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News vom EASD-Kongress
HARMONY: GLP-1-Rezeptoragonist Albiglutid reduziert kardiovaskuläre Ereignisse
Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und kardiovaskulärer
Erkrankung reduziert der lang wirksame GLP-1-Rezeptor-
agonist (RA) Albiglutid im Vergleich zu Plazebo kardiovas-
kuläre Ereignisse signifikant. Das zeigte die in 28 Ländern
durchgeführte, randomisierte und kontrollierte Nichtunter-
legenheitsstudie HARMONY mit 9463 Teilnehmern. Diese
erhielten einmal wöchentlich Albiglutid 30 oder 50 mg oder
Plazebo. Als primärer Endpunkt galt nach 1,6 Jahren die
Nichtunterlegenheit bei erstem Auftreten von Myokardin-
farkt, Hirnschlag oder kardiovaskulärem Tod.
Der primäre Endpunkt trat in der Albiglutidgruppe bei
7,1 Prozent der Patienten ein, in der Plazebogruppe bei 9 Pro-
zent. Mit einer Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen
um signifikante 22 Prozent ist Albiglutid der Plazebobehand-
lung überlegen.
Die Anzahl akuter Pankreatitisfälle (10 bzw. 7), Pankreas-
krebs (6 bzw. 5) oder medullärer Schilddrüsenkarzinome
(0 bzw. 0) und anderer schwerer Nebenwirkungen unter-
schieden sich nicht signifikant in den beiden Gruppen.
Vor dem Hintergrund, dass Typ-2-Diabetiker ein doppelt so
grosses Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung haben
wie Patienten ohne Diabetes, steht für Typ-2-Diabetiker mit
Albiglutid eine weitere attraktive Option mit belegtem kar-
diovaskulärem Schutz und akzeptablen Nebenwirkungen
zur Verfügung. Die Number needed to treat, um in 1,6 Jahren
ein kardiovaskuläres Ereignis zu verhindern, liegt unter Albi-
glutid bei 50, so der Studienleiter Prof. Stefano Del Prato, De-
partment of Clinical and Experimental Medicine, University
of Pisa (I). Die Studie wurde zeitgleich mit der Präsentation
im «Lancet» (1) publiziert.
vh
Referenz: 1. Hernandez AF et al.: Albiglutide and cardiovascular outcomes in
patients with type 2 diabetes and cardiovascular disease (Harmony Outcomes): a double-blind, randomised placebo-controlled trial. Lancet 2018 Oct 2; Epub ahead of print.
Quelle: «HARMONY Outcomes», Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) 2018, 1. bis 5. Oktober in Berlin.
LLL
Späte Typ-1-Diabetes-Erkrankung oft fälschlicherweise als Typ-2-Erkrankung behandelt
Typ-1-Diabetes-Erkrankungen können auch erst im Erwachsenenalter jenseits des Alters von 30 Jahren auftreten. Weil Typ-2-Erkrankungen in diesem Lebensabschnitt weitaus häufiger sind als solche vom Typ 1, werden diese sehr häufig nicht erkannt und demzufolge falsch behandelt, wie eine Studie aufdeckte. Prominentes Beispiel dafür ist Premierministerin Theresa May, sie erkrankte im Alter von 56 Jahren. Britische Forscher um Dr. Nick Thomas, University of Exeter (GB), analysierten eine Kohorte mit 583 insulinbehandelten Diabetikern, deren Diagnose nach dem 30. Altersjahr erfolgte. Ihre Krankheitscharakteristik verglichen sie mit 220 Patienten mit schwerem Insulinmangel und einer Diabe-
tesdiagnose vor Erreichen des 30. Altersjahrs. Dabei zeigte
sich, dass 21 Prozent der mit Insulin behandelten Diabetiker
mit später Diagnose einen schweren Insulinmangel aufwie-
sen, was für Typ-1-Diabetes typisch ist. Innerhalb dieser
Gruppe erhielten 39 Prozent zum Diagnosezeitpunkt kein
Insulin, und knapp die Hälfte von ihnen glaubte, an einer
Typ-2-Erkrankung zu leiden. Ein rasches Fortschreiten der
Insulinabhängigkeit zwang 84 Prozent von ihnen innerhalb
eines Jahres zur Insulinsupplementation. Unter den Patien-
ten, die innerhalb von drei Jahren insulinabhängig wurden,
hatten 44 Prozent eine schwere Insulindefizienz entwickelt.
Die Patienten, die anfänglich statt Insulin orale Antidiabetika
erhalten hatten, waren im Durchschnitt älter als jene, die be-
reits von Beginn an Insulin erhielten (48 vs. 41 Jahre).
Man müsse sich bewusst sein, dass Typ-1-Diabetes auch in
späteren Lebensabschnitten auftreten kann. Die meisten
Patienten, die innerhalb von drei Jahren insulinabhängig
werden, leiden an einem Typ-1-Diabetes. Ihnen die richtige
Therapie und Patientenschulung zukommen zu lassen, sei
enorm wichtig, so das Fazit der Forscher.
vh
Quelle: « Cases of type 1 diabetes diagnosed after the age of 30 are frequently not identified and may be misdiagnosed as type 2 diabetes», Abstract 301, Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) 2018, 1. bis 5. Oktober in Berlin.
LLL
GLP-1-Rezeptoragonist als Tablette
Injizierbare Substanzen so zu formulieren, dass sie auch oral
verabreicht wirken, galt als reinste Utopie. Doch diese ist
Realität geworden und könnte schon bald verfügbar werden.
Mit SNAC (Sodium-N-Amino-Acrylat) als Koformulierung
für den GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid ist eine be-
schleunigte transzelluläre Absorption durch den Magen ge-
lungen, ohne dass das Peptid unwirksam wird. Die orale For-
mulierung wurde mittlerweile im PIONEER-Phase-3-Studi-
enprogramm getestet: in PIONEER-1 versus Plazebo,
PIONEER-2 versus SGLT2-Hemmer, in PIONEER-3 versus
DPP-4-Hemmer, in PIONEER-4 versus andere GLP-1-Re-
zeptoragonisten und in PIONEER-7 mit flexibler Dosisan-
passung versus DPP4-Hemmer. In allen Studien waren die
HbA1c-Senkung als definierter primärer Endpunkt und die
Gewichtsreduktion als sekundärer Endpunkt bei einer Dosis
von 14 mg Semaglutid stärker als bei den Vergleichssubstan-
zen, wie Prof. Steve Bain, Swansea University Medical
School, Swansea (GB), am EASD-Kongress berichtet.
In der PIONEER-5-Studie wird das orale Semaglutid derzeit
bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung untersucht, in der
PIONEER-6-Studie auf kardiovaskuläre Langzeiteffekte und
in der PIONEER-8 als Add-on zu Insulin versus Insulin. Das
ganze Studienprogramm umfasst 8845 Patienten mit neu dia-
gnostiziertem Typ-2-Diabetes.
vh
Quelle: «PIONEER Trial», Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) 2018, 1. bis 5. Oktober in Berlin.
LLL
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