem Allergierisiko sinnvoll sein?
Pichler: Es gibt sehr vereinzelt Studien, die zeigen, dass der frühe Einsatz von Encasings sinnvoll ist und eine Hausstaubmilbenallergie verringert. Es gibt zurzeit jedoch keine grösseren Studien, die das bestätigen konnten.

Abbildung: Empfehlungen zur Hausstaubmilbensanierung aus der Broschüre aha! (Autorin Dr. med. C. Pichler)

Wann sollte eine Immuntherapie in Erwägung

gezogen werden? Was sind die Voraussetzun-

gen für eine erfolgreiche Immuntherapie, und

wie stehen heute die Erfolgschancen? Sind

Daten zur Langzeitwirkung bekannt?

Pichler: Die Immuntherapie empfehlen

wir, wenn eine Sanierung nicht den ge-

wünschten Effekt gebracht hat oder aus

anderen Gründen nicht durchgeführt wer-

den kann. Gut wirksam ist sie bei Patienten,

die monoallergisch sind, also nur auf Haus-

staubmilben allergisch reagieren. Nach einer

dreijährigen Immuntherapie tritt bei diesen

Patienten in ungefähr 80 Prozent der Fälle

eine Verbesserung der Beschwerden ein.

Auch ein leichtes Asthma kann sich verbes-

sern. Die Wirkung hält individuell im Schnitt

zirka zehn Jahre an.

Die Redaktion dankt Frau Dr. med. C. Pichler für die Beantwortung der Fragen.

Einsatz eines Überzugs über Matratze, Duvet und Kopfkissen (Encasing) sowie regelmässiges Lüften der Räume, damit die relative Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch wird. Ausserdem empfehlenswert ist es, Staubsauger mit HEPA-Filter zu verwenden oder noch besser auf Teppiche zu verzichten. Auskunft zu weiteren Massnahmen erteilt die Patientenorganisation aha! (www.ahaswiss.ch) (siehe Abbildung).

Korrespondenzadresse: Dr. med. Christiane Pichler Oberärztin Klinik für Rheumatologie & klinische Immunologie/Allergologie Inselspital, 3010 Bern Tel. 031-632 22 69, Fax 031-632 42 08 E-Mail: christiane.pichler@insel.ch Internet: www.insel-ria.ch/aip

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Die Broschüre zur Hausstaubmilbenallergie kann per Telefon (031-359 90 00) oder online bestellt werden:
www.ahaswiss.ch/dienstleistungen/broschueren/bestellen
Weitere Informationen: aha! Schweizerisches Zentrum für Allergie, Haut und Asthma
Infoline 031-359 90 50 E-Mail: info@ahaswiss.ch, Internet: www.ahaswiss.ch
aha! führt in verschiedenen Schweizer Städten dreimal jährlich Neurodermitis-Elternschulungen durch.
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