Transkript
ERS
Rauchen und Asthma
Ungünstig für Krankheitsverlauf und Therapie
Dass sich Rauchen ungünstig auf die Krankheitskontrolle bei Asthma bronchiale auswirkt, ist intuitiv naheliegend. Dennoch liegt die Prävalenz des Nikotin-Abusus in der Asthmapopulation ebenso hoch wie in der Normalbevölkerung. Die Auswirkungen sind gravierend.
Forschungsprojekt SmokeHaz online:
www.rosenfluh.ch/ europeanlung.org
«Rauchende Asthmapatienten haben trotz inhalativer Steroide häufiger Symptome», sagte Prof. Peter J. Barnes aus London (GB) und wies darauf hin, dass in den USA mehr als 30 Prozent aller Asthmapatienten, die in Krankenhäuser aufgenommen werden, aktive Raucher sind. Die ungünstigen Auswirkungen des Rauchens auf die Erkrankung sind, so Barnes, mannigfaltig. Neben einer Verschlechterung der Symptomatik kommt es zu häufigeren Arztbesuchen, mehr Exazerbationen, mehr lebensbedrohlichen Attacken und damit auch zu höherer Mortalität. Barnes unterstrich, dass nicht nur aktives Rauchen diese ungünstigen Effekte hat, sondern dass Passivrauchen ebenfalls schlechtere Asthmakontrolle, höheren Verbrauch von Bedarfsmedikation, mehr Hospitalisierungen und schlechtere Lebensqualität bewirkt. Barnes: «Das macht sich auch bei der Lungenfunktion bemerkbar. Rauchen ist assoziiert mit Bronchokonstriktion infolge des cholinergen Reflexes, beschleunigter Abnahme des forcierten Einminutenvolumens und vermehrter fixierter Obstruktion.» Laut Ergebnissen von SmokeHaz, eines Forschungsprojekts der European Lung Foundation (ELF) und der ERS, erhöht Rauchen das Exazerbationsrisiko um den Faktor 1,7. Kinder, die Tabakrauch ausgesetzt werden, haben ein dreifach höheres Risiko, wegen Asthmas in ein Krankenhaus eingeliefert zu werden (1). Im Sputum rauchender Asthmatiker werden verschiedene Entzündungszellen, wie Neutrophile, Eosinophile und Makrophagen, gehäuft gefunden (2). Analysen der Kohorte U-BIOPRED fanden im Sputum aktiver Raucher mit schwerem Asthma erhöhte Spiegel des Granulozyten-MonozytenKolonie-stimulierenden Faktors (GM-CSF), der als Zytokin wirkt und das Überleben von Eosinophilen und Neutrophilen sowie die Makrophagenaktivierung begünstigt. Alles in allem ist das induzierte Sputum rauchender Asthmapatienten mit zahlreichen Hinweisen auf neutrophile Inflammation jenem von COPD-Patienten ähnlich, so Bates. Dazu passend nimmt das fraktionierte exhalierte Stickstoffmonoxid als Marker für die Inflammation im Rahmen des Asthma bronchiale bei rauchenden Patienten ab. Die Biopsie zeigt vermehrt Mastzellen, Metaplasie des Plattenepithels und Hyperplasie von Becherzellen sowie Hinweise auf aktivierte Neutrophile. Diese Veränderungen führen zu einem Wirkverlust der inhalativen Kortikosteroide, die in einer plazebokontrollierten Studie bei Rauchern keinen Effekt auf die Zahl der Eosinophilen im Sputum hatten (3). Barnes: «Zigarettenrauchen inhibiert die Wirkung von Steroiden auf die asthmatische Entzündung.» Studiendaten zeigen, dass dies nicht nur für inha-
lative, sondern auch für orale Steroide gilt und dass ehe-
malige Raucher zumindest numerisch, wenn auch nicht sig-
nifikant, ebenso von diesem Effekt betroffen sind (4).
Grund für die Steroidresistenz ist der oxidative Stress durch
Zigarettenrauch, der die Spiegel des für die Steroidwirkung
erforderlichen Enzyms Histondeacetylase 2 (HDAC2) redu-
ziert. Auch bei gegenüber Zigarettenrauch exponierten Kin-
dern konnten eine um mehr als 50 Prozent reduzierte Expres-
sion von HDAC2 und ein reduziertes Ansprechen auf Ste-
roide nachgewiesen werden (5). Ebenso kommt es durch die
Kombination von Asthma und Rauchen zu einem Anstieg des
Zytokins IL-17A, der mit vermehrtem Auftreten von Neutro-
philen korreliert (6).
Gegenstrategien werden in klinischen Studien untersucht. So
führte in einer kleinen Gruppe rauchender Asthmapatienten
die Kombination von niedrig dosiertem Theophyllin plus
Beclometason zu einer Verbesserung der Lungenfunktion (7).
Und die Antwort auf die erhöhten IL-17A-Spiegel könnten
Statine sein. Zumindest gelang es in einer Gruppe von
COPD-Patienten, durch Simvastatin IL-17 in den Atem-
wegen zu senken (8). Die erste und wichtigste Massnahme in
der Behandlung rauchender Asthmapatienten liegt allerdings
auf der Hand: Nikotinstopp!
L
Reno Barth
Referenzen 1. http://www.europeanlung.org/en/projects-and-research/pro-
jects/smokehaz/home 2. Chalmers GW et al.: Smoking and airway inflammation in pati-
ents with mild asthma. Chest 2001; 120(6): 1917–1922. 3. Chalmers GW et al.: Influence of cigarette smoking on inhaled
corticosteroid treatment in mild asthma. Thorax 2002; 57(3): 226-230. 4. Chaudhuri R et al.: Cigarette smoking impairs the therapeutic response to oral corticosteroids in chronic asthma. Am J Respir Crit Care Med 2003; 168(11): 1308–1311. 5. Kobayashi Y et al.: Passive smoking impairs histone deacetylase2 in children with severe asthma. Chest 2014; 145(2): 305–312. 6. Siew LQC et al.: Cigarette smoking increases bronchial mucosal IL-17A expression in asthmatics, which acts in concert with environmental aeroallergens to engender neutrophilic inflammation. Clin Exp Allergy 2017; 47(6): 740–750. 7. Spears M et al.: Effect of low-dose theophylline plus beclometasone on lung function in smokers with asthma: a pilot study. Eur Respir J 2009; 33(5): 1010–1017. 8. Maneechotesuwan K et al.: Simvastatin Suppresses Airway IL-17 and Upregulates IL-10 in Patients With Stable COPD. Chest 2015; 148(5): 1164–1176.
Quelle: Symposium: «Effects of smoking on asthma. Effects of smoking cessation on asthma immunology and outcomes», im Rahmen des ERS 2018, am 19. September in Berlin.
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