Transkript
ÄSTHETISCHE DERMATOLOGIE
Facesculpturing
BIOLOGISCH ABBAUBARE IMPLANTATE UND KOMBINATIONSBEHANDLUNGEN
von Petra Maria Becker-Wegerich
Der Anti-Aging-Markt bietet diverse biologisch Generationen wider (Grossmutter – Mutter – Tochter).
Obwohl der Alterungsprozess weit gehend durch die
abbaubare Implantate und Kombinations- «innere Uhr» eines Menschen bestimmt wird, kann man
den sichtbaren Folgen vorbeugen (Abbildung 1).
behandlungen für Gesicht, Hals und Décolleté
Auf dem ästhetischen Markt hat die Faltenbehand-
lung Hochkonjunktur. Diverse nichtoperative Methoden zur
an. Die Methoden reichen von Botulinumtoxin Behandlung der Gesichts-, Hals- und Décolleté-Falten wer-
den angeboten. Zur Verfügung steht die chemische Dener-
A, Kombinationen mit Peel-Tiefen- und Ober- vierung durch Botulinumtoxin A und eine Behandlung mit
Füllmaterialien mit körpereigenen oder körperfremden Sub-
flächenbehandlungen, Photorejuvenation bis stanzen. Häufig kann durch ein Botulinumtoxin-A-Facelift,
kombiniert mit «Fillern», ein chirurgisches Facelift hinaus-
hin zum Einsatz injizierbarer Füllmaterialien. gezögert werden. Durch Oberflächenbehandlungen, die
mechanisch durch Dermabrasion oder Laser erfolgen kön-
I n unserer Zivilisation ist der Begriff Schönheit seit dem Altertum mit dem Bild von jugendlich straffer Haut verbunden. In anderen Kulturkreisen, in denen das soziale
nen, lässt sich zusätzlich eine Verbesserung des Hautreliefs erzielen. Ebenso tragen die Photorejuvenation durch Laser oder verschiedene chemische Peelings zur Gesichtsverjüngung bei.
Prestige wesentlich vom Alter abhängt, würde sich nie-
mand die Falten mittels Laser oder Injektionen glätten las- Botulinumtoxin A gegen «Hängemund-
sen. Medien, Film und Werbung haben einen grossen Ein- winkel» und «Hamsterbäckchen»
fluss auf das Schönheitsideal: Jugendlichkeit ist ein Botulinumtoxin A (Vistabel®, Dysport®, Botox®) wird gezielt
wichtiges Attribut für positive Ausstrahlung und Erfolg. in die Falten auslösenden Muskelregionen gespritzt. Dabei
Somit ist es nicht erstaunlich, dass die Forschung in den müssen die Muskelfunktionen streng berücksichtigt werden,
letzten Jahren viel Aufwand betrieb, um die Mechanismen um Funktionseinbussen zu vermeiden. Während der Injekti-
der Hautalterung aufzudecken und neue Behandlungen on verspürt die Patientin lediglich ein leichtes Brennen. Fünf
dagegen zu entwickeln.
bis acht Tage danach setzt die Wirkung ein, die entspre-
Als Begleiterscheinung des Alterns kommt es zu chende Muskulatur beruhigt sich. Zwei Wochen später
einem Verlust des Bindegewebes. Die darüber liegende beginnt dann eine Glättung der Falten. Die Dauer des Glät-
Haut erschlafft und bildet Falten. Hinzu kommt der Einfluss tungsvorgangs richtet sich nach der Tiefe der Falten. Die
äusserer Faktoren, vor allem Sonnenexposition und Niko- häufigste Anwendung findet Botulinum Toxin A bei der Zor-
tin. Auch die Erbanlage spielt eine Rolle. Dies spiegelt sich nesfalte, den Stirnfalten, den seitlichen Augenfältchen und
28 zum Beispiel in dem gleich angeordneten Faltenrelief über dem Truthahnhals. Der Effekt hält für sechs bis neun Mona-
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Sichtbare Alterserscheinung Abbildung 1: Hautalterung
Jugendliche Haut
Abbildung 2a: Angedeutete «Zornesfalte» in Ruhe
Abbildung 2b: Bei Anspannung und Mimik deutliche «Zornesfalte» (weisse Markierungspunkte für die Injektion von Botulinumtoxin A)
Abbildung 2c: Vollständiges Verschwinden der «Zornesfalte» zwei Wochen nach der Behandlung mit Botulinumtoxin A. Ruhe und Anspannung
te an (Abbildungen 2a bis 2c). Dann muss die Anwendung wiederholt werden. Die gezielte Behandlung mit niedrigen Dosen Botulinumtoxin A durch subkutane Hautinjektion kann zu einem natürlichen Aussehen und nicht maskenhaften Gesicht mit deutlicher Faltenminimierung führen (Botulinumtoxin-A-Facelift, Abbildung 6a bis d).
