Transkript
SGAI
Allergie-Impfung
Virusähnliche Partikel als Immuntherapie der Zukunft?
Virusähnliche Partikel, auf denen Allergene aufgebracht werden, sind ein neuer Ansatz in der Immuntherapie von Allergikern. Sie können offenbar dazu beitragen, die Immunogenität von Tieren herabzusetzen oder die Immuntoleranz der sensibilisierten Menschen zu verbessern. Nach ersten Erfolgen mit dem Katzen-Major-Allergen Fel d 1 wurde inzwischen auch ein VLP-basierter Ansatz für Menschen mit Erdnussallergie erfolgreich geprüft.
Virusähnliche Partikel (VLP: virus-like particles) sind Partikel, die aus viralen Kapsiden aufgebaut sind, aber kein genetisches Material der Viren, also keine Nukleinsäuren enthalten. Stattdessen werden sie mit unterschiedlichen Molekülen gefüllt, welche die Immunogenität der Partikel oder auch die Bildung T-regulatorischer Zellen (Treg) und damit die Toleranzentwicklung verstärken. Auf der Oberfläche der Kapside würden die Antigene aufgebracht, gegen die eine Immunreaktion erzeugt werden solle, berichtete Prof. Martin Bachmann vom Inselspital Bern auf dem Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (SGAI) in Lugano.
Lage sind, die gesamten Erdnusspartikel zu neutralisieren und so eine Bindung an Mastzellen mit konsekutiver Mediator-Ausschüttung zu verhindern.
Adela Žatecky
Quelle: Symposium 8 «Allergology – pathogenesis and therapies» am SGAI 2019, 6. September 2019 in Lugano.
Impfstoff für Katzen entwickelt
Mit dem VLP-Ansatz wurde bereits ein Impfstoff für Katzen entwickelt, der die Tiere befähigt, ihr körpereigenes Fel d 1 zu neutralisieren und so weniger dieses für den allergischen Halter problematischen Allergens mit den Körpersekreten abzugeben. Dazu wurde ein Konjugatimpfstoff aus VLP mit kovalent gebundenen Fel d 1 an der Oberfläche entwickelt. Mit der dreimaligen Applikation dieses Impfstoffes im Abstand von jeweils drei Wochen konnten die Spiegel an Fel d 1 in der Tränenflüssigkeit der Katzen signifikant reduziert werden. Wie in einer Studie mit 10 allergischen Katzenbesitzern gezeigt wurde, verlängerte eine derartige Impfung der Katzen die Zeit, in der die Besitzer ihre Katze streicheln konnten, bis sie eine Symptomstärke von 5 auf der visuellen Analogskala erreichten.
Schon ein einzelnes Allergen kann Protektion bewirken
Ein weiterer VLP-Ansatz zeigte bei Erdnussallergikern erste Erfolge: VLP, die entweder mit dem Major-Allergen Ara h 1, mit Ara h 2 oder mit einem Erdnuss-Gesamtextrakt besetzt und aufgrund ihrer sonstigen Bestandteile zur Induktion von allergieprotektiven spezifischen IgG befähigt waren, wurden Erdnuss-sensibilisierten Mäusen appliziert. Während die Partikel mit Ara h 2 keine Schutzwirkung erzeugen konnten, induzierten sowohl die Partikel mit dem Gesamtextrakt als auch die mit Ara h 1 eine Protektion vor einer anaphylaktischen Reaktion im Provokationstest. Dass ein einzelnes Allergen für die Protektion ausreicht, wird dadurch erklärt, dass die dadurch induzierten spezifischen IgG-Antikörper in der
CongressSelection Allergologie/Pneumologie | Dezember 2019
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