Transkript
Chronische Gastritis
Was bei der Therapie zu beachten ist
UEG-Week
Eine chronische Gastritis ist häufig. Die Entzündung kann durch Nahrungsmittel, Bakterien wie Helicobacter (H.) pylori und auch durch Viren hervorgerufen werden. In einigen Fällen kann sich daraus eine atrophische Gastritis, ein Ulkus oder auch Magenkrebs entwickeln. Wann eine Gastritis harmlos ist und wann nicht, erläuterte Mario Dinis-Ribeiro, IPO Porto (PT), am Jahreskongress der United European Gastroenterologists (UEG-Week).
Ein Symptom einer chronischen Gastritis ist beispielsweise die Dyspepsie. Sie ist häufig und kann meist konservativ behandelt werden. Bei einer Dyspepsie sollte immer auf H. pylori getestet werden. Im positiven Fall kann entweder sofort mit einer Eradikationstherapie begonnen oder erst eine Gastroskopie durchgeführt werden, um mögliche weitere Schädigungen zu evaluieren. Dies vor allem bei älteren Patienten und bei solchen mit Alarmsymptomen. Eine Eradikationstherapie lohne sich aber immer, so Dinis-Ribeiro. Verschiedene Studien hätten eine Reduktion der Magenkrebsinzidenz nach Eradikation gezeigt (1). Je früher dies geschehe, desto besser. Doch auch in präkanzerösen Stadien kann eine Eradikation noch die Progression stoppen (2). Für eine Eradikation sei es demnach nie zu spät, betonte Dinis-Ribeiro.
Cave atrophische Veränderungen
Etwa 5 Prozent der Personen mit chronischer Gastritis weisen ausgedehnte atrophische Veränderungen (inkl. intestinaler Metaplasien) im Magen auf (3). Obwohl die Prävalenz in verschiedenen Regionen und Ländern, bei verschiedenen Ethnien und in Abhängigkeit von individuellen Risikofaktoren variiert, ist dieser Phänotyp, sobald er sich entwickelt hat, ein triftiger Grund für die betreffende Person, sich monitorisieren zu lassen. Häufig werden diese ausgedehnten atrophischen Veränderungen bei der ersten endoskopischen Beurteilung durch Bi-
KURZ & BÜNDIG
� Dyspepsie ist nicht gleich chronische Gastritis. � Eine chronische Gastritis muss abgeklärt werden, wenn
Dyspepsiebeschwerden vorliegen.
� H. pylori soll in jedem Fall eradiziert werden – unabhängig davon, wann es entdeckt wurde.
� Bei einer asymptomatischen chronischen Gastritis sollen in der Regel keine PPI verordnet werden.
� Eine chronische Gastritis kann neben H. pylori auch durch andere Faktoren hervorgerufen werden.
opsieproben entdeckt, die zur Feststellung von H. pylori entnommen werden. Das bedeutet, dass bei der Behandlung von Dyspepsiepatienten eine H. p ylori-Infektion ausgeschlossen werden sollte, damit bei der Endoskopie beide Diagnosen gleichzeitig gestellt werden können.
PPI-Therapie nicht in jedem Fall
Eine Dyspepsie kann durch Hemmung der Magensäuresekretion behandelt werden, auch wenn die Ergebnisse nur geringfügig besser sind als mit Plazebo (4). Bei der Behandlung der chronischen Gastritis spielen Protonenpumpeninhibitoren (PPI) jedoch keine Rolle, ausser wenn andere Erkrankungen wie Reflux vorliegen oder nicht steroidale Antiphlogistika eingenommen werden. PPI verursachen bei einer asymptomatischen chronischen Gastritis nicht nur Nebenwirkungen, sondern können auch das Risiko für Magenkrebs durch induzierte Hypergastrinämie, Magenatrophie und bakterielle Überwucherung erhöhen (5).
Woher sie kommt
Die häufigste Ursache einer chronischen Gastritis ist eine
H. pylori-Infektion. Neben einer Autoimmungastritis gibt es
jedoch viele ätiologische Faktoren, die eine chronische Gast-
ritis verursachen können. Dazu gehören Umwelterreger,
übertragbare und nicht übertragbare Erreger sowie wirtsbe-
zogene Faktoren. Die häufigsten Ursachen für eine Gastritis,
die nicht auf H. pylori oder eine Autoimmungastritis zurück-
zuführen ist, sind: lymphozytäre Gastritis, Vaskulitis, granu-
lomatöse Erkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen,
virale Infektionen, bakterielle Erkrankungen, Alkohol- und
Kokainmissbrauch. Das maligne Potenzial dieser Gastritiden
bleibt unbekannt. Unabhängig davon lohnt es sich auch nach
Ausschluss von H. pylori oder einer Autoimmungastritis,
nach anderen möglichen Ursachen für eine chronische Gast-
ritis zu suchen, da eine angemessene Behandlung hilfreich
sein kann.
s
Valérie Herzog
Quelle: «Mistakes in the management of chronic gastritis and how to avoid them». Jahreskongress der United European Gastroenterologists (UEGWeek), 14. bis 17. Oktober 2023, in Kopenhagen.
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UEG-Week
Referenzen: 1. Liou J et al.: Screening and eradication of Helicobacter pylori for gastric
cancer prevention: the Taipei global consensus Gut 2020; 69: 2093-2112. 2. Pimentel-Nunes P et al. Management of epithelial precancerous conditi-
ons and lesions in the stomach (MAPS II): European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE), European Helicobacter and Microbiota Study Group (EHMSG), European Society of Pathology (ESP), and Sociedade Portuguesa de Endoscopia Digestiva (SPED) guideline update 2019. Endoscopy 2019; 51: 365-388. 3. Marques-Silva L et al. Prevalence of gastric precancerous conditions: a systematic review and meta-analysis. Eur J Gastroenterol Hepatol 2014; 26: 378-387. 4. Abrahami D et al.: Proton pump inhibitors and risk of gastric cancer: population-based cohort study. Gut 2022; 71: 16-24. 5. Frazzoni L et al.: Endoscopists› diagnostic accuracy in detecting upper gastrointestinal neoplasia in the framework of artificial intelligence studies. Endoscopy 2022;54(4):403-411.
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