Transkript
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Ganzheitliche Perspektive im Fokus der Hausarztmedizin
Die Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Innere
Medizin lockte rund 2200 Teilnehmer nach Basel. Die Versammlung stand
unter dem Motto «Less is more», was bedeuten soll: Weniger Medizin
kann mehr sein. Damit rückte die ganzheitliche Betrachtung medizinischer
Fragestellungen in den Fokus.
Ursprünglich aus Amerika, hat die Idee «less is more» mit der Initiative «Smarter Medicine» der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM) auch in der Schweiz Eingang gefunden (www.smartermedicine.ch). Die bereits an der letzten Jahresversammlung vorgestellte Kampagne zielt darauf ab, besser zu überlegen, wer was wann braucht. Infrage gestellt werden der unkritische Einsatz von Untersuchungen oder Medikamenten ohne entsprechende Evidenz und Nutzen für den Patienten, seien das die konventionellen WS-Röntgenbilder bei akuter Lumbago ohne Red Flags, der unnötige beziehungsweise übertriebene Einsatz von Antibiotika bei oberen Atemwegsinfekten oder präoperative Röntgenthoraxaufnahmen ohne entsprechende respiratorische Symptomatik. Man hatte sich zunächst fünf ambulante Ziele gesetzt und beginnt jetzt, auch stationäre Abläufe zu hinterfragen, erläuterte Tagungspräsident Prof. Jörg Leuppi, Kantonsspital Baselland, Liestal. «Mit der diesjährigen 83. Jahresversammlung wollten wir nun diesen Faden weiterspinnen und überlegen, was ist eine vernünftige, gesunde Medizin, was ist eine «healthy medicine», die nicht nur die objektiven Parameter von Smarter Medicine berücksichtigt, sondern darüber hinaus auch einen ganzheitlichen Ansatz hat», so Leuppi weiter. Dazu zählt zum Beispiel auch die Frage, was bei älteren Menschen zu bedenken ist, welche Rolle die Prognose bei der Therapieentscheidung spielt, welche Rolle den inhalativen Kortikoiden bei Patienten mit COPD zukommt (siehe Seite 6) oder die Frage, wieweit dieses Motto auch für Patienten mit Diabetes mellitus gilt (siehe Seite 8).
Der erste Preis für die beste freie Kommunikation ging nach Bern und Lausanne an Tobias Tritschler (Abbildung 2) et al. für die Arbeit «Predicting recurrence in elderly patients with unprovoked venous thromboembolism: prospective validation of the updated Vienna Prediction Model». Der zweite Preis in dieser Kategorie wurde in die Romandie an Katia Iglesias et al. vergeben für die Arbeit «Impact of Case Management on Frequent Users’ Quality of Life: A Randomized, Controlled Trial». Mit dem dritten Preis wurde eine internationale Zusammenarbeit von Khadija M’Rabet-Bensalah et al. ausgezeichnet, die sich mit folgender Frage befassten: «Is Thyroid Dysfunction Associated with Anaemia?»
Die besten Poster Die Novartis Awards 2015 für die besten Poster wurden wie folgt vergeben: Den ersten Preis erhielten Jacques Donzé (Abbildung 3) et al. für ihr Poster: «‹HOSPITAL› score predicts patients at high risk of potentially avoidable readmission: multicenter validation study in Switzerland». Der zweite Preis ging an Ewelina Biskup et al. für das Poster «NEDD4 promotes cell growth and migration through PTEN/PI3K/AKT signaling pathway in hepatocellular carcinoma». Und der dritte Preis schliesslich wurde aufgeteilt: Sowohl die Auseinandersetzung mit dem Thema «Physical activity and energy expenditure across occupational categorie» von Stefanie Zogg et al. als auch die epidemiologische Untersuchung «Prescription of hypnotics during hospital stay: An epidemiological study in a Swiss hospital» von Laurence Schumacher et al. wurden als preiswürdig erachtet.
Abbildung 1: Jean-Michel Gaspoz überreicht den SGIM Award 2015 an Claudine Blum.
Abbildung 2: Jörg Leuppi verleiht Tobias Tritschler (r.) den ersten Preis für die beste freie Kommunikation.
Abbildung 3: Roch Ogier, Novartis, überreicht Jacques Donzé (r.) den Preis für das beste Poster.
Auszeichnungen an der SGIM-Jahresversammlung
Im Rahmen der diesjährigen Jahresversammlung wurden wieder etliche Preise verliehen. Darunter war auch der SGIM Award 2015 für die beste Publikation; als solche wurde die Arbeit «Adjunct prednisone therapy for patients with community-acquired pneumonia – a randomized, placebo-controlled multicenter trial» von Claudine Blum (Abbildung 1) und Kollegen ausgezeichnet.
Laborpreis geht nach Basel Und für den von der Firma Viollier unterstützten Laborpreis wurde in diesem Jahr die Arbeit «Mortality risk prediction in COPD by a prognostic biomarker panel» von Daiana Stolz (Abbildung 4) et al. ausgewählt. Mü
Abbildung 4: Stefano Longoni, Viollier, über-
gibt Daiana Stolz die Urkunde für den Laborpreis.
16 Hausarztmedizin • September 2015