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Für Patienten mit Herzinsuffizienz zählen Eisenparameter zur Standarddiagnostik Auch in der europäischen Leitlinie zum Management der Herzinsuffizienz wird den aktuellen Erkenntnissen zur Bedeutung des Eisenmangels Rechnung getragen. So wird die Messung von Eisenparametern wie Ferritin als Standard für die Diagnostik bei Patienten mit Verdacht auf Herzinsuffizienz empfohlen (4). Bei entsprechendem Nachweis eines Eisenmangels sollte eine Eisensubstitution erwogen werden, so die Leitlinie weiter. Damit die Eisensubstitution in der Praxis eine sichere Massnahme bleibe, sei auch ein entsprechendes Monitoring der Eisenwerte sinnvoll, betonte Anker: In der Initialphase wird der Eisenmangel korrigiert. Nach 3 bis 6 Monaten sollten die Eisenwerte kontrolliert werden. Nur dann, wenn immer noch ein Eisenmangel nachweisbar sei, werde auch die Substitution fortgesetzt, sagte Anker: «Das ist eine biomarkergesteuerte Therapie.» Eine Eisengabe auf ewig ist also ebenso nicht mehr zeitgemäss wie die Nichtbeachtung vorhandener Eisendefizite.
Adela Žatecky
Quelle: Vortrag «Comorbidities in heart failure: what a clinician should know» beim Cardiology Update, 8. bis 12. Februar 2015 in Davos.
Referenzen online unter www.rosenfluh.ch
Teetrinkende Vegetarier – eine Risikogruppe für Eisenmangel
An der Entwicklung eines Eisenmangels sind sowohl Nahrungsaufnahme als
auch Lifestylefaktoren wesentlich beteiligt. Besonderes Augenmerk sollte
man auf die Teetrinker richten, so Anker. Wirklich problematisch ist die
Tasse Schwarztee zum Dessert. Denn bereits 150 ml dieses Getränks, in-
nerhalb einer Stunde nach dem Essen konsumiert, reduzieren die Eisenre-
sorption um 75 bis 80 Prozent.
Als Empfehlung an die notorischen Teetrinker unter den Eisenmangel-
patienten hilft nicht nur eine längere Pause zwischen Nahrungs- und Tee-
aufnahme, sondern auch der Wechsel auf andere, weniger resorptions-
bremsende Teesorten. Nur halb so hemmend wie Schwarztee wirken grüner
Tee und Pfefferminztee auf die Eisenaufnahme, und Kräutertees haben nur
ein Drittel der Hemmwirkung. Noch besser wäre unter diesem Blickwinkel
der Wechsel auf Orangensaft, denn der verbessert die Eisenresorption.
Natürlich gibt es auch Unterschiede beim Eisengehalt der Nahrungsmittel.
Doch dass diese Unterschiede nicht nur quantitativ, sondern auch qualita-
tiv sind, wissen wiederum viele Konsumenten nicht. So liegt das Eisen in
Fleisch als Hämeisen vor, in pflanzlichen Nahrungsquellen dagegen als Non-
Hämeisen. Für diese unterschiedlichen Eisenverbindungen gibt es im
menschlichen Darm auch unterschiedliche Rezeptoren. Die Aufnahme von
Hämeisen, also von Eisen aus tierischen Nahrungsmitteln, erfolgt etwa drei-
mal effektiver als die Aufnahme von Non-Hämeisen, so Anker: «Das be-
deutet, wenn Sie ein teetrinkender Vegetarier sind, dann haben Sie ein ech-
tes Problem.» Das ist auch der Grund, warum der Eisenmangel in Indien so
weit verbreitet ist. Doch da auch in Europa die Zahl der Teetrinker, der Ve-
getarier und der teetrinkenden Vegetarier wächst, gewinnt die alimentäre
Problematik der Eisenversorgung auch in unseren Breiten an Bedeutung, so
Anker.
az
Herzinsuffizienz: Herzen von Dicken schlagen länger
V ergessen Sie alles, was Sie über gesunde und junge Menschen gelernt haben. Mit solchen Menschen haben Sie es nicht zu tun, wenn Sie chronisch kranke, ältere Patienten mit Herzinsuffizienz vor sich haben», betonte Prof. Dr. Dr. Stefan D. Anker von der Universitätsmedizin Göttingen. Nach seiner Erfahrung muss der Ernährungszustand bei solchen Patienten – und damit auch ihr Body-Mass-Index (BMI) – völlig anders bewertet werden. Nach den vorliegenden Studiendaten haben hier keinesfalls die Schlanken die beste Prognose; vielmehr gilt das Prinzip «bigger lives longer». Zu den Studien, die zu diesem überraschenden Ergebnis kamen, gehört die PROactive-Studie: Es wurde die Mortalität
BMI und Prognose nach Schlaganfall
80 70
Gesamtmortalität
Weiterer Schlaganfall oder Tod
Heimeinweisung oder Tod
Hohe Pflegebedürftigkeit oder Tod
60
50 p < 0,01 40 30 20 10 0 BMI kg/m2 von Typ-2-Diabetikern mit kardiovaskulärer Komorbidität in Abhängigkeit von ihrem BMI untersucht. Die niedrigste Gesamtmortalität wiesen hier Patienten mit einem BMI im Bereich von 30 bis 35 kg/m2 auf (1). Ein ähnliches Ergebnis fand sich in der Studie TEMPiS bei Patienten nach Schlaganfall oder transitorischer ischämischer Attacke: Die besten Überlebensraten, die niedrigsten Wahrscheinlichkeiten für einen weiteren Schlaganfall oder eine Heimeinweisung fanden sich bei Patienten mit einem BMI oberhalb von 35 kg/m2 (2). Um die Angelegenheit in Zukunft etwas differenzierter zu betrachten, empfiehlt Anker für diese Patienten die folgenden Faustregeln: Muskelmasse entspricht Fitness und Lebensqualität. Aber: Muskel- und Fettmasse entsprechen einem verbesserten Überleben. «Wenn ich mich festlegen sollte, dann würde ich sagen: Fett ist für das Überleben wichtiger als Muskelmasse», so Anker weiter. Dafür gibt es heute, wie er betonte, eine klare epidemiologische Evidenzlage. Adela Žatecky Referenzen: 1. Doehner W et al. Inverse relation of body weight and weight change with mortality and morbidity in patients with type 2 diabetes and cardiovascular co-morbidity: an analysis of the PROactive study population. Int J Cardiol. 2012; 162 (1): 20–26. 2. Doehner W et al. Overweight and obesity are associated with improved survival, functional outcome, and stroke recurrence after acute stroke or transient ischaemic attack: observations from the TEMPiS trial. Eur Heart J 2013; 34: 268–277. Quelle: Vortrag «Comorbidities in heart failure: what a clinician should know» beim Cardiology Update, 8. bis 12. Februar 2015 in Davos. Ereignisrate (%) < 18,5 18,5–25 25–30 30–35 > 35 < 18,5 18,5–25 25–30 30–35 > 35 < 18,5 18,5–25 25–30 30–35 > 35 < 18,5 18,5–25 25–30 30–35 > 35 nach Doehner W. et al. EHJ 2013
Kardiologie • Mai 2015 17