Speziell ausgebildete ästhetische Dermatologen und plastische Chirurgen wenden Botulinumtoxin A auch in der Mundregion an. Dadurch verstreichen Hängebäckchen und die über der Haut liegenden Falten und Fältchen (Abbildungen 3a bis 3c). Behandelt werden die für die Faltenentstehung verantwortlichen Muskeln durch eine Botulinumtoxin-A-Mikrolähmung. Hierzu gehören zum Beispiel Muskeln, die den Mundwinkel nach unten ziehen oder hängende Mundwinkel, Mundfältchen, «Hamsterwangen» und Nasolabialfalten hervorrufen. In dieser Region kann der Experte drei Muskelguppen mit sehr niedrigen Dosen pro Injektionspunkt behandeln: den M. depressor anguli oris (Hängemundwinkel), den M. orbicularis oris (Oberlippenfältchen) und den M. mentalis, einen zweibäuchigen Muskel, der für ein schrumpeliges, faltiges Kinn verantwortlich sein kann (Pflastersteinkinn).
Für den Anwender sind langjährige Erfahrung und fundierte Kenntnisse sowohl der Anatomie als auch der möglichen Nebenwirkungen zwingende Grundvoraussetzungen, um symmetrische und gute Ergebnisse ohne Funktionseinbussen zu erzielen. Nur so können die Patienten optimal beraten und zufrieden stellend behandelt werden
Botulinumtoxin A kombiniert mit Füllmaterialien zur Faltenaugmentation Bei sehr tiefen Falten, die mit Botulinumtoxin A allein nicht ganz zu glätten sind, stehen dem ästhetischen Dermatologen und plastischen Chirurgen eine Vielzahl an injizierbaren und implantierbaren körperfremden und körpereigenen Substanzen zur Verfügung (Tabelle 1).
Diese Materialien unterscheiden sich durch ihre Implantationstiefe in der Dermis, Auffülleffekte, unterschiedliche Haltbarkeit im Gewebe und ihre Nebenwirkungen. Alle haben ihre eigene Spezifität in Bezug auf Injektionstechnik und Indikation.
Ähnlich wie bei einem schlaffen Heissluftballon, der wieder mit Luft gefüllt wird und dadurch eine glatte Oberfläche erhält, werden die Falten von innen durch unterschiedliche Füllmaterialien geglättet. Gesichtsbereiche wie eingefallene Wangen, Lippen und auch die eingezogene Kinnregion können mit Volumen versehen und in Form und Kontur verschönert werden. Auch eingesunkene Mundwinkel und tiefe Nasolabialfalten können individuell modelliert werden (Abbildungen 4a und 4b).
Temporäre Füllmaterialien: Hyaluronsäure wirkt der Hautalterung entgegen
Hyaluronsäure hat eine Schlüsselfunktion bei der Hautalterung
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Depressor labii inf. Mentalis
Abbildung 3a: Anatomie der Muskulatur der Mundregion. Injektionspunkt für Botulinumtoxin A zur Schwächung des Musculus depressor anguli oris – einem der stärksten Muskeln, Mundöffner mit Zug nach unten und mitverantwortlich für Hängemundwinkel und Hängebäckchen
Abbildung 3b: Hängebäckchen, Unterlippenfältchen und Nasolabialfalte
Abbildung 3c: Zwei Wochen nach der Injektion von Botulinumtoxin A an den weiss markierten Punkten. Deutliches Verstreichen der Hängebäckchen, Unterlippenfältchen und Nasolabialfalte.
Kollagen und Hyaluronsäure existieren in verschiedenen
Konzentrationen für verschiedene Faltentiefen und Haut-
dicken. Beide Präparate sind für die Glättung aller Falten
sowie zur Konturgebung und Volumenfüllung an Lippen,
bei Weichteildefekten wie Unfallnarben oder bei kleinen
«Icepick»-Aknenärbchen geeignet.
