Transkript
KONGRESSNOTIZEN
SGK
Vorhofflimmern per Smartphone diagnostizieren
E-Health-Applikationen schiessen wie Pilze aus dem Boden. Im Alltag fehlt jedoch oft die Zeit, das Angebot zu studieren und sich ein Bild über den Nutzen und die Anwenderfreundlichkeit zu machen. An der Session «Electronic Tools & Aids» stellte Prof. Hildegard Tanner vom Universitätsspital Bern mit der Kardia-App ein praxistaugliches und leicht zu bedienendes Tool zur Diagnose des Vorhofflimmerns (VHF) vor. Die Kardia-App ist validiert und von der FDA freigegeben. Mögliche Indikationen für den Einsatz sind der Nachweis eines nicht diagnostizierten VHF bei Risikopatienten oder der Follow-up nach Katheterablation. Zudem eignet sich die
App zur Dokumentation paroxysmaler Rhythmusstörungen. Als einen Nachteil der App erachtete die Rhythmologin die fehlende Aufzeichnung von Beginn und Ende der Arrhythmie. Die Anwendung ist simpel: Bei Verdacht auf eine Rhythmusstörung legt der Patient den Zeige- und den Mittelfinger beider Hände auf die speziellen, in die iPhone-Hülle integrierbaren Kontakte. Die App zeichnet über 30 Sekunden die Herzfrequenz und ein 1-Kanal-EKG (Ableitung 1) auf. Während dieser Zeit ist das Mikrofon aktiv, sodass der Patient eine Nachricht aufnehmen kann. Die EKG-Auswertung durch die Analysesoftware erfolgt sofort. Der
Rhythmusstreifen kann als PDF abgespeichert und versendet werden. Neben dem Smartphone und der App benötigt man die zugehörige Hardware (Kontaktplatte). Die Kosten dafür betragen zirka 100 Euro. Für weitere Informationen unter anderem über die kompatiblen Smartphone-Modelle siehe: www.alivecor.com/de/
RS
Doppelte Auszeichnung für Zürcher Forscher
Traditionell werden am SGK-Jahresmeeting diverse Auszeichnungen verliehen. Gleich doppelt prämiert wurden Dr. Jelana R. Ghadri und PD Dr. Dr. Christian Templin vom Universitären Herzzentrum in Zürich. Die Wissenschaftler erhielten den Forschungspreis 2016 der Schweizerischen Herzstiftung für ihre Forschung über das Takotsubo-Syndrom, im Volksmund auch Broken-Heart-Syndrom genannt. Ihre Publikation «Clinical Features and Outcomes of Takotsubo (Stress) Cardiomyopathy» im «New England Journal of Medicine» wurde zudem zu den besten Schweizer Publikationen auf dem Gebiet der Kardiologie im Jahr 2015 gezählt (1). Die Forschungsarbeit basiert auf einer Auswertung des TakotsuboRegisters unter Beteiligung von 26 Zentren in Europa und den USA, das von den beiden Wissenschaftlern initiiert wurde.
Das Takotsubo-Syndrom präsentiert sich als eine akute Herzinsuffizienz, häufig ausgelöst durch einen physischen, seltener durch einen emotionalen Trigger. Wie in der Publikation gezeigt wurde, handelte es sich bei den Betroffenen in zirka 90 Prozent der Fälle um Frauen. Die Komplikationen und die Sterberate der Takotsubo-Kardiomyopathie sind mit einem akuten Koronarsyndrom vergleichbar. Neben dem genauen Mechanismus, der zur akuten Beeinträchtigung der Herzfunktion führt, bestehen auch Unklarheiten in Bezug auf die optimale Therapie.
RS
Referenz: 1. Templin C et al.: Clinical Features and Outcomes of Takotsubo (Stress) Cardiomyopathy. N Engl J Med 2015; 373(10): 929–938.
Quelle: Prize Ceremony SSC/SHF bei der gemeinsamen Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaften für Kardiologie (SGK), Herz- und thorakale Gefässchirurgie (SGHC) und Pneumologie (SGP), 15.–17. Juni 2016 in Lausanne.
Dr. Jelana R. Ghadri nahm stellvertretend für das Zürcher Team den Forschungspreis 2016 der Schweizerischen Herzstiftung entgegen (Foto: SGK).