Transkript
EASD
Wie sie kardiorenal wirken
DPP-4-Hemmer unter der Lupe
Foto: vh
DPP-4-Hemmer senken zuverlässig den Blutzucker. Weil Antidiabetika wie DPP-4-Hemmer jedoch über sehr lange Zeit eingesetzt werden, ist es wichtig zu wissen, ob sie über die Blutzuckersenkung hinaus Einfluss auf makro- oder mikrovaskuläre Komplikationen bei Herz und Nieren nehmen. Eine Übersicht dazu gab es am EASD-Kongress.
Inkretinbasierte Antidiabetika inhibieren die tubuläre Natriumrückresorption und vermindern den glomerulären Druck und können sich auf eine diabetische Nephropathie positiv auswirken. DPP-4-Hemmer wie Alogliptin, Linagliptin, Saxagliptin, Sitagliptin und Vildagliptin könnten bei Patienten mit leichten Nierenfunktionsstörungen (eGFR > 50) ohne Dosisanpassung verwendet werden, bei mittelProf. Hiddo Lambers Heerspink schweren bis schweren Nierenfunktionsstörungen (eGFR 30–50 bzw. ≥ 30) sei das nur noch bei Linagliptin der Fall, so die Erklärung von Prof. Hiddo Lambers Heerspink, University Medical Center Groningen (NL) (1). Studien zeigten aber, so Heerspink, dass sich die Auswirkung von DPP-4-Hemmern im Vergleich zu Plazebo hinsichtlich der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) nicht signifikant unterscheide, und ein positiver Einfluss auf die Albuminurie sei nicht konsistent aufgetreten. In der am EASD-Kongress präsentierten CARMELINA-Studie mit Linagliptin (2, 3) gab es keine Unterschiede zwischen Studienmedikament und Plazebo auf den vordefinierten renalen Endpunkt. Doch zeigte sich im Vergleich zu Plazebo eine signifikante Reduktion von mikrovaskulären Ereignissen, die hauptsächlich gemäss Studienautoren auf einer Reduktion der Albuminurieprogression beruht. Die Studie hatte zum Ziel, die Auswirkungen von Linagliptin bei Typ-2Diabetikern auf kardiovaskuläre und renale Ereignisse sowie auf die Herzinsuffizienz bei Typ-2-Diabetikern mit kardiovaskulären und/oder renalen Risikofaktoren zu untersuchen. Bei knapp 7000 Patienten zeigte sich nach zwei Jahren, dass Linagliptin die Rate an schweren kardiovaskulären und renalen Ereignissen im Vergleich zu Plazebo nicht erhöht.
Kein Einfluss auf das Herz
Die multizentrische, doppelblinde, randomisierte, kontrollierte CARMELINA-Studie schloss Typ-2-Diabetiker mit hohem kardiovaskulärem Risiko ein, für die HbA1c-Senkung mit Metformin allein nicht ausreichend ist. Die meisten von ihnen hatten auch eine Nierenerkrankung. Die Teilnehmer erhielten während 2,2 Jahren zusätzlich zur Standardtherapie Linagliptin 5 mg einmal täglich oder Plazebo. Als primärer Endpunkt waren kardiovaskulärer Tod, nicht tödlicher Herzinfarkt oder nicht tödlicher Hirnschlag (3-P-
MACE) definiert. Als zweiter Endpunkt galten das Erreichen
einer chronischen Nierenerkrankung im Endstadium, Tod in-
folge Nierenerkrankung oder ein anhaltender Abfall der
eGFR um mehr als 40 Prozent, dies im Vergleich zu den Aus-
gangswerten.
Die Standardtherapie bestand hier aus Antidiabetika, Anti-
hypertonika und Lipidsenkern.
In der Linagliptingruppe traten nach 2,2 Jahren bei
12,4 Prozent der Patienten (n = 434) kardiovaskuläre Ereig-
nisse auf, in der Plazebogruppe war der primäre Endpunkt
bei 12,1 Prozent der Teilnehmer (n = 420) erreicht. Ein ähn-
liches Bild zeigte sich im renalen Bereich. In der Linagliptin-
gruppe erfuhren 9,4 Prozent (n = 327) eine Verschlechterung
der Nierenfunktion, in der Plazebogruppe waren dies 8,8
Prozent (n = 306).
«Die Studienergebnisse zeigen, dass Linagliptin bei Patienten
mit kardiovaskulärer oder renaler Vorerkrankung bedenken-
los eingesetzt werden kann», erklärte Studienleiter Bernhard
Zinman, Mount Sinai Hospital Toronto (CAN), am EASD-
Kongress.
Weil sich in anderen Studien auch Auswirkungen von Anti-
diabetika auf die Herzinsuffizienz gezeigt hatten, galt als wei-
terer vordefinierter Endpunkt die Hospitalisation infolge
Verschlechterung der Herzinsuffizienz. Eine solche wurde in
der Linagliptingruppe bei 6 Prozent (n = 206), in der Plaze-
bogruppe etwa bei gleich vielen Teilnehmern (6,5%;
n = 226) nötig. Somit hat dieser DPP-4-Hemmer auch auf die
Herzinsuffizienz keinen Einfluss.
L
Valérie Herzog
Quelle: «Cardiovascular and Renal Microvascular Outcome Study with Linagliptin in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus (CARMELINA)», «SGLT2 and DPP4 inhibitors», Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) 2018, 1. bis 5. Oktober in Berlin.
Referenzen: 1. Muskiet MH et al.: The gut-renal axis: do incretin-based agents
confer renoprotection in diabetes? Nat Rev Nephrol 2014; 10: 88–103. 2. www.clinicaltrials.gov. NCT01897532. 3. Rosenstock J et al.: Rationale, design, and baseline characteristics of the CArdiovascular safety and Renal Microvascular outcomE study with LINAgliptin (CARMELINA®): a randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial in patients with type 2 diabetes and high cardio-renal risk. Cardiovasc Diabetol 2018; 17: 39.
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