Die Dauer der Wirkung beider Substanzen ist in
etwa vergleichbar und liegt zwischen drei und acht Mona-
ten. Manchmal wirken die Materialien auch länger, je nach Hautbeschaffenheit, Mimik und Lebensgewohnheiten der Patienten. Starke Sonnenexposition der Gesichtshaut und Nikotinmissbrauch verkürzen die Haltbarkeit der Füll-
Abbildung 4a: Anspruchsvolle Frau, Raucherin, mit schmalen Oberlippen und vielen kleinen Oberlippen-
Abbildung 4b: Lippenaugmentation mit temporär biologisch abbaubarem Füllmaterial, Hyaluronsäure
substanzen im Gewebe.
fältchen
(Restylane®). Zehn
Kollagen und Hyaluronsäure sind resorbierbar. Bei Kollagen ist ein Hauttest erforderlich, da es sich um ein tierisches Eiweiss handelt und in seltenen Fällen Allergien auftreten können. Bei der Hyaluronsäure ist kein Hauttest erforderlich. Diese Substanz nimmt unterschiedliche Aufgaben
Minuten nach der Injektíon leichte Schwellung und Rötung der Lippenumgebung.
im Körper wahr und hat eine Schlüsselfunktion bei der
Hautalterung. In der Haut sorgt sie nicht nur für die
Hydratation, sondern hat auch weit reichenden Einfluss auf oder oberflächliche Implantation kann einer der häufigsten
den Stoffwechsel der Zellen. Mit zunehmendem Alter fin- Anwendungsfehler sein. Tabelle 2 zeigt selten auftretende
det sich weniger Hyaluronsäure in der Epidermis. Der Anti- Nebenwirkungen, die sofort behandelt werden sollten.
Aging-Effekt der Hyaluronsäure beruht auf ihren wasser- Die richtige Injektionstiefe, die intradermale Injektion, ist
bindenden und antioxidativen Eigenschaften sowie auf entscheidend. So gelangt die Hyaluronsäure an den Ziel-
ihrem Einfluss auf die Bindegewebszellen (Fibroblasten). In ort, wo die verantwortlichen Fibroblasten die biologische
diesen wird die Neubildung von Hyaluron, Kollagen und Wirkung der Elastizitätsförderung anstossen können.
Elastin angeregt.
Sowohl zum Aufbau eingefallener Wangen und zur Kon-
Sehr selten können bei diesen biologisch abbauba- turierung der Wangenknochen als auch zum Kinnaufbau
ren Füllmaterialien vorübergehend Allergien, Schwellun- und Konturieren der lateralen Mandibula-Kinnregion steht
gen, Rötungen, bakterielle Infektionen und kleine Knötchen eine neue Hyaluronsäure als Option für die ästhetische
auftreten. Weltweit sind bisher nur bei 0,01 bis 0,02 Pro- Sofortbehandlung zur Verfügung (Restylane SubQ®). Die-
zent aller Behandelten allergische Reaktionen aufgetreten. ses klare, transparente und visköse nichtanimalische, stabi-
Entscheidend für den Behandlungserfolg ist, dass das lisierte Hyaluronsäure-Gel (NASHA) ist speziell für tiefe sub-
Behandlungsprogramm konsequent durchgeführt wird und kutane oder supraperiostale Injektionen vorgesehen und
30 die Injektionen richtig ausgeführt werden. Eine zu tiefe verleiht dem Gewebe Volumen. Diese neue, effektiv stabi-
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Vor der Behandlung
Nach der Behandlung
Abbildung 5a und 5b: Modellierung des Gesichtes durch tiefe subkutane oder supraperiostale Injektion von NASHA (Restylane® SubQ).
Die Fotos wurden freundlicherweise von Dr. Gerhard Sattler, Rosenparkklinik, Darmstadt, zur Verfügung gestellt.
Tabelle 1: Implantatmaterialien
Resorbierbare injizierbare Materialien Eigenfett Plasmagel
Nichtresorbierbare injizierbare Materialien Polymethylmetacrylat
mit Kollagen: Artecoll® mit Hyaluronsäure: Dermalife®
Kollagen verschiedener Konzentrationen: Zyderm®I, -II, Zyplast®
Polyvinylpyrrolidon: Bioplastique®
Hyaluronsäuren:
Syntethisches polyacrylamides Gel in Hydrogel:
Restylane® touch, Restylane®, Perlane®,
Aquamid®
Restylane SubQ®
Juvéderm® 18, Juvéderm® 24 HV, Juvederm® 30 HV, Juvélifit®
Hyaloform®, Hyal-System®
Hyaluronsäure mit Dextranen: Reviderm®, Matridex®
Polylactatsäure: New Fill®
Allogene dermale ImplantaAtueto:logen® Autologe FibroplastIesonl:ogen®
Synthetisches Polyacrylamid-Gel ohne Lidocain: Out Line®
Silikon als Öl, als Gel
Resorbierbare Festimplantate Autologer Muskel, Knorpel, Knochen
Nichtresorbierbare Festimplantate Goldfäden
Lyophilisierte Dura
Goretex®-Fäden
Autologe Faszie
Softform®-Implantate Advanta® Aptos®-Fäden (Polypropylen)
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lisierte Hyaluronsäure ist für Patienten geeignet, die ihre Gesichtskonturen stärker betonen möchten oder nach einer Alternative zu invasiveren Behandlungen (z.B. Facelift) suchen (Abbildung 5a und 5b). Neben der Modellierung von Kinn und Wangen können somit auch Narben und Unfalldefekte im Gesicht minimalinvasiv ambulant behandelt werden.
