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Titel
«KHM-Forschungspreis Hausarztmedizin» verliehen
Untertitel
Hypertonie- und Multimorbiditätsprojekte sind wegweisend für die Zukunft
Lead
In diesem Jahr verlieh das Kollegium für Hausarztmedizin (KHM) den mit insgesamt 30 000 Franken dotierten «Forschungspreis Hausarztmedizin» je zur Hälfte an zwei Forschungsgemeinschaften. Der Hauptpreis geht an das Team um Dr. Stefan Zechmann vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich für eine Studie zum Thema «Guidelinekonforme Behandlung bei Hypertonie». Einen Sonderpreis erhielt die Arbeitsgemeinschaft der fünf schweizerischen Hausarztinstitute zum Programm «Multimorbidity in primary care in Switzerland: a national cross-sectional study».
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Autoren
-
Rubrik
19. Fortbildungstagung des Kollegiums für Hausarztmedizin (KHM) 22. und 23. Juni 2017 in Luzern
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Artikel-ID
33427
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KHM

«KHM-Forschungspreis Hausarztmedizin» verliehen
Hypertonie- und Multimorbiditätsprojekte sind wegweisend für die Zukunft

In diesem Jahr verlieh das Kollegium für Hausarztmedizin (KHM) den mit insgesamt 30 000 Franken dotierten «Forschungspreis Hausarztmedizin» je zur Hälfte an zwei Forschungsgemeinschaften. Der Hauptpreis geht an das Team um Dr. Stefan Zechmann vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich für eine Studie zum Thema «Guidelinekonforme Behandlung bei Hypertonie». Einen Sonderpreis erhielt die Arbeitsgemeinschaft der fünf schweizerischen Hausarztinstitute zum Programm «Multimorbidity in primary care in Switzerland: a national cross-sectional study».

Oft bedingen komplexe Krankheitsbilder eine auf den Patienten unter Einbezug der Abschätzung individueller Risikofaktoren zugeschnittene Behandlung, abweichend von bestehenden klinischen Leitlinien und therapeutischen Ansätzen. Von Multimorbidität spricht man, wenn bei einem Patienten gleichzeitig zwei oder mehrere chronische Erkrankungen auftreten oder bestehen. Diese Patienten adäquat zu behandeln, ist eine Herausforderung in der Hausarztmedizin, die zukünftig – bedingt durch die älter werdende Bevölkerung – an Stellenwert gewinnen wird. Besonders betroffen ist die ältere Generation, deren Anlaufstelle bezüglich Gesundheit der Hausarzt ist. Der KHM-Forschungspreis prämiert zwei Arbeiten, die sich einerseits mit der Anwendung von Leitlinien bei Patienten mit einer Hypertoniebehandlung und andererseits mit Multimorbidität auseinandersetzen.
KHM-Hauptpreis – «Guidelinekonforme Behandlung bei Hypertonie»
Das Forscherteam um Zechmann aus dem Institut für Hausarztmedizin (IHAMZ) untersuchte in einer Querschnittsstudie die Annahme, dass 60 Prozent aller Patienten mit Hypertonie (Bluthochdruck) nicht zufriedenstellend behandelt werden. Dazu wurden anonymisierte medizinische Daten von 22 434 Bluthochdruckpatienten aus elektronischen Krankengeschichten ausgewertet und die Anzahl der Patienten eruiert, die nicht gemäss den Leitlinien behandelt wurden. Die Behandlungen wurden nach zwei Hypertonieleitlinien ausgewertet: die erste nur basierend auf Zielblutdruckwerten unter 140/ 90 mmHg und die zweite zusätzlich basierend auf kardiovaskulären Risikofaktoren (Leitlinie zum Management der arteriellen Hypertonie der European Society of Hypertension/European Society of Cardiology 2013). Gemäss dieser Unterteilung konnten die Forscher zeigen, dass 23 Prozent der Patienten allein nach den Blutdruckzielwerten und 10,8 Prozent der Patienten unter Einbezug der kardiovaskulären Risikofaktoren unzureichend behandelt wurden. Diese Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass bei Anwendung der individualisierten, risikoadaptierten Guidelines der Anteil an unzureichend behandelten Hypertoniepatienten um 50 Prozent kleiner ist. Mit dieser Arbeit wurde gezeigt, dass die Adhärenz der Hausärzte zu Leitlinien deutlich höher ist, wenn diese sich am Patienten mit all seinen Risiken und zusätzlichen Erkrankungen ausrichten.

Abbildung: Glückliche Gewinner des diesjährigen KHM-Forschungspreises (v.l.n.r.): Prof. Andreas Zeller, Basel; PD Dr. Dagmar HallerHester, Genf; Dr. Anouk Déruaz Luyet, Lausanne; Dr. Pierre Klauser, Genf; Dr. Lilli Herzig, Lausanne; Dr. Franziska Zogg, Zug; Dr. Stefan Zechmann (KHM-Hauptreisträger), Zürich; Prof. Alain Pécoud, Lausanne (Foto: KHM)
Die prämierte Arbeit aus Zürich zeigt eindrücklich, wie wichtig der Einbezug von Risikofaktoren mit Sicht auf die ganze Person bei der Anwendung beziehungsweise bei der Empfehlung von Guidelines ist.
KHM-Sonderpreis – «Epidemie der Multimorbidität»
Die fünf universitären Hausarztinstitute Lausanne, Genf, Basel, Bern und Zürich haben im Rahmen des Programmes MMFM (multimorbidité en médecine de famille en Suisse) verschiedene Fragestellungen zum Thema Multimorbidität in der Schweiz erforscht. Beginnend mit Abklärungen zur Definition von chronischen Krankheiten, aus denen eine Liste von 75 Krankheitsbildern hervorging, wurde die Prävalenz der Multimorbidität bei den Patienten der Schweizer Hausärzte und Hausärztinnen ermittelt. Das Programm sollte auch Aufschluss über die Priorisierung der Behandlungen geben – aus Sicht sowohl der Ärztinnen und Ärzte als auch der Erkrankten. Es ist wegweisend und liefert wichtige Daten dazu, wie sich Fachpersonen in der Hausarztpraxis auf die steigenden Anforderungen komplexerer Krankheitsbilder, die «Epidemie der Multimorbidität», vorbereiten sollen, wie Dr. Lilli Herzig es anlässlich ihrer Präsentation formulierte. Bis anhin sind aus den Programmergebnissen sechs Publikationen entstanden, weitere Analysen und Bewertungen werden folgen.
red

Mitglieder der Forschungsgruppe um Dr. Stefan Zechmann: Dr. Stefan Zechmann, Prof. Oliver Senn, Fabio Valeri, Dr. Stefan Neuner-Jehle, Prof. Thomas Rosemann, Dr. Sima Djalali.
Mitglieder der Forschungsgruppe aus den fünf Instituten für Hausarztmedizin: Dr. Lilli Herzig, Dr. Anouk Déruaz Luyet, Dr. Adjua Alexandra N’Goran, Prof. Andreas Zeller, Dr. Sophie Excoffier, PD Dr. Dagmar Haller, Prof. Thomas Rosemann, Dr. Sven Streit, Silja Leiser, Prof. Patrick Bodenmann.

CongressSelection Hausarztmedizin • September 2017 • 25