Transkript
EADV
Postinflammatorische Hyperpigmentierungen bei Akne
Neue dermokosmetische Anwendung
Oft beeinträchtigen nicht nur Aknepickel, sondern auch zugleich vorhandene hyperpigmentierte Pickelmale das psychosoziale Wohlbefinden Betroffener in hohem Mass. Über ein neues dermokosmetisches Produkt, das ein innovatives depigmentierendes Mittel enthält, berichtete Julia Gallinger aus Hamburg (D) am virtuellen EADV-Kongress 2021 in Posterform.
Postinflammatorische Hyperpigmentierungen (PIH) sind ein wichtiges Problem bei Akne, besonders bei dunklerer Haut (Fitzpatrick-Hauttypen III bis VI), weniger häufig und weniger lang sichtbar bei heller Haut (Hauttypen I und II). Die Pathogenese von PIH ist noch nicht vollständig erforscht (siehe Abbildung). Tyrosinase begrenzt als Schlüsselenzym die Biosyntheserate von Melanin. Potenzielle Tyrosinase-Hemmstoffe wurden bisher meist mithilfe von Pilztyrosinase identifiziert (2). Im klinischen Einsatz erreichten aber herkömmliche Tyrosinasehemmer oft ungenügende Resultate, wahrscheinlich weil sich menschliche Tyrosinase erheblich von Pilztyrosinase unterscheidet. Neuerdings ist es unter Verwendung von rekombinanter humaner Tyrosinase gelungen, beim Screening von mehr als 50 0 00 Verbindungen einen potenten selektiven Hemmstoff der humanen Tyrosinase zu finden. Patentiertes Thiamidol (Isobutylamido-Thiazolyl-Resorcinol) war in vitro bekannten Tyrosinasehemmern wie Hydrochinon, Arbutin oder Kojisäure überlegen (2).
Dermokosmetische Hilfe bei PIH und Akneläsionen
Für die Dermokosmetikmarke Eucerin hat die Firma Beiersdorf ein Produkt entwickelt, das den Tyrosinasehemmer Thiamidol zusammen mit keratolytisch wirksamer Salicylsäure
Postulierte Pathogenese postinflammatorischer Hyperpigmentierungen bei Akne Entzündung (auch subklinische perifollikuläre Entzündung bei Akne mit vorwiegend Komedonen)
Aktivierung des angeborenen Immunsystems
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Stimulation der Melanogenese Melanozyten schütten vermehrt Melanosomen aus Zunahme von Tyrosinase, verstärkte Melaninbildung
Entzündliche Akneläsionen reagieren besonders empfindlich auf UV-Strahlung, welche die Melaninsynthese anregt. Ohne UV-A- und UV-B-Sonnenschutz werden postinflammatorische Hyperpigmentierungen dunkler und bleiben länger sichtbar
(nach [1])
Postinflammatorische Hyperpigmentierungen
und entzündungshemmendem Licochalcon A enthält (Der-
mopure Triple Effect Serum). Das Produkt eignet sich zur
Vorbeugung und Rückbildung sowohl von aknebedingten
PIH als auch von Akneläsionen. Im Rahmen einer randomi-
sierten, kontrollierten, klinischen Studie wendeten 40 Frauen
und Männer (18- bis 40-jährig, Fitzpatrick-Hauttypen
III bis IV) mit leichten bis moderaten Akneläsionen und per-
sistierenden PIH während 12 Wochen 2-mal täglich nach der
Gesichtsreinigung das Dermopure Triple Effect Serum an.
Signifikante Verbesserungen der PIH waren bereits nach 2
Wochen feststellbar und wurden im Verlauf der Studie konti-
nuierlich immer deutlicher. Überdies nahmen entzündliche
Akneläsionen und Komedonen ab. Eine zusätzliche Studie
ergab, dass sich die Lebensqualität (DLQI) nach 8 Wochen
bei 92 Prozent der 24 Probanden verbesserte (um durch-
schnittlich 78%).
Sonnenschutz ist bei aknebedingten PIH sehr wichtig. Das
neue Produkt Dermopure Schützendes Fluid LSF 30 enthält
UV-A- und UV-B-Filter, Licochalcon A (wirkt entzündungs-
hemmend, verhindert Schäden durch hochenergetisches
sichtbares Licht) sowie Decandiol (wirkt antibakteriell). Die
Anwendung des Thiamidol-haltigen Serums (auf einer Ge-
sichtshälfte) und danach des schützenden Fluids (im gesam-
ten Gesicht) wurde in einer 12-wöchigen, randomisierten,
kontrollierten Split-Face-Studie bei 40 Probanden geprüft. Es
zeigte sich, dass die Wirkung des vor UV-Strahlen schützen-
den Fluids durch die Kombination mit dem Thiamidol-halti-
gen Serum verstärkt wurde. Signifikante Verbesserungen von
PIH und Akneläsionen waren mit der kombinierten Anwen-
dung nach 4 Wochen feststellbar und nahmen danach konti-
nuierlich weiter zu. In einer weiteren Studie besserte die
kombinierte Anwendung beider Produkte bei allen 15 Pro-
banden die Lebensqualität (DLQI) innerhalb von 8 Wochen
(um durchschnittlich 77%).
s
Alfred Lienhard
Quelle: E-Poster P0057 und P0063 beim 30. Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), 29. September bis 2. Oktober 2021.
Referenzen: 1. Garg S et al.: Tips for managing post-inflammatory hyper-
pigmentation of acne. Cosmoderma. 2021;1:28. 2. Roggenkamp D et al.: Effective reduction of post-inflammatory
hyperpigmentation with the tyrosinase inhibitor isobutylamido-thiazolyl-resorcinol (Thiamidol). Int J Cosmet Sci. 2021;43:292-301.
18 CongressSelection Dermatologie | Januar 2022