CongressSelection 13/2016
Herzinfarkt – Fortschritte in Diagnostik und Langzeitmanagement
Weniger invasive Untersuchungen, mehr Myokardschutz
Unabhängig vom Risiko könnten diagnostische Angiografien häufig durch funktionelle Bildgebung ersetzt werden. Bei akutem Koronarsyndrom hilft N-Acetylcystein, Muskelgewebe zu erhalten; und für die Therapie nach einem Herzinfarkt erscheinen Ticagrelor und Prasugrel als ebenbürtige Optionen für die duale Plättchenhemmung.
Heisses Thema – Kardio-Imaging
Informationsgewinn für Risikoabschätzung und Therapieentscheidungen
Bildgebende Methoden nehmen in der Kardiologie – insbesondere in Verbindung mit Katheterinterventionen – einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Sie sollen einerseits invasive Prozeduren reduzieren, andererseits aber auch bessere Prognosen des individuellen Risikos erlauben und so das therapeutische Vorgehen anleiten.
Neue Dyslipidämie-Leitlinie – LDL-Cholesterin im Mittelpunkt
Statine bleiben die Basis, PCSK9-Inhibitoren erstmals erwähnt
Die neue, im Rahmen des ESC-Kongresses in Rom präsentierte Leitlinie zum Management von Dyslipidämien wurde mit Spannung erwartet und enthält einige praxisrelevante Neuerungen. Als primäres Therapieziel soll LDL gesenkt werden. HDL ist hingegen kein Therapieziel.
Nicht kontrollierte Hypertonie und Niereninsuffizienz – ein unheilvolles Duo
Blutdruckzielwert hängt vom Vorhandensein einer Proteinurie ab
Besteht bei chronischer Niereninsuffizienz (CKD) zusätzlich eine nicht kontrollierte Hypertonie, wird sich die Erkrankung schneller verschlechtern. Die Kombinationstherapie mit Diuretika, ein adäquater Zielblutdruck und die Einbindung eines Nephrologen sind der richtige Weg zu einer erfolgreichen Therapie.
Neue Strategien in der Akutversorgung bei Apoplex
Gute Erfolgsraten für direkte Thrombektomie
Bei einem Verschluss von grossen Hirnarterien kann die direkte Thrombektomie ähnlich effektiv sein wie das bisherige Verfahren von Thrombektomie kurz nach Lysetherapie. Diese Erkenntnis könnte eine flächendeckende, interdisziplinäre Versorgung erleichtern.
Aktualisierte ESC-Leitlinie zum Vorhoffflimmern
NOAK weiter auf dem Vormarsch
In den neuen Europäischen Leitlinien zur Behandlung des Vorhofflimmerns wird die Bedeutung der neuen oralen Antikoagulanzien gestärkt. Auch nach der Kardioversion ist ihr Einsatz effektiv und sicher, wie die Studie ENSURE-AF zeigte.
Impressionen
Koronares Kalzium als Prädiktor für Risiko
Starke Korrelation mit Gesamtüberleben
Die Bewertung des individuellen kardiovaskulären Risikos asymptomatischer Personen bildet die Basis für verschiedene Präventionsmassnahmen. Die Messung der koronaren Verkalkung mittels CT könnte die Genauigkeit dieser Risikoklassifikationen erheblich verbessern.
Hiob auf dem ESC
Kongress der negativen Studien
Evidenzbasierte Medizin inkludiert das Lernen aus negativen Studienergebnissen. Von diesen wurden im Rahmen des ESC-Kongresses in Rom einige präsentiert. Einige Enttäuschungen kamen überraschend.
Tour de Cœur 2016
Schweizer Kardiologen per Velo von Lugano nach Rom
Zum sechsten Mal fuhren Schweizer Kardiologen mit dem Fahrrad zum europäischen Kardiologiekongress – dies nach dem Motto «Nicht nur darüber reden, dass Bewegung gesund ist, sondern dies auch tun».
Diabetes hat viele Gesichter
Lebenszeitverlust bei Typ-2-Diabetes zeigt ethnische Unterschiede
Beim europäischen Diabeteskongress in München reichten die Themen vom Gestationsdiabetes bis zur Geriatrie. Demnach sind Depressionen bei alten Patienten ein Prädiktor für einen Schlaganfall. Ein Schwangerschaftsdiabetes wiederum entsteht in der warmen Jahreszeit besonders oft. Und der Lebenszeitverlust bei Typ-2-Diabetes trifft offenbar in erster Linie Weisse.
Keine Sicherheitsbedenken bei Berufspiloten mit Insulintherapie
Berufspiloten können auch mit insulinbehandeltem Diabetes sicher fliegen. Das hat eine gemeinsame Studie des Royal Surrey County Hospital in Guildford, Surrey (GB), und der UK Civil Aviation Authority, Gatwick Airport (GB), ergeben.
