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EULAR
Arthrose
Patienten weisen ein hohes Risiko für Komorbiditäten auf
Am diesjährigen EULAR-Kongress in Kopenhagen wurden 2 neue Studien vorgestellt, die sich mit den Komorbiditäten sowie dem Effekt von Übergewicht auf die Kniearthrose beschäftigten. Vor allem die Reduktion von Übergewicht könnte viele vor einem künstlichen Kniegelenk bewahren.
Zwar konnte in Studien bereits gezeigt werden, dass Patienten mit Arthrose ein erhöhtes Risiko für Komorbiditäten besitzen, allerdings wurden dabei nur Einzelaspekte dieser umfangreichen Thematik untersucht. Anne Kamps, eine Doktorandin des Erasmus University Medical Center in Rotterdam/NL, ging nun der Frage nach, welches Risiko für Komorbiditäten Patienten mit einer Knie- oder Hüftarthrose im Vergleich zu nicht von Arthrose Betroffenen besitzen (1).
Sehr unterschiedliche Komorbiditäten
Dafür nutzte die junge Wissenschaftlerin die elektronischen Daten der niederländischen Integrated Primary Care Information (IPCI) Database von 1,8 Millionen Patienten ohne Arthrose, von rund 36 000 Patienten mit Kniearthrose und von 22 000 Patienten mit Hüftarthrose. Insgesamt litten die Patienten unter 58 Komorbiditäten. Nach der Diagnose Kniearthrose zeigte sich ein besonders erhöhtes Risiko für insgesamt 11 dieser sehr unterschiedlichen Komorbiditäten, darunter rheumatische und muskuloskelettale Erkrankungen wie Gicht und Rückenschmerzen, grauer Star, Gehörverlust, Übergewicht, Schlafstörungen, chronische Nierenerkrankungen, Anämie, KHK und thromboembolische Erkrankungen. Die stärkste positive Assoziation der Kniearthrose (Hazard Ratio [HR] mit 99,9%-Konfidenzintervall [KI]) bestand zu Übergewicht (HR: 2,55), Fibromyalgie (2,06), Polymyalgie (1,72), Medikamentenmissbrauch (1,40) und rheumatoider Arthritis (RA) (1,52). Hingegen zeigte sich zwischen Kniearthrose und COPD (HR: 0,80) respektive Tabakkonsum (0,86) eine statistisch negative Assoziation (HR < 1). Zur Hüftarthrose hatten rheumatische Polymyalgie (1,81), Fibromyalgie (1,70), Bandscheibenvorfall (1,64), thromboembolische Erkrankungen (1,47), Alkoholmissbrauch (1,44) und Übergewicht (1,42) die stärkste Assoziation. Auch Schlafstörungen und Anämie traten sowohl bei Patienten mit Hüft- als auch Kniearthrose (jeweils ca. 1,4) gegenüber der Vergleichsgruppe häufiger auf. Zwar seien Komorbiditäten wie Übergewicht bereits gut dokumentiert, so Anne Kamps in Kopenhagen, bislang weniger bekannte Komorbiditäten könnten jedoch interessante Ausgangspunkte für zukünftige Forschungen sein. Für ihre Arbeit wurde die niederländische Forscherin mit dem «Foreum Award» (Foundation for Research in Rheumatology) ausgezeichnet.
Die Wege bis zur Knieprothese
Mit der Entwicklung des Körpergewichts und der Notwendigkeit für eine arthrosebedingte Knieprothese in der Zeit
zwischen frühem Erwachsenen- und «spätem Midlife»-Alter
beschäftigte sich Sultana Monira Hussain von der Monash
University in Melbourne/Australien (2). Die Expertin für
klinische Epidemiologie nutzte dafür die Körpergewichtsda-
ten von 25 000 Personen zwischen 40 und 70 Jahren der
Melbourne Collaborative Cohort Study, die zwischen 1990
und 2007 erhoben wurden und verknüpfte sie mit der Ver-
änderung des Körpergewichts und möglichem Kniegelenk-
ersatz bis 2018. Dabei identifizierte sie bei den Teilnehmern
im Alter zwischen 20 und 62 Jahren 6 «Entwicklungspfade»
(TR) für die Entwicklung des BMI:
TR 1: von unterhalb des Normalen bis normal
(BMI 20,0–22,1; 19,7%)
TR 2: zwischen normal bis zur Grenze von Übergewicht
(BMI 21,5–25,8; 36,7%)
TR 3: zwischen normal bis zu Übergewicht
(BMI 22,0–29,5; 26,8%)
TR 4: zwischen Übergewicht bis zur Grenze von Adipositas
(BMI 28,5–30,5; 3,5%)
TR 5: zwischen normal bis zur Klasse-1-Adipositas
(BMI 22,8–34,3; 10,1%)
TR 6: zwischen Übergewicht bis zur Klasse-2-Adipositas
(BMI 25,6–39,2; 3,2%).
Über einen Zeitraum von durchschnittlich 12,4 Jahren muss-
ten sich 1328 Teilnehmer (5,4%) ein künstliches Kniegelenk
einsetzen lassen. Die Hazard Ratios für Knieprothesen stie-
gen mit zunehmenden BMI-«Entwicklungspfaden» im Ver-
gleich zu TR 1 an (TR 2: 2,03, TR 3: 4,00, TR 4: 5,17, TR 5:
7,00 und TR 6: 8,59). Gemäss Berechnungen könnten
28 Prozent der Knieprothesen vermieden werden, wenn die
Individuen einem «Entwicklungspfad» tiefer gefolgt wären
(373 Millionen australische Dollar). Die meisten Operatio-
nen (und Kosten) wären in TR 2 und TR 3 zu verhindern
gewesen, also bei Personen, die im frühen Erwachsenenalter
einen normalen BMI hatten und dann im Laufe des Lebens
übergewichtig oder sogar adipös wurden. Die Prävention
einer Gewichtszunahme vom jungen Erwachsenenalter bis
ins mittlere Alter würde Übergewicht und Adipositas redu-
zieren und hätte einen grossen Einfluss auf die Verminderung
von schweren Kniearthrosen und die damit verbundenen
Gesundheitskosten, so Sultana Monira Hussain.
s
Klaus Duffner
Quelle: New developments in OA. Hybride Jahrestagung der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR). 3. Juni 2022 in Kopenhagen.
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Referenzen: 1. Kamps A et al.: Risk of comorbidity following osteoarthritis dia-
gnosis: a cohort study in the Netherlands from the FOREUM Initiative. Ann Rheum Dis. 2022;81(1):148. EULAR OP0225. 2. Hussain SM et al.: Trajectories of body mass index from early adulthood to late midlife and incidence of total knee arthroplasty for osteoarthritis. Ann Rheum Dis. 2022; 81(1):149. EULAR OP0226.
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