CongressSelection 03/2018
Urologie
«Qualitätsmessung wird in Zukunft sehr wichtig werden»
EAU-Kongress 2018 in Kopenhagen
Am 33. Jahreskongress der European Association of Urology (EAU) sind 14 000 Teilnehmer zusammengekommen. Welche Aspekte am Kongress wichtig waren und welche Trends zu erkennen sind, hat Prof. Martin Spahn, Zentrum für Urologie Zürich und Prostatazentrum Klinik Hirslanden Zürich, im Interview zusammengefasst.
Prävention von urologischen Beschwerden
Komorbiditäten einbeziehen
Alternde Gesellschaften haben mit altersbedingten vaskulären Erkrankungen zu kämpfen. Der beeinträchtigte Blutfluss verursacht nicht nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen – mittlerweile Haupttodesursache in der entwickelten Welt –, sondern zieht auch die Blase in Mitleidenschaft. Mit der Behandlung von vaskulären Dysfunktionen lassen sich urologische Symptome lindern oder vorbeugen.
Suizidrate bei urologischen Tumoren fünfmal höher
Patienten mit urologischen Tumoren wie Blasen-, Nieren- oder Prostatakrebs begehen 5-mal häufiger Suizid als Personen ohne solche Tumoren. Das zeigte eine britische Untersuchung bei knapp 1 Million Krebspatienten, die von Dr. Mehran Afshar, St. George’s Hospital, London, präsentiert wurde.
Diagnose Prostatakarzinom
Ist Biopsieren bald passé?
Jährlich lassen sich mehr als eine Million Männer bei Verdacht auf Prostatakarzinom biopsieren. Nachteil der Biopsiepraxis ist, dass auch harmlosere Tumore diagnostiziert werden. Die Methode ist für die Patienten unangenehm und sie birgt Infektions- und Blutungsrisiken. MRI-Untersuchungen sind dagegen schonender und in der Erkennung relevanter Tumoren auch präziser. Das zeigte die PRECISIONStudie, die am EAU-Kongress präsentiert wurde.
Metastasierendes kastrationsresistentes Prostatakarzinom
Wenn das PSA wieder ansteigt
Wenn unter einer suffizienten Androgendeprivation das prostataspezifische Antigen (PSA) ansteigt oder eine Krankheitsprogression auftritt, muss von einem kastrationsresistenten Prostatakarzinom ausgegangen werden. Welche Schritte notwendig sind und wie die Entscheidung getroffen wird, war Thema am EAU-Kongress.
Peniskrebspatienten unterversorgt
Ein Viertel der Patienten mit Peniskrebs erhalten nicht die in den Guidelines empfohlene Behandlung, was ihre Überlebenschance halbiert. Das haben Forscher aus 12 Zentren in Italien, Spanien, Ungarn, Brasilien und den USA in der PECAD-Studie herausgefunden.
Dranginkontinenz – Worauf bei der Therapie zu achten ist
Die Pharmakotherapie der Dranginkontinenz umfasst Anticholinergika zur Kontraktionshemmung der Blase. Verschiedene Eigenschaften und Nebenwirkungen wie trockener Mund oder kognitive Beeinträchtigungen bei älteren Patienten führen oft zu Therapieabbrüchen. Weil es bei der Dranginkontinenz fast keine Heilung gibt, ist die Medikation Teil einer konservativen Therapie, vor allem bei älteren Patienten. Bei ihnen sollten Anticholinergika zur Langzeittherapie jedoch vorsichtig eingesetzt werden, wie am EAU-Kongress zu erfahren war.
Urologische Karzinome
Einige neue Therapien im Köcher
Prostata-, Blasen- und Nierenkrebs sind Indikationsgebiete, in denen die Entwicklung von neuen Therapien auf Hochtouren läuft. Je nach Stadium kommen andere Wirkprinzipien zum Tragen. Einen Überblick über den aktuellen Stand gab es am EAU-Kongress.
Männer mit benigner Prostatahyperplasie
Testosterontherapie drängt Entzündung zurück
Übergewicht ist bei hypogonadalen Männern häufig anzutreffen. Mit einer zusätzlichen benignen Prostatahyperplasie (BPH) können Schwierigkeiten beim Wasserlassen auftreten. Eine Testosterontherapie könnte das Entzündungsgeschehen der BPH eindämmen wie auch Harnwegsbeschwerden lindern, wie zwei Poster am EAU-Kongress darlegten.
Moderne Therapie bei BPH-bedingten Harnwegsbeschwerden
Zielgenaue Abklärung auf drei Pfeilern
Männer mit benigner Prostatahyperplasie haben häufig Beschwerden der unteren Harnwege. So wie die Symptomatik aber variiert, braucht es unterschiedliche Therapieansätze. Damit kommt der Abklärung und Diagnosestellung eine zentrale Bedeutung zu. Wie eine gute Abklärung aussieht und welche Therapieoptionen bestehen, erklärte Dr. Arturo Garcia Mora, Functional Urology, Instituto Nacional de Ciencias Médicas y Nutrición Salvador Zubirán, Mexico City, am EAU-Kongress.
Refraktäre überaktive Blase
Tipps, damit die Therapie funktioniert
Wenn der Patient unter persistierendem Drang leidet, gibt es verschiedene Optionen. Das Problem reevaluieren, nichts tun, die Medikation optimieren, Botox spritzen oder SNS anwenden. Prof. Marcus Drake, Physiological Urology, University of Bristol (UK), erklärte am EAU-Kongress in Kopenhagen das Vorgehen und woran alles zu denken ist.
Kongressnews
Innovation bei überaktiver Blase & Klingen Drangsymptome von selber ab?
33. Kongress der European Association of Urology (EAU) - 16. bis 20. März 2018 in Kopenhagen
- Inhaltsverzeichnis & Impressum
- «Qualitätsmessung wird in Zukunft sehr wichtig werden»
- Prävention von urologischen Beschwerden
- Suizidrate bei urologischen Tumoren fünfmal höher
- Diagnose Prostatakarzinom
- Metastasierendes kastrationsresistentes Prostatakarzinom
- Peniskrebspatienten unterversorgt
- Dranginkontinenz - Worauf bei der Therapie zu achten ist
- Urologische Karzinome
- Männer mit benigner Prostatahyperplasie
- Moderne Therapie bei BPH-bedingten Harnwegsbeschwerden
- Refraktäre überaktive Blase
- Kongressnews