Manche Mutmassungen, wenige Fakten, hie und da ein Kommentar, etwas zur Unterhaltung und überhaupt nur, was Sie bereits wissen, nie wissen wollten, hätten wissen können oder was Sie längst langweilt zum Thema Corona. Bemerkungen halt zu Corona für Leute, die nicht darauf verzichten wollen und nicht ahnen, was auf Facebook so alles diskutiert wird.
Turkmenistan hat das Wort «Coronavirus» verboten. Seither gibt es dort keine Coronavirusinfektionen mehr. Wie konnte man diese simple Lösung des Problems nur so lange übersehen?
Was will uns die Welt mit Corona sagen? Die Frage geht auch in Form der Mahnung «Corona ist die Strafe für das, was wir dem Planeten angetan haben» und ähnlich durch die sozialen Medien. Natürlich: Man kann fast jedes Ereignis moralisch aufladen und mit Schuld und Strafe einer höheren Macht assoziieren. Einigermassen objektiv gesehen will einem aber scheinen, dass so ein Virus keinerlei Moral hat. Es bringt wahllos um, weder gerecht noch ungerecht, weder heimtückisch noch gezielt, nein, es stürzt wahllos Anständige ins Unglück und macht Idioten zu Gewinnern. Es ist kaum anzunehmen, dass uns die Welt (wer genau?) damit etwas sagen will – und das Virus selber schon gar nicht. Wenn diese Pandemie schon eine Mahnung sein soll, dann am ehesten noch die: Wir im Westen leben so luxuriös wie keine Generation zuvor. Das ist wunderbar, und wir schätzen das, aber der «Luxus», vor allem wenn er von immer mehr Menschen genossen wird, hat Nebenwirkungen. Das ist nicht verwunderlich, wir lernen es nur gerade neu, weil wir es vergessen haben. Es geht bei Corona also nicht um Moral, sondern um Ratio.
Begegnet die Schweiz der Coronakrise letzten Endes doch besser als andere? Irgendwie schon. Die Wirtschaftshilfe ist rasch und grosszügig, Solidarität und Kreativität erfreuen das Herz, private und öffentliche Spitäler arbeiten (fast) ohne Konkurrenzgehabe zusammen, «physical distancing» generiert nicht selten sogar «social closeness» und vermutlich reichen am Ende sogar Masken und Schutzkleidung. Doch, man darf ein wenig stolz sein auf die Schweiz. Ernsthaft motzen können (und sollen) wir, wenn das Schlimmste vorüber ist. Und dafür werden sich, es ist abzusehen (nicht nur, weil der Vergleich mit Österreich leider etwas schlecht ausfällt), genügend Anlässe finden.
Ja, die Coronakrise hat ihre lustigen Seiten. Aber auch ihre äusserst ernsten. Etwa die Frage des Trackings oder des «contact tracings» oder wie auch immer, das heisst der Überwachung von Coronapositiven mittels Apps wie etwa in Südkorea. Ein in Sachen Datenschutz pragmatisch denkender Kollege meinte: Was nützt mir Datenschutz, wenn ich tot bin? Andererseits hat jemand geschrieben: «Das Tückische an der Coronakrise ist: Die Menschen haben Angst um ihr Leben und das ihrer Familie. In dieser Situation können die Mächtigen alles tun; viel Widerstand haben sie nicht zu erwarten.»
In einer direkten Demokratie wie der Schweiz – wir werden sie nach Corona noch sehr viel mehr schätzen als vorher! – wird’s nicht so schlimm kommen. In anderen Ländern hingegen drohen Vater Staat und Mutter Erde wegen Corona künftig das Szepter zu übernehmen. Handyüberwachung, Reiseverbote, Recht auf Beschlagnahmung, Grenzschliessungen, Einschränkung der Versammlungsfreiheit und der Berufsausübung, Geschäftsschliessungen, Drohnenobservation usw. müssen wir wieder rückgängig machen. Das kann schwierig werden, wenn die Mächtigen erst mal entdeckt haben, wie bequem sich damit regieren lässt. Und warum nicht gleich noch Enteignungen, Abschaffung von schmutzigem Bargeld, Informationsunterdrückung statt Öffentlichkeitsprinzip, Reichensteuer, Zucker-, Mobilitäts- und Wohnraumsteuer hinterherschieben? Wir müssen aufpassen: Corona birgt manche politischen Gefahren! Nicht alle entstammen den Hirnen von Verschwörungstheoretikern. Die politischen Lobbyisten haben den Braten längst gerochen.
Was wir nicht vergessen sollten: Es stimmt nicht, was der deutsche Arbeitsminister sagte: «Wir haben einen starken Sozialstaat, der nicht nur die Gesellschaft absichert, sondern auch wirtschaftlich stabilisiert.» Die Wahrheit ist: Ohne eine starke Wirtschaft ist die Gesellschaft nicht abgesichert. Die Wirtschaft allein finanziert mit ihren Steuern den Sozialstaat. Der Staat ist völlig hilflos ohne das Geld, das zuvor durch den Markt erwirtschaftet wurde.
Ein Viertel der Coronatoten ist nicht «an», sondern «mit» Corona gestorben, das heisst das Virus war gar nicht die Todesursache. Inwieweit das stimmt, weiss im Moment niemand. Trotzdem behaupten einige kritische Mediziner, wenn man diesen Umstand berücksichtige, verursache eine Infektion mit SARS-CoV-2 nicht mehr Sterbefälle als eine gewöhnliche Influenza. Abgesehen davon, dass auch bei den verstorbenen Grippepatienten in den Vorjahren keineswegs alle «an», sondern viele eben auch «mit» Influenza gestorben sind, dürfte sich da ein Blick auf die Übersterblichkeitskurven lohnen.
Ausserdem: In Italien kommt man nach und nach zur Erkenntnis, dass die Zahl der am Coronavirus Verstorbenen vermutlich sehr viel höher ist als in den Statistiken der Johns Hopkins University aufgeführt. In den Altenheimen gab es so viele Tote wie nie zuvor – sie wurden nie auf SARS-CoV-2 getestet.
«It’s a flu.» Noch immer hört man diesen Satz, vor allem von medizinkritischen Stimmen, die wahlweise Behörden, Politiker, die Pharmaindustrie oder Bill Gates bezichtigen oder zumindest verdächtigen, ein persönliches, machtpolitisches oder wirtschaftliches Interesse an der eigentlich unnötigen Panikmache zu haben. Dagegen hilft – nicht immer, aber noch am ehesten – ein Hinweis auf die Zahl der in Bergamo und in New York angefallenen Särge, die von den Bestattungsinstituten und Krematorien nicht mehr bewältigt werden können.
Virologen wissen einiges über das Virus. Aber über Politik, Wirtschaft, Kultur, menschliche Bedürfnisse und den Sinn des Lebens wissen sie nicht mehr als alle anderen.
«Eat five cloves of garlic every day. It does absolutely nothing but keeps everyone else at a safe distance.»
Ach ja, übrigens: Die Delphine, die angeblich die ach so sauber gewordene, sozusagen geläuterte Lagune von Venedig besuchten, waren in Cagliari auf Sardinien fotografiert worden. Aber zugegeben: Das Märchen war zu schön, um nicht erzählt – und geglaubt – zu werden.
Und am Ende das noch gehört: «Schatz, du bist schön – aber nicht systemrelevant!»
Richard Altorfer