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EASL
Bis 2030 soll Hepatitis eliminiert sein
Erster globaler Hepatitis-Report der WHO vorgestellt
325 Millionen Menschen leben weltweit mit einer Virushepatitis, und 1,34 Millionen sterben pro Jahr an dieser Infektion – so die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2015. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern: Das erklärte Ziel der WHO ist die globale Elimination der Virushepatitiden bis zum Jahr 2030. Und der offizielle Start dieses Aktionsplans war auf dem diesjährigen International Liver Congress in Amsterdam.
WHO-STRATEGIEN ZUR HEPATITISELIMINATION BIS 2030
Massnahmen Ziele
Intervention 1. Drei Impfungen mit
Hepatitis-B-Vakzine 2. HBV PMTCT (prevention of
mother-to-child transmission) 3. Sicherheit von Blut und
Injektionen
4. Gefahrenreduktion
5. Therapie
Reduktion der Inzidenz Reduktion der Mortalität
Ziel für 2030 90%
90%
100% gescreente Blutspenden; 90% Bestecke mit Wiederbenutzungsschutz 300 Injektionssets/PWID/Jahr (PWID = people who inject drugs) 90% diagnostiziert, 80% der Behandelbaren behandelt 90% 65%
WHO Global Hepatitis Report Der im Mai 2016 von der WHO veröffentlichte Report steht online zum Download zur Verfügung unter rosenfluh.ch/qr/ghr17
Eine Beschreibung des Status quo bietet der erste weltweite Hepatitisreport der WHO, der ebenfalls in Amsterdam vorgestellt wurde. Wie Yvan Hutin von der WHO aus Genf betonte, liegt die Zahl der globalen Hepatitis-Todesfälle mit 1,34 Millionen in einem ähnlichen Bereich wie die Todesfälle an Tuberkulose oder infolge einer HIV-Infektion. Während jedoch die Mortalitätsraten der beiden letztgenannten Infektionskrankheiten sinken, steigt diejenige der Virushepatitis immer noch weiter an.
Impfung schützt vor Hepatitis B
Die von der WHO propagierte Eliminationsstrategie richtet sich in erster Linie gegen die beiden Virustypen B und C, denn allein auf diese beiden sind 96 Prozent aller Virushepatitis-Todesfälle zurückzuführen. Von diesen ist wiederum die Hepatitis B die häufigere Form, mit der weltweit 257 Millionen Menschen infiziert sind. Gegen diese Hepatitisform habe sich vor allem die Impfung als effektive Massnahme erwiesen, berichtete Dr. Gottfried Hirnstall von der WHO aus Genf auf einer Pressekonfe-
renz beim Kongress. Derzeit liege die Durchimpfungsrate gegen das Hepatitis-B-Virus (HBV) bei 84 Prozent. Die geschätzte HBV-Prävalenz bei Kindern unter fünf Jahren konnte durch diese Massnahme von 4,7 Prozent vor der Impfära auf 1,3 Prozent im Jahr 2015 gesenkt werden. Was bleibt, sind die Infektionen bei Erwachsenen – insbesondere bei denen, die sich vor der Verfügbarkeit der Impfung angesteckt haben. Hier herrscht ein erheblicher Verbesserungsbedarf: So sind nach WHO-Schätzungen nur etwa 9 Prozent aller chronischen HBV-Infektionen auch diagnostiziert, und von diesen Betroffenen werden wiederum nur etwa 8 Prozent behandelt. Derzeit bedarf die chronische HBV-Infektion noch einer lebenslangen Therapie, welche nach den aktuellen WHO-Empfehlungen mit Tenofovir durchgeführt wird.
Hocheffektive antivirale Therapie gegen Hepatitis C
Von der chronischen Hepatitis C sind laut WHO auf der Welt etwa 71 Millionen Menschen betroffen. Auch bei dieser Form sind allerdings nur etwa 20 Prozent diagnostiziert, so Hutin weiter. Davon werden wiederum nur etwa 7 Prozent mit der antiviralen Therapie behandelt, die sich mittlerweile durch die zahlreichen Neuentwicklungen der letzten Jahre zu einer hocheffektiven Option entwickelt hat. Daher sieht die WHO bei dieser Form vor allem durch eine Ausweitung der Behandlungen einen guten Ansatz zur Viruselimination. Als Elimination werde bei den Virushepatitiden nicht die vollständige Ausrottung der Hepatitisviren, sondern die drastische Senkung der Krankheitsfälle verstanden, erläuterte Hutin. Als Ziele gelten hier eine Reduktion der Inzidenz um 90 Prozent und der Mortalität um 65 Prozent.
Adela Žatecky
Quelle: General Session II und EASL-Pressekonferenz beim 52. Jahrestreffen der European Association for the Study of the Liver (EASL), 21. April 2017 in Amsterdam.
20 • CongressSelection Gastroenterologie • Juni 2017