Transkript
EASD
Die Italiener konzentrierten sich auf die Skelettmuskulatur. Denn schwerer Vitamin-D-Mangel war in frühen Berichten mit Myopathie assoziiert. Das Ergebnis: Nach 4 Monaten wogen die HFHS-Mäuse ein Drittel mehr als diejenigen der Standarddiätgruppe (31,8 g vs. 24,8 g). Ihre Glukosetoleranz war gestört, in der Muskulatur hatte sich Fett angesammelt, und der Triglyzeridspiegel war gestiegen. Das korrelierte mit einer gestörten Insulinantwort. Mit Vitamin D dagegen verbesserten sich Gewicht, Glukosetoleranz und Myosteatosis. Die unter HFHS angekurbelte Bildung von AGE (Advanced Glycation Endproducts) ging signifikant zurück, und die Insulinresistenz sank.
Langes Tagesnickerchen: Diabetesgefahr steigt
Menschen, die tagsüber gerne ein Schläfchen (Nap) halten, droht vielleicht Diabetes: Nickerchen von 1 Stunde oder mehr sind nach Dr. Yamada Tomohide und seiner Arbeitsgruppe in Tokio mit einem erhöhten Diabetesrisiko assoziiert (6). Die Beziehung zwischen Nap-Länge und Diabetesrisiko untersuchte er in einer Metaanalyse, die mehr als 300 000 Menschen erfasste. Ein Nap von täglich 60 Minuten oder mehr war demzufolge im Vergleich zu Personen ohne Tagesschläfchen mit einem um 45 Prozent höheren Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes assoziiert (p = 0,03). Die Risikosteigerung war zwar erst ab 60 Minuten signifikant, die Gefahr für Diabetes und metabolisches Syndrom stieg aber schon ab 40 Minuten mit der Nap-Länge steil an.
Worauf das beruht, ist noch offen. In einigen Fällen könnte eine obstruktive Schlafapnoe dahinterstecken. Vielleicht sind lange Tagesschläfchen aber einfach typisch für kränkere Menschen, die oft schon Diabetesrisikofaktoren aufweisen.
Helga Brettschneider
Referenzen: 1. Rutter M et al.: Impact of type 2 diabetes on life expectancy and cause-specific mortality in white, South Asian and black patients. ePoster #273, EASD 2016. 2. Fraty M et al.: Angiopoietin-like 2 is prognostic for all-cause death in patients with type-2-diabetes. Abstract #60, EASD 2016. 3. Araki A et al.: Depressive symptoms predict incident stroke independent from low physical activity in older patients: the Japanese elderly diabetes intervention trial (J-EDIT). Abstract #1209, EASD 2016. 4. Katsarou A et al.: Seasonal pattern in the diagnosis in gestational diabetes mellitus in Southern Sweden. Vortrag beim EASD am 14. September 2016. 5. Benetti E et al.: Vitamin D improves insulin sensitivity and myosteatosis in a model of diet-induced insulin resistance. Abstract #564, EASD 2016. 6. Tomohide Y et al.: Daytime napping and the risk of metabolic diseases: dose-response meta-analysis. Abstract #816, EASD 2016.
Quelle: Präsentationen im Rahmen der 52. Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD), 12. bis 16. September 2016 in München.
KONGRESSNOTIZ
Keine Sicherheitsbedenken bei Berufspiloten mit Insulintherapie
Berufspiloten können auch mit insulinbehandeltem Diabetes sicher fliegen. Das hat eine gemeinsame Studie des Royal Surrey County Hospital in Guildford, Surrey (GB), und der UK Civil Aviation Authority, Gatwick Airport (GB), ergeben.
Durchgeführt wurde die Studie, weil das Vereinigte Königreich seit 2012 für Piloten mit Insulinbehandlung Zertifikate der medizinischen Klasse 1 für die Berufspilotenlizenz ausstellt. Diesbezüglich ist es als zweites Land nach Kanada eine Art Vorreiter geworden: Heute sind 26 Piloten – alle männlich – im Besitz des Zertifikats. Irland hat sich dem Vorgehen angeschlossen. Die Piloten müssen strenge Anforderungen erfüllen, etwa zum Blutzucker-Monitoring vor und während ihrer Flüge. Sie stehen unter direkter Aufsicht der UK Civil Aviation Society (CAA) und ihres irischen Pendants IAA. Die Studie sollte die ersten Erfahrungen und die Sicherheit des UK-Programms evaluieren. Dafür wurden die Akten aller mit Insulin be-
handelten Piloten ausgewertet – vom Alter über Diabetestyp und Behandlung bis zu den Blutzuckerwerten vor und auf allen Flügen. Die Piloten sind im Durchschnitt 41 Jahre alt und haben im Mittel seit rund 8 Jahren Diabetes. 85 Prozent sind Typ-1-Diabetiker. Die Glukosewerte ordnete man nach dem Ampelprinzip grünen, gelben oder roten Bereichen zu. Grün etwa ist hier der Bereich von 90 bis 270 mg/dl. Die Daten zeigen, dass in 4900 Flugstunden rund 8900 Werte gemessen wurden – etwa alle halbe Stunde einer. Davon lagen 96 bis 97 Prozent im grünen und nur 0,2 Prozent im roten Bereich. Das häufige Testen ermöglicht es, Glukoseänderungen früh zu erkennen und zu korrigieren. Das ist notwendig, da Berufsflieger feste Essenszei-
ten arbeitsbedingt oft nicht einhalten können.
So gibt es auch eine Vorgehensregel, falls ein
Test zur üblichen Zeit nicht möglich ist. Sie
lautet: 15 g Kohlenhydrate verzehren und
nach 30 Minuten testen. Auch die HbA1c-
Werte wurden analysiert. Sie blieben nach der
Lizenz stabil: Vorher betrugen sie im Mittel
7,01 Prozent und später 7,16 Prozent.
Das CAA-Protokoll habe damit gezeigt, dass es
gut funktioniere, sagt Dr. Julia Hine vom
Guildford Hospital. Die Studie soll demnächst
mit den jetzigen Teilnehmern und weiteren
mit Insulin behandelten Piloten wiederholt
werden.
Piloten, die erst nach Erlangen der Fluglizenz
Diabetes entwickeln, können das Zertifikat
ebenfalls erhalten, wenn sie ihren Diabetes
exzellent unter Kontrolle haben und die An-
forderungen einhalten.
HBR
Quelle: Hine Julia: «The UK Civil Aviation Authority protocol to certify commercial pilots with insulin-treated diabetes: preliminary results». Vortrag im Rahmen der 52. Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD), 13. September 2016 in München.
CongressSelection Kardiologie/Diabetologie • Dezember 2016 • 23