Vorteilhafte Begleiteffekte von GLP-1-Analoga
Kardiovaskuläre und Nierenschäden gebremst
Bei Typ-2-Diabetikern mit hohem kardiovaskulären Risiko verringerte das GLP-1-Analogon Liraglutid nicht nur HbA1c und Gewicht: Auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, kardiovaskuläre und Gesamtsterblichkeit sowie das Fortschreiten von Nierenschäden nahmen signifikant ab. Das sind die Ergebnisse der kardiovaskulären Endpunktstudie LEADER.
Kann Molkeprotein den Blutzucker senken?
Ernährungsweise beeinflusst die Diabeteskontrolle
Für Typ-2-Diabetiker zählen nicht nur Gewichtskontrolle und aufgenommene Gesamtkalorien. Vielmehr verdichtet sich die Evidenz, dass die Wahl der konsumierten Nahrungsmittel die Krankheitskontrolle beeinflusst. Im Rahmen des EASD 2016 wurden spannende neue Daten zu Molkeprotein präsentiert.
Diabetesmedikament hilft bei der Gewichtskontrolle
Die Ehe übrigens auch
Dreijahresdaten zu Liraglutid 3 mg (Saxenda®) zur Gewichtsabnahme ergaben, dass die Patienten unabhängig davon, mit welchem Body-Mass-Index (BMI) sie die Behandlung begannen, ähnlich erfolgreich abnahmen. Darüber hinaus erreichten die unterschiedlichen BMI-Gruppen auch bei verschiedenen Parametern der glykämischen Kontrolle ähnliche Verbesserungen.
Senioren mit Typ-2-Diabetes sind besonders gefährdet
Herausforderungen Hypoglykämie und Gebrechlichkeit
Ältere Diabetiker sind bei Hypoglykämien besonders gefährdet. So ändert sich im Alter zum Beispiel die körperliche Reaktion auf diese Ereignisse. Der Zustand wird zudem bei Senioren oft nicht erkannt oder fehlinterpretiert. Ausserdem können Unterzuckerungen zu kognitiven Einbussen führen, was wiederum das künftige Hypoglykämierisiko erhöht. Und: Das Abdriften älterer Zuckerkranker auf zu niedrige Glukosewerte ist weitverbreitet.
Weniger Zeit in der Hypoglykämie für Typ-1- und Typ-2-Diabetiker
Neue Daten zum Flash Glucose Monitoring und zur kontinuierlichen Glukosemessung
Ein wichtiges Thema im Diabetesmanagement der nächsten Jahre ist die kontinuierliche Messung der Glukosewerte. In welchem Umfang sie letztlich die Stelle der herkömmlichen Blutzuckerselbstkontrolle übernehmen kann, ist eine Frage des Nutzens, aber auch der Kosten. Was also bringt die kontinuierliche Messung eigentlich für die Therapie? Im Rahmen der 52. Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in München wurden hierzu neue Studien zu verschiedenen Geräten vorgestellt.
Albuminurie bedeutet Risiko für die Diabetikerniere
Fortschritte in Diagnostik und Therapie der diabetischen Nephropathie
Die diabetische Nierenerkrankung zählt zu den grossen, weitgehend ungelösten Problemen im Management des Diabetes mellitus. Intensive Forschung zur verbesserten und vor allem früheren Diagnostik sind im Gange, und neue Antidiabetika scheinen sich günstig auf die Entwicklung der Nephropathie auszuwirken.
Plädoyer für mehr Ursachenforschung in der Diabetologie
Den «Diabetes Price for Excellence» der EASD und der Novo Nordisk Foundation erhielt in diesem Jahr Prof. Andrew Hattersley aus Exeter (GB). Damit wurde die Leistung des Wissenschaftlers bei der Erforschung genetischer Formen des Diabetes geehrt. In seinem Festvortrag betonte der Preisträger, wie wichtig die exakte Diabetesdiagnostik ist. Sein Fallbeispiel war die neue britische Premierministerin Theresa May.
IN DIESEM HEFT
Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 27. BIS 31. August 2016 in Rom
- Herzinfarkt – Fortschritte in Diagnostik und Langzeitmanagement
- Heisses Thema - Kardio-Imaging
- Neue Dyslipidämie-Leitlinie - LDL-Cholesterin im Mittelpunkt
- Nicht kontrollierte Hypertonie und Niereninsuffizienz - ein unheilvolles Duo
- Neue Strategien in der Akutversorgung bei Apoplex
- Aktualisierte ESC-Leitlinie zum Vorhoffflimmern
- Impressionen
- Koronares Kalzium als Prädiktor für Risiko
- Hiob auf dem ESC
- Tour de Cœur 2016
52. Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) 12. bis 16. September 2016 in München
- Diabetes hat viele Gesichter
- Keine Sicherheitsbedenken bei Berufspiloten mit Insulintherapie
- Vorteilhafte Begleiteffekte von GLP-1-Analoga
- Kann Molkeprotein den Blutzucker senken?
- Diabetesmedikament hilft bei der Gewichtskontrolle
- Senioren mit Typ-2-Diabetes sind besonders gefährdet
- Weniger Zeit in der Hypoglykämie für Typ-1- und Typ-2-Diabetiker
- Albuminurie bedeutet Risiko für die Diabetikerniere
- Plädoyer für mehr Ursachenforschung in der Diabetologie