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EAU
Nicht muskelinvasiver Blasenkrebs
Welche Alternativen zu BCG es gibt
Foto: vh
Bei Patienten mit nicht muskelinvasivem Blasenkrebs gilt es, die Progression zu einem muskelinvasiven Krebs zu bremsen oder zu unterbinden. Gelingt das nicht, bleibt nur die radikale Zystektomie. Welche pharmakologischen Möglichkeiten es dazu gibt, insbesondere auch bei Patienten, bei denen eine BCG-Therapie nicht möglich ist oder fehlschlägt, erklärte Prof. Ashish Kamat, Urologische Onkologie, University of Texas, MD Anderson Cancer Center, Houston (USA), am EAU-Kongress.
Blasenkrebs ist die zehnthäufigste Krebserkran-
kung weltweit (1). Bei den meisten Patienten ist
der Blasenkrebs zum Zeitpunkt der Diagnose
noch nicht muskelinvasiv. Bei Patienten mit
nicht invasivem papillärem Karzinom (Ta) und
mit etwas tiefer eingedrungenem Tumor (T1)
reicht die erste transurethrale Resektion (TUR)
häufig nicht aus, weil noch Resttumorzellen in
der Blasenwand nachweisbar sind. Hier bedarf
Prof. Ashish Kamat
es einer zweiten TUR. Stützpfeiler in der Rezidivtherapie des nicht muskelinvasiven Blasen-
krebses ist seit bald 50 Jahren die adjuvante intravesikale In-
stillationstherapie mit Bacillus Calmette-Guerin (BCG). BCG
senkt die Rezidiv- und Progressionsraten bei einer Erhal-
tungstherapie von 1 bis 3 Jahren (2). Doch gibt es Fälle, bei
denen eine Therapie über diesen Zeitraum nicht möglich ist
oder nicht ausreicht, namentlich bei BCG-Unverträglichkeit
oder Nichtansprechen. Patienten mit einem high-grade Car-
cinoma in situ und/oder einem T1-Tumor haben ein 50-pro-
zentiges Risiko, dass der Tumor sich zu einer muskelinvasi-
ven Krebserkrankung weiterentwickelt. Daher wären die
nächsten Optionen eine radikale Zystektomie oder blasener-
haltende Strategien mit unterschiedlicher Wirksamkeit, so
Kamat.
Neue Therapieansätze
Eine Alternative zu BCG und zur radikalen Zystektomie besteht in der intravesikalen Chemotherapie. Dazu gehören Chemotherapeutika wie Gemcitabin, Docetaxel, Paclitaxel, Cisplatin sowie Kombinationstherapien. Die zurzeit empfohlene Kombination Gemcitabin/Docetaxel zeige eine gute Wirkungsdauer mit 34 Prozent Rezidivfreiheit von High-gradeTumoren nach 2 Jahren (3), berichtet der Experte. Weitere Möglichkeiten bestehen in der radiofrequenzinduzierten Chemohyperthermie plus Mitomycin, die als Kombination bessere Resultate brachte als Mitomycin allein (4). Die neuere Entwicklung läuft mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (PD-1-Inhibitoren bzw. Anti-PD-L1), die bereits beim metastasierten Blasenkarzinom ihre Wirkung gezeigt haben. In der Therapie des nicht muskelinvasiven Blasenkarzinoms
zeigte der PD-1-Hemmer Pembrolizumab in der Phase-II-
KEYNOTE-057-Studie bei Patienten mit Carcinoma in situ
(+/- Ta oder T1), die auf BCG nicht ansprechen, nach 14 Mo-
naten in 31 Prozent der Fälle ein komplettes, anhaltendes
Ansprechen ohne Progression zu einem muskelinvasiven Bla-
senkrebs (5). Die darauffolgende Phase-III-Studie mit Pem-
brolizumab plus BGC versus BCG allein bei Patienten mit
High-grade-Tumoren ist derzeit noch im Gang (NCT
03711032). Immuncheckpoint-Inhibitoren wie Atezolizu-
mab, Nivolumab und Durvalumab werden in dieser Indika-
tion zurzeit ebenfalls allein oder in Kombination mit BCG,
Bestrahlung oder anderen Strategien in Studien getestet.
Zu bedenken sei das Potenzial von schweren immunzellver-
mittelten Nebenwirkungen von systemischen Immuncheck-
point-Inhibitoren. Dieses sei für Patienten mit metastasierten
Tumoren sicher akzeptabel, bei Patienten mit nicht muskel-
invasivem Blasenkrebs wiege es jedoch die Mortalitätsrate
einer radikalen Zystektomie auf, so Kamat abschliessend. L
Valérie Herzog
Quelle: «Beyond BCG in non-muscle invasive ladder cancer», 34. Jahreskongress der European Association of Urology (EAU), 16. bis 19. März 2019 in Barcelona.
Referenzen: 1. Bray F et al.: Global cancer statistics 2018, GLOBOSCAN estima-
tes of incidence and mortality worldwide for 36 cancers in 185 countries. CA Cancer J Clin 2018; 68: 394–424. 2. Oddens J et al.: Final results of an EORTC-GU cancers group randomized study of maintenance bacillus Calmette-Guérin in intermediate- and high-risk Ta, T1 papillary carcinoma of the urinary bladder: one-third dose versus full dose and 1 year versus 3 years of maintenance. Eur Urol 2013; 63: 462–472. 3. Milbar N et al.: Oncological Outcomes of Sequential Intravesical Gemcitabine and Docetaxel in Patients with Non-Muscle Invasive Bladder Cancer. Bladder Cancer 2017; 3: 293–303. 4. Colombo R et al.: Multicentric study comparing intravesical chemotherapy alone and with local microwave hyperthermia for prophylaxis of recurrence of superficial transitional cell carcinoma. J Clin Oncol 2003; 21: 4270–4276. 5. Bellmunt J et al.: Phase 2 study of pembrolizumab in patients with bacillus Calmette-Guérin–unresponsive, high-risk, non– muscle-invasive bladder cancer: KEYNOTE-057. Eur Urol Supp 2018; 17: e1145.
12 CongressSelection Urologie | Juni 2019