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ECCO
Kurzmeldungen vom ECCO-Kongress 2018
Vorsicht bei Schwangerschaft
Einen Young-ECCO-Award 2018 erhielt Annick Moens
aus Leuven (Belgien) für ihre Untersuchung zum möglichen
Einfluss der α4β7-Integrin-Hemmung (Vedolizumab) auf
Schwangerschaften. Für die Beobachtungsstudie wurden
23 Schwangerschaften analysiert. Bis zum Zeitpunkt der
Datenauswertung waren 18 Kinder geboren. Zwölf Frauen
befanden sich in Remission. Sie zeigten teilweise Kompli-
kationen wie intrauterine Wachstumsverzögerungen (1 ),
Eklampsie (1 ), vorzeitiger Blasensprung (2 ) oder angebo-
rene Fehlbildungen. Bei den Frauen mit aktiver Erkrankung
waren drei Schwangerschaften ohne Auffälligkeiten, eine
Patientin verlor ihren Fötus durch eine Chorioamnionitis. Bei
einer Frau kam es zu einem Krankheitsausbruch während der
Schwangerschaft, sie gebar ein Kind mit kongenitalem Mega-
kolon. Zwei Patientinnen wurden durchgehend mit Vedoli-
zumab behandelt, bei den anderen wurde die Behandlung im
ersten (4), zweiten (11) oder dritten Trimester (1) unterbro-
chen. Zwar könne aufgrund der geringen Fallzahlen noch
keine abschliessende Schlussfolgerung zugelassen werden, so
die Autoren, trotzdem sei deutlich geworden, dass ein Einsatz
des α4β7-Integrin-Hemmers während der Schwangerschaft
nur dann erfolgen sollte, wenn die zu erwartenden Benefits
grösser seien als die möglichen Risiken.
KD L
Quelle: Moens A et al.: Outcome of pregnancies in female IBD patients treated with Vedolizumab. ECCO 2018; Abstract OP032.
Fistelrisiko für Raucher
Rauchen beeinträchtigt den Verlauf von chronisch entzünd-
lichen Darmerkrankungen. Welche Auswirkungen hat das?
Die Schweizer IBD-Kohorte gibt anhand der Daten von 2367
CED-Patienten Auskunft. Danach besitzen Raucher mit
Morbus Crohn ein signifikant höheres Risiko, Fisteln zu ent-
wickeln, als Exraucher (OR: 2,2; p < 0,05). Dagegen scheint die Zahl der Ausbrüche, Stenosen und Darmoperationen nicht vom Rauchen beeinflusst zu sein. Obwohl es in der Vergangenheit Hinweise dafür gab, dass Tabakkonsum bei Patienten mit Colitis ulcerosa sogar protektiv wirken kann, zeigen die neuen Daten nun, dass Raucher im Vergleich zu Exrauchern mehr extraintestinale Manifestationen ent- wickeln (OR: 2,4, p = 0,09). In einer weiteren Analyse des Inselspitals Bern zum Rauch- stopp hatten Geschlecht, BMI, Krankheitsdauer und -aktivi- tät oder Operationen keinen Einfluss auf einen möglichen Rauchverzicht. Der einzige signifikante Faktor für einen er- folgreichen Rauchstopp war das Leben in einer festen Part- nerschaft. KD L Quellen: Martinho-Grueber M et al.: Effects of smoking cessation in IBD: Insights from the Swiss IBD Cohort study (SIBCS). ECCO 2018; Abstract P823. Martinho-Grueber M et al.: Smoking cessation in IBD: What are the predictive factors? ECCO 2018; Abstract P835. LLL LLL Lymphozytäre Kolitis: Vergleich Budesonid und Mesalazin Die lymphozytäre Kolitis ist eine entzündliche Erkrankung des Dickdarms, bei der die Schleimhaut mit Lymphozyten in- filtriert wird. Die Erkrankung ist ein häufiger Grund von chronischem, nicht blutigem, wässrigem Durchfall, oft ge- paart mit Bauchschmerzen und Gewichtsverlust. In Wien wurde nun eine randomisierte, plazebokontrollierte Studie vorgestellt, in der man die Wirksamkeit von Budesonid (Bu- denofalk®) und Mesalazin (Salofalk®) für die Behandlung der lymphozytären Kolitis miteinander verglich. Ergebnis: Nach acht Wochen zeigten sich signifikant höhere klinische Remissionsraten in der Budesonidgruppe im Ver- gleich zu Plazebo (ITT: 79% vs. 42%; p = 0,01). Der Unter- schied zwischen Mesalazin und Plazebo fiel geringer aus (ITT: 63% vs. 42%; p = 0,09). Zudem zeigten unter Budeso- nid 68 Prozent der Patienten mit lymphozytärer Kolitis eine histologische Remission, unter Mesalazin 26 Prozent (Pla- zebo: 21 Prozent). KD L Quelle: Mielke S et al.: Oral once daily budesonide granules rapidly induce clinical remission in Lymphocytic Colitis: A double-blind, double-dummy, multi-centre, randomised trial. ECCO 2018; Abstract P752. Welche Rolle spielt das mütterliche Mikrobiom? Das mütterliche Mikrobiom während der Schwangerschaft und die frühe Bakterienbesiedlung spielen für die Entwick- lung des frühkindlichen Darmimmunsystems eine zentrale Rolle. Amerikanische Wissenschaftler wollten nun wissen, wie eine solche Beeinflussung vor sich geht. Dazu kolonisier- ten sie bakterienfreie Mäuse mit dem Stuhl von schwangeren Frauen aus dem dritten Trimester und deren Säuglingen. Acht der Spenderinnen litten unter Morbus Crohn (MC), drei waren gesund. Die Mäuse entwickelten daraufhin erheb- liche Unterschiede: Waren die Mäuse mit dem Stuhl von MC- Spenderinnen besiedelt, wiesen sie signifikant geringere Frequenzen bestimmter B- und T-Zellen auf als die Kontroll- mäuse von gesunden Spenderinnen. Kolonisierte man die Mäuse mit dem Stuhl der Babys von MC-Müttern, waren ebenfalls wesentlich weniger B-Zellen in den Mäusen nach- zuweisen als bei den Mäusen, die mit dem Stuhl der Babys von gesunden Müttern infiziert worden waren (p > 0,01).
Das Mikrobiom von Schwangeren und deren Neugeborenen
induziere ein schlechter angepasstes Immunsystem bei den
Mäusen, so die Studienautoren. Eine solche Fehlprägung des
neonatalen Immunsystems könnte möglicherweise auch bei
iden Kindern von CED-Patientinnen eine gewisse Prädispo-
sition für CED hervorrufen.
KD L
Quelle: Torres J et al: The gut microbiota of pregnant women with Crohn’s disease and their babies is associated with abnormalities in the adaptive immune system: results from the MECONIUM study. ECCO 2018; Abstract DOP087.
18 CongressSelection Gastroenterologie | Juni 2018
IMPRESSIONEN VOM ECCO-KONGRESS
Fotos: KD
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