Transkript
UEG-Week
Helicobacter-Eradikation
Abgeschwächte Nebenwirkungen mit Probiotika
Machen Dyspepsiesymptome und ein positiver Helicobacter(H.-)-pylori-Test eine Eradikation des Magenkeims erforderlich, kann die antibiotische 3- bis 4-fach-Therapie zu Nebenwirkungen führen. Um diese abzumildern, können Probiotika eingesetzt werden. Welche sich dazu eignen, wurde in einer am Jahreskongress der United European Gastroenterologists (UEG-Week) vorgestellten Praxis-Registerstudie diskutiert.
Die Anlayse von Registerdaten aus der klinischen Praxis hatte zum Ziel, den Nutzen von Probiotika beziehungsweise zur Vorbeugung von Nebenwirkungen von in Europa eingesetzten H.-pylori-Eradikationstherapien zu untersuchen. Die zwischen 2013 bis 2021 gesammelten Daten entstammten dem prospektiven, multizentrischen, nicht-interventionellen Register (Hp-EuReg) über die klinische Praxis europäischer Gastroenterologen. In die Analyse flossen Angaben aus Ländern mit mindestens 30 Patienten, die sich einer Eradikationstherapie unterzogen hatten und mit mindestens 1 Patient mit begleitender Probiotikatherapie sowie Kontrollen ohne Probiotikatherapie. Die Nebenwirkungen der H.-pylori-Eradikationstherapie wurden in die Kategorien leicht, mittelschwer und schwer aufgeteilt und die Ergebnisse nach 5 europäischen Regionen gruppiert. Von 36 699 Patienten wurden 8233 (22%) mit Probiotika behandelt. Dabei wurden mehrere Formulierungen verwendet, darunter 10 Gattungen und 32 Arten, wie Mitautor Dr.
Probiotikaeinsatz in der Praxis
Probiotika werden von Praktikern sowohl als Prävention als auch als
Therapie häufig eingesetzt. Das zeigte eine an der UEG-Week vorge-
stellte griechische Umfrage unter 185 niedergelassenen Ärzten. Gemäss
dieser Umfrage setzen Gastroenterologen Probiotika am häufigsten ein
(97,5%), und zwar in den Indikationen Reizdarm, antibiotika-assozi-
ierte Diarrhö, Pouchitis, Prävention einer Clostridium-difficile-Infek-
tion und bei akuter Diarrhö. Dabei kommt Saccharomyces boulardii
am häufigsten zum Einsatz (69,2%), gefolgt von Lactobacillus acido-
philus (68,1%) und Bifidobacterium bifidum (57,8%).
Ein Drittel der Ärzte gab an, Probiotika bei jeder Antibiotikatherapie zu
verordnen, 26 Prozent während einer länger dauernden Antibiose, 68
Prozent immer oder häufig im Rahmen einer H.-pylori-Eradikation.
Über 80 Prozent von ihnen finden eine probiotische Supplementierung
während der ganzen Dauer der antibiotischen Eradikationstherapie
oder darüber hinaus angemessen.
vh
Referenz: Papastergiou V et al.: Perceptions and practices on clinical use of probiotics: a national survey of healthcare practitioners. PP1683, presented at UEG-Week 2023, Copenhagen.
Javier Alcedo, Miguel Servet University Hospital, Gastroenterology, Zaragoza (E), berichtete. Am häufigsten wurden Lactobacillus (86%), Bifidobacterium (46%), Bacillus (12%) und Saccharomyces (28%) verwendet.
Mehr, aber schwächer
In der Probiotikumgruppe war die Rate der allgemeinen Nebenwirkungen der Eradikationstherapie zwar höher als bei den Kontrollen ohne Probiotika (25 vs. 22%, p < 0,0001), doch war die Rate der schweren Nebenwirkungen tiefer (1,9 vs. 1,1%, p < 0,0001). Die Dauer der Nebenwirkungen war ebenfalls kürzer als bei den Kontrollpatienten (6,4 vs. 8,2 Tage, p < 0,0001). Das logistische Regressionsmodell wurde auf Daten aus der mitteleuropäischen Region angewandt, da hier Probiotika im Vergleich zu den übrigen europäischen Regionen am häufigsten eingesetzt werden (83%). In diesem Modell war die Verwendung von Probiotika mit einer geringeren Inzidenz sowohl globaler als auch schwerer Nebenwirkungen verbunden. Bei den Gattungen war die Inzidenz von mindestens einer Nebenwirkung der Eradikationstherapie und die von schweren Nebenwirkungen bei Bifidobacterium geringer (p = 0,0019 bzw. p < 0,001). Lactobacillus senkte die Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen der 3-fach-Eradikationstherapie (p = 0,0278) und Bacillus zeigte uneinheitliche Ergebnisse. Die Verwendung von Probiotika war demnach mit einer geringeren Nebenwirkungsinzidenz verbunden, sowie mit einer kürzeren Dauer und einem geringeren Schweregrad. Die Gattung Bifidobacterium könnte den Resultaten zufolge bei der Vorbeugung von Nebenwirkungen einer H.-pylori-Eradikationstherapie am nützlichsten sein, so das Fazit des Referenten. s
Valérie Herzog
Quelle: Jahreskongress der United European Gastroenterologists (UEGWeek), 14. bis 17. Oktober 2023, in Kopenhagen.
Referenz: Casas D et al.: Impact of probiotics use on the safety of helicobacter pylori treatments: results of the european registry on the management of helicobacter pylori infection (Hp-EuReg). OP54, presented at UEG-Week 2023, Copenhagen.
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