Permanente Füllmaterialien: Die natürliche Hautalterung geht trotzdem weiter Der Vorteil der resorbierbaren gegenüber den semipermanenten und permanenten Füllmaterialien ist, dass die Patientin nach dem Abbau erneut entscheiden kann, welche Verschönerungen sie möchte. Selten können bei bleibenden Implantaten nach sechs bis acht Monaten und auch
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Abbildung 6: Fremdkörpergranulome nach Implantation eines nichtresorbierbaren Füllmaterials.
Tabelle 2: H ufige und seltene Implantationsfehler
G falsch gewählte Injektionsebene (zu oberflächlich) G zu viel Implantationsmaterial G Mischen unterschiedlicher abbaubarer und
nichtabbaubarer Füllsubstanzen G übermässiges Volumen (Überkorrektur) mit Folge
der Migration G abwartende Haltung bei auftretenden Nebenwir-
kungen mit Folge eines verzögerten Behandlungsbeginns der Nebenwirkungen
Abbildung 7a: 60-jährige Patientin mit traurig hängenden «Hamsterbäckchen», tiefer «Zornesfalte», Stirnfalten und tief reichenden «Krähenfüssen», seitlichen Wangen- und tiefen Nasolabialfalten, atonischer und schlaffer Haut
Abbildung 7b: Zwei Wochen nach einem BotulinumtoxinA-Facelift (Stirnfalten, «Zornesfalte», «Krähenfüsse», M. dep. angulioris): eine deutliche Glättung aller behandelten Falten, Verstreichen der Hängebäckchen, erholter, natürlicher, entspannter Gesichtsausdruck
Abbildung 7c: Zwei Wochen nach BTA-Facelift und direkt nach Füllen der Nasolabialfalten und der seitlichen Mundwinkelregion mit Hyaluronsäure (Juvederm® 24 HV und 30 HV), noch dezente Rötung bis zu drei Stunden nach der Behandlung
Abbildung 7d: Ästhetisch optimales Resultat vier Wochen nach der Behandlung mit Botulinumtoxin A und zweimaliger Implantation von Hyaluronsäure
erst nach Jahren Nebenwirkungen wie Knoten in entzünd-
Nicht zuletzt verlangsamt eine dem Stadium der
licher Gewebeumgebung (Fremdkörpergranulome) auftre- Hautalterung angepasste Tages- und Nachtpflege mit
ten (Abbildung 6). Weiter ist zu bedenken, dass perma- Feuchtigkeit spendenden, antioxidativen und Hautober-
nente Füllmaterialien wie zum Beispiel Silikon den mit flächen erneuernden Cremesubstanzen das Fortschreiten
zunehmendem Alter fortschreitenden Verlust an Hautelasti- der Alterung. So können ästhetisch bewusste Patientinnen,
zität und den Abbau des subkutanen Fettgewebes nicht der behandelnde Arzt und die Kosmetikerin über eine
aufhalten können. Schliesslich müssen diese Materialien lange Zeit mit dem Gefühl der Sicherheit auf ein jugendli-
entfernt werden, und was an Behandlungsmöglichkeiten cheres Aussehen hinwirken und den neuen Anti-Aging-For-
bleibt, ist die operative Hautstraffung mittels Facelift.
schungsresultaten mit Neugierde entgegensehen.
G
Durch die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten
bewährt sich die Hyaluronsäure sowohl als Einstiegsthera- Korrespondenzadresse:
pie für Patientinnen, die eine natürliche Behandlungsform Dr. med. Petra Maria Becker?Wegerich
wünschen, als auch als Basistherapie für Patientinnen, die c/o Praxis Dr. med. Myriam Wyss
bereits Erfahrungen mit anderen Behandlungsmethoden Laserzentrum Zürichsee
haben. Biologisch vollständig abbaubare Füllmaterialien Dorfstrasse 94
stellen das Mittel der Wahl dar. Sie können entweder al- 8706 Meilen
lein oder in Kombination mit sämtlichen anderen beste- E-Mail: Petra Becker-Wegerich@hin.ch
henden Methoden zur Behandlung der Gesichtshaut risiko- Internet: www.laserepilation.ch
und nebenwirkungsarm in jeder Altersgruppe eingesetzt
32 werden (Abbildungen 7a bis 7d).
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