Transkript
EADV
Akne vulgaris
Entdeckung eines neuen Komedolytikums
Das von Prof. Jean-Hilaire Saurat aus Genf entwickelte und im Rahmen des 28. EADV-Kongresses an einem Satellitensymposium von Pierre Fabre/Avène vorgestellte Comedo-Switch-Konzept erklärt die Aknepathogenese einleuchtend und bildet die Grundlage für die Entwicklung neuer Wirkstoffe zur Pflege der zu Akne neigenden Haut.
Im Isthmusbereich der Haar-Talgdrüsen-Einheit, wo der Ductus seboglandularis in den Haarfollikelgang mündet, befinden sich LRIG1-positive Stammzellen, die sich normalerweise gleichmässig sowohl zu Infundibulumepithelzellen als auch zu Talgdrüsenzellen differenzieren. Endogene Faktoren (z.B. androgenabhängige Störung, Cutibacterium acnes im Follikelgang, veränderte Talglipide, lokale IL-1-Wirkung, lokaler Vitamin-A-Mangel) und exogene Faktoren wie Xenobiotika (aus Umwelt und Nahrungsmitteln), welche den Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor aktivieren, kommen als Auslöser der Komedogenese in Betracht. Die Stammzellen im Isthmusbereich reagieren empfindlich auf solche komedogenen Einflüsse, wobei es zu einer Differenzierungsstörung, dem Comedo-Switch, kommt (1). Weil sich die Stammzellen nun vermehrt zu Infundibulumepithelzellen und weniger zu Talgdrüsenzellen differenzieren, entstehen Mikrokomedonen, während die Talgdrüsen atrophisch werden. Die durch Hyperproliferation von Keratinozyten im Isthmus und Infundibulum entstandenen, klinisch nicht sichtbaren Mikrokomedonen wachsen durch Talgretention zu sichtbaren offenen und geschlossenen Komedonen heran und können sich zu entzündlichen Akneläsionen entwickeln. In vitro konnte gezeigt werden, dass ein Pflanzenextrakt aus der Mariendistel (Silybum-marianum-Fruchtextrakt) die Empfindlichkeit der Stammzellen gegenüber komedogenen Einflüssen reduziert. Dadurch kann der Comedo-Switch blockiert und die Bildung von Mikrokomedonen verhindert werden. Silybum-marianum-Fruchtextrakt könne bei allen Akneschweregraden zusätzlich zur Aknetherapie im gesamten Feld als «Feld-Dermokosmetikum» zur präventiven Pflege und zur Rezidivprophylaxe verwendet werden, so der Referent.
Neues Komedolytikum
Stabilisierter Silybum-marianum-Fruchtextrakt ist enthalten im Präparat Comedomed, das zur Cleanance-Linie von Avène gehört, berichtete Dr. Thérèse Nocera aus Toulouse (F). Im Rahmen einer achtwöchigen, randomisierten, kontrollierten, offenen Studie verwendeten 18 Erwachsene mit leichter bis moderater, nicht entzündlicher Akne zweimal
täglich Comedomed im Gesicht. 18 Patienten dienten als
Kontrollpersonen ohne Verwendung des Dermokosmetikums.
Die Anzahl offener und geschlossener Komedonen im Gesicht
nahm in der Comedomed-Gruppe nach zwei Monaten hoch-
signifikant stärker ab (um 45,5%) als in der Kontrollgruppe.
Bei offenen Komedonen erfolgte die Reduktion schneller als
bei geschlossenen.
An einer weiteren achtwöchigen Studie beteiligten sich neben
Erwachsenen auch 40 Prozent Teenager ab 12 Jahren mit
leichter bis moderater Akne (total 15 bis 40 überwiegend
nicht entzündliche Akneläsionen). Vor Studienbeginn waren
alle Aknemedikamente abgesetzt worden. Die 56 Patienten
verwendeten nur Comedomed zweimal täglich. Schon nach
siebentägiger Anwendung nahm die Gesamtzahl der Läsio-
nen im Vergleich zu Baseline signifikant um 21,7 Prozent ab,
nach zweimonatiger Anwendung um 39,2 Prozent.
Auch in Kombination mit topischen oder systemischen Ak-
netherapien ist Comedomed wirksam. Von 62 Patienten im
Alter zwischen 12 und 35 Jahren (davon 39% Teenager), die
sich an einer vierwöchigen Studie beteiligten, beurteilten 97,3
Prozent die zweimal tägliche Anwendung von Comedomed
zusammen mit topischen Aknetherapien als leicht anwend-
bar. Das Dermokosmetikum sei bei Teenagern und jungen Er-
wachsenen mit zu Akne neigender Haut sehr gut verträglich
und bewirke keine Trockenheit, so die Referentin.
s
Alfred Lienhard
Quelle: Satellitensymposium «Cleanance Comedomed – The discovery of a new comedolytic addressing the microcomedone» (Sponsor: Pierre Fabre/Avène) beim 28. Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) am 10. Oktober 2019 in Madrid.
Referenz: 1. Saurat J-H: Strategic targets in acne: The comedone switch in
question. Dermatology 2015; 231: 105–111.
14 CongressSelection Dermatologie | Januar 2020