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EULAR
Kurznews
Mehr Autoimmunerkrankungen durch Fein-
staubexposition
Adami et al. haben in einer retrospektiven Beobachtungs-
studie die Daten von 80 000 Personen ausgewertet und dabei
eine Assoziation zwischen lokalen Feinstaubkonzentratio-
nen und der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen ge-
funden. Wer in einer Umgebung mit einer Konzentration
an Feinstaub PM10 (Partikel mit einem Durchmesser von
weniger als 10 µm) von über 30 µg/m3 lebt, hat mit einem
12 Prozent höheren Risiko für eine Autoimmunerkrankung
zu rechnen, bei Feinstaub PM2,5 reichen bereits 20 µg/m3 für
ein 13 Prozent höheres Risiko. Auch eine Osteoporose ist mit
einer längerfristigen Feinstaubexposition assoziiert. Dazu
wurden von der gleichen Arbeitsgruppe die Daten von 60 000
Frauen mit hohem Frakturrisiko untersucht. So konnte ge-
zeigt werden, dass eine chronische Exposition gegenüber
einer Feinstaubkonzentration (PM2,5) von 25 µg/m3 mit
einem um 16 Prozent höheren Osteoporoserisiko verbunden
ist. Weiter ist das Einatmen von kristallinem Silizium mit
einem höheren Risiko für eine rheumatoide Arthritis (RA)
verbunden, eine Erkenntnis, die vor allem durch Studien mit
männlichen Arbeitern belegt wurde. Am EULAR-Kongress
wurde nun eine Studie vorgelegt, nach der Frauen, die regel-
mässig staubige Kleider säubern und dadurch ebenfalls kris-
tallinem Silizium ausgesetzt sind, unter RA-Patientinnen im
Vergleich zur Allgemeinbevölkerung überrepräsentiert sind.
Solche Aktivitäten seien im Zusammenhang mit RA bislang
unterschätzt worden.
KD
Quellen: Adami G et al., EULAR 2022; OP0242 und OP0071; Sigaux J et al., EULAR 2022; OP0006.
sss
Höheres Demenzrisiko bei RA-Patienten
Neue Untersuchungen zeigen, dass sowohl Demenz als auch Depression mit rheumatoider Arthritis (RA) assoziiert sind. Die Auswertung des dänischen DANBIO-Registers durch Jens Kristian Pedersen und sein Team ergab, dass unter 11 000 RA-Patienten 10 Prozent mit Antidepressiva versorgt wurden. Depressionen waren bei RA-Patienten mit einem 6-fach höheren Mortalitätsrisiko verbunden. Zudem stellte Dr. Yeonghee Eun neue Daten vor, nach denen eine aktive RA mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden ist. So stieg das kumulative Demenzrisiko alle 5 Jahre nach der RADiagnose um 2 bis 3 Prozent. Auch noduläre Entzündungsherde, grosse Gelenkschwellungen, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und Depressionen waren signifikant mit einem Demenzrisiko assoziiert. In einer weiteren Kohortenstudie wurde berechnet, dass das Demenzrisiko für RA-Patienten (und zwar sowohl für eine Alzheimer als auch eine vaskuläre Demenz) um 1,2-fach höher liegt als in der Kontrollgruppe. KD
Quellen: Pedersen K et al., EULAR 2022, OP0067; Myasoedova E et al., EULAR 2022; OP0134; Eu Y et al., EULAR 2022; OP0271.
Tacrolimus gegen schmerzhafte Ulzera im Mund
Das Behçet-Syndrom ist eine chronische Entzündung der
Blutgefässe, die unter anderem zu sehr schmerzhaften Ulzera
im Mund und an den Genitalien führt. In eine doppelblinden,
plazebokontrollierten Studie aus Ägypten wurden 40 Patien-
ten mit Morbus Behçet eingeschlossen, die an persistierenden
aktiven oralen Ulzerationen litten. Sie wurden in 2 Gruppen
randomisiert, Gruppe 1 erhielt orales Colchizin plus topi-
sches Tacrolimus, Gruppe 2 erhielt orales Colchizin plus
Plazebo. Nach 2 Wochen (p = 0,037) und 3 Monaten
(p = 0,025) litten die Teilnehmenden der Gruppe 1 unter signi-
fikant weniger Schmerzen (visual analogue scale,VAS) als
diejenigen der Gruppe 2. Auch die klinische Beurteilung der
Ulzera (ulcer severity score, USS) hinsichtlich der Zahl, der
Grösse und der Erscheinungsdauer erwies sich als signifikant
besser in der Tacrolimus-Gruppe. Der topische Calcineurin-
hemmer kommt damit als sichere und effektive adjuvante
Therapie beim Management von oralen Ulzerationen in-
frage.
KD
Quelle: Hassanien M et al., EULAR 2022, OP0046.
sss
Fasten gegen rheumatoide Arthritis
Kann man eine rheumatoide Arthritis (RA) durch Fasten oder
eine spezielle Ernährung beeinflussen? Um diese Frage zu be-
antworten, wurden 50 RA-Patienten (92% Frauen, durch-
schnittlich 52 Jahre alt) von einer Berliner Arbeitsgruppe in
2 Gruppen randomisiert. Während eine Gruppe über 7 Tage
fastete (≤ 250 kcal/Tag), danach folgte eine 11-wöchige
pflanzlich basierte Diät, ernährte sich die andere Gruppe
über 12 Wochen konventionell gemäss den Empfehlungen
für eine «antiinflammatorische Ernährung» der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE). Nach 12 Wochen hatte
sich in beiden Gruppen der HAQ (health assessment
questionnaire) im Vergleich zur Baseline signifikant und
relevant verbessert (Fastengruppe: p = 0,001, DGE-Gruppe:
p = 0,032); der HAQ gibt die Behinderung durch die ent-
zündlich rheumatische Gelenkerkrankung an. Die Verbesse-
rung erfolgte in der Fastengruppe deutlich schneller. Zudem
reduzierten sich verschiedene kardiovaskuläre Risiko-
faktoren wie Körpergewicht und Cholesterinlevel in der Fas-
tengruppe stärker gegenüber der DGE-Gruppe (Gewicht:
∆–3,9 kg vs. –0,7 kg). Die Resultate könnten neue Perspek-
tiven für diätische Interventionen innerhalb eines integrati-
ven therapeutischen Ansatzes öffnen, so die Berliner Wissen-
schaftlerinnen und Wissenschaftler.
KD
Quelle: Hartmann AM et al., EULAR 2022, POS0583.
24 CongressSelection Rheumatologie | September 2022