Metainformationen


Titel
Sport im Alter verbessert Autonomie und Lebensqualität
Untertitel
Es ist nie zu spät, eine regelmässige sportliche Aktivität zu beginnen
Lead
Jeder Mensch will nicht nur alt werden, sondern auch bis ins hohe Alter seine Lebensqualität erhalten. Hierfür ist Sport eine gute Möglichkeit, denn er hilft, die körperliche Fitness lange zu bewahren.
Datum
Autoren
-
Rubrik
Jahreskongress der schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie (SGR) - 7. und 8.. September 2017 in Interlaken
Schlagworte
-
Artikel-ID
33968
Kurzlink
https://www.rosenfluh.ch/33968
Download

Transkript


Rheuma Top

Sport im Alter verbessert Autonomie und Lebensqualität
Es ist nie zu spät, eine regelmässige sportliche Aktivität zu beginnen

Jeder Mensch will nicht nur alt werden, sondern auch bis ins hohe Alter seine Lebensqualität erhalten. Hierfür ist Sport eine gute Möglichkeit, denn er hilft, die körperliche Fitness lange zu bewahren.

Das Älterwerden habe sich gesellschaftlich verändert, meinte Dr. Markus Weber, praktizierender Rheumatologe und Sportmediziner aus Aesch bei Basel und Mannschaftsarzt beim FC Basel. Heute seien Senioren viel aktiver als noch vor 50 Jahren. Er präsentierte aktuelle Zahlen aus der Schweiz – demnach sind von den über 2,5 Millionen über 45-Jährigen in der Schweiz zwei Drittel mehr oder weniger sportlich aktiv. Das zahlt sich aus, denn gut trainierte 60-Jährige sind fitter als untrainierte 40-Jährige.
Biologische Veränderungen im Alter
Die sportliche Leistungsfähigkeit nimmt mit dem Alter ab: Die Kapillardurchblutung der Muskulatur verschlechtert sich, ebenso die Fliessqualität des Blutes in der Peripherie. Die Knochendichte nimmt ab. Darüber hinaus kommt es zu neurodegenerativen Veränderungen, so dass auch die nervale Aktivierung der Muskulatur schlechter wird. Auch eine zunehmende Insulinresistenz und weniger Glykogenspeicher im Muskel machen sich bemerkbar. Aber: Es gibt sehr viele Faktoren, mit denen sich diese altersbedingten Verschlechterungen beeinflussen lassen. Besonders deutlich merkt man es an der Kraft: Nachdem das Maximum etwa im Alter zwischen 25 und 30 aufgebaut ist, verlieren wir 20 bis 50 Prozent unserer Kraft zwischen dem 30. und 80. Lebensjahr. Doch gerade der zunehmende Kraftverlust in der Beinstreckermuskulatur führt zur Zunahme der Sturzgefahr und damit auch zum Risiko der Mobilitätseinschränkung, die sich wiederum auf die Selbstständigkeit auswirken kann. Für viele ist die Autonomie im Alter besonders wichtig, denn sie bildet
Sportliche Betätigung in Abhängigkeit vom Alter
In seiner Publikation «Sport Schweiz 2014» hat das Bundesamt für Sport (BASPO) festgestellt: «Gegenüber 2008 können wir zwar in allen Altersgruppen einen leichten Anstieg der Sportaktivität feststellen, die älteren Semester haben ihre Sportaktivität aber überproportional gesteigert. In der jüngsten Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen findet man zwar nach wie vor am meisten sehr aktive Sportler und am wenigsten inaktive. Sport ist aber definitiv nicht mehr jüngeren Personen vorbehalten. Auch Ältere sind überaus sportbegeistert.» Im Weiteren wird darauf hingewiesen, dass die Sportaktivität zwischen dem mittleren und höheren Lebensalter nur noch geringfügig sinkt. Der Anteil an sehr Aktiven im Seniorenalter liegt heute bei 42 Prozent (1). Bei den Männern geht die Sportaktivität nach dem 24. Lebensjahr kontinuierlich zurück und steigt mit 65 Jahren wieder an. Dagegen sind Frauen in jungen Jahren etwas weniger sportlich aktiv und zeigen nach dem 25. Lebensjahr einen deutlichen Rückgang. Dafür steigt aber ihre Sportaktivität bereits im Alter von etwa 40 Jahren wieder an und ist zwischen 45 und 64 Jahren klar höher als bei den Männern. Im Pensionsalter findet sich bei den Frauen kein weiterer Anstieg (1).

die Grundlage der sozialen Partizipation wie auch der

persönlichen Lebensqualität.

«Alles, was man im Alltag macht, auch die soziale Quali-

tät, kann ich durch eine regelmässige sportliche Aktivität

unterstützen», betonte Weber. Durch ein Motoriktraining

lassen sich verschiedene Sturzrisikofaktoren positiv be-

einflussen.

Kraft und Gleichgewicht lassen sich auch im höchsten

Alter noch trainieren, bei 86- bis 96-Jährigen konnte ein

Kraftanstieg von mehr als 170 Prozent nachgewiesen

werden. Doch Kraft ist nicht gleich Kraft: Unter Explosiv-

kraft versteht man die Fähigkeit, schnell Kräfte aufzu-

bauen – also auch auf unvorhergesehene Ereignisse wie

Stolpern schnell mit einer Kraftentwicklung zu reagieren.

Diese Explosivkraft nimmt pro Jahr um 3 bis 4 Prozent

ab. Die Maximalkraft ist dagegen die maximal aufbaubare

Kraft – sie nimmt mit 1 bis 2 Prozent pro Jahr vergleichs-

weise weniger ab. Vom funktionellen Standpunkt aus ist

die Fähigkeit, schnell Kräfte zu entwickeln, bedeutsamer

für die Vermeidung von Stürzen als die Fähigkeit, maxi-

male Kräfte zu produzieren. Für viele Patienten bedeute

dies eine deutliche Zunahme ihrer Autonomie, betonte

Weber. Ein reines Krafttraining – wie ein Gerätetraining

– erscheint daher nicht sinnvoll, da dadurch zwar die

Maximalkraft trainiert wird, die Koordination aber nicht

besser wird. Dafür ist Sturzprävention mit vielen anderen

Aktivitäten möglich – als Beispiele nannte Weber: Tai-Chi,

Sturzpräventionstraining in der Physiotherapie, Tanzen,

einfaches Kraft- und Gleichgewichtstraining im Alltag,

wie zum Beispiel Zähneputzen auf einem Bein und so

weiter.

Weitere empfehlenswerte Sportarten für Senioren sind

laut Weber auch Walking, Nordic Walking, Jogging,

Schwimmen und Wassergymnastik, Radfahren und In-

door Cycling, Trekking, Langlaufen, Gymnastik und zu-

sätzlich durchaus das Krafttraining. Weniger zu empfeh-

len sind dagegen Sportarten mit hoher Sturzgefahr, wie

Skifahren oder Reiten. Insgesamt aber gilt: Es ist nie zu

spät, eine regelmässige sportliche Aktivität zu beginnen.

Die positiven Effekte sind vielfältig, sowohl bezüglich der

Lebensqualität als auch im Hinblick auf die körperliche

Fitness und Gesundheit.

Adela Žatecky

Referenzen: 1. Lamprecht M et al.: Sport Schweiz 2014. Sportaktivität und Sportinteresse der Schweizer Bevölkerung. Broschüre herausgegeben vom Bundesamt für Sport (BASPO), online: www.baspo.admin.ch/ de/dokumentation/publikationen/sport-schweiz-2014.html

Quelle: Rheuma Top 2017. Symposium für die Praxis. 24. August 2017 in Pfäffikon.

36 • CongressSelection Rheumatologie • November 2017