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Prädiktion schwerer Arthrose mittels Biomarker
W issenschaftler von der Universität Erlangen haben erstmals einen Biomarker im Blut entdeckt, der eine schwere Arthrose voraussagt. Dafür wurden 816 Patienten über 15 Jahre beobachtet und das Vorhandensein von 374 microRNAs (miRNAs) gemessen. Diese wurden
mit dem Auftreten von Arthrose beziehungsweise Gelenksersatzoperationen an der Hüfte oder Knie in Verbindung gebracht. Es zeigte sich, dass schwere Hüft- oder Kniegelenksarthrosen mit dem Vorhandensein bestimmter miRNAs (let-7a, miR-454 und miR-885) korreliert waren. Damit sei man
erstmals in der Lage, vor Krankheitsaus-
bruch ein Risiko für schwere Arthrose vor-
herzusagen, so Christian Beyer aus Erlangen.
Dies erlaube, präventive Massnahmen zu
ergreifen und damit die Krankheitslast zu
reduzieren.
KD
Quelle: Abstract OP0003, EULAR 14.
Entzündungshemmung durch Bewegung
Regelmässige Bewegung reduziert Entzündungen bei rheumatoiden Erkrankungen. In einer neuen Studie wurden Mäusen durch die Injektion von Lipopolysacchariden Entzündungen induziert, und zwar vor und nach körperlicher Aktivität. Während in der Bewegungsgruppe eine si-
gnifikante Abnahme der NF-kB*-Aktivierung zu verzeichnen war, blieb dieser Parameter
bei bewegungsarmen Tieren auf hohem Le-
vel. NF-kB* ist ein Proteinkomplex, der bei Entzündungsprozessen chronisch aktiviert
ist, da er viele Entzündungsgene kontrolliert
(z.B. bei Arthritis, chronischer Darmentzün-
dung). Die bewegungsabhängige NF-kB*Hemmung war gleichzeitig mit einer Unter-
drückung inflammatorischer Zytokine ver-
bunden.
KD
Quelle: Abstract OP0109, EULAR 14.
Rheuma, Arthrose, Osteoporose in Zahlen
Nach EULAR-Angaben unterscheidet man heute rund 200 verschiedene rheumatische Erkrankungen (rheumatic diseases), die typischerweise Gelenke, Bänder, Sehnen, Knochen und Muskeln betreffen. Rund ein Viertel der europäischen Bevölkerung (mehr als 100 Mio. Menschen) leidet an einer rheumatischen Erkrankung.
Ein Fünftel wird langfristig wegen Rheuma oder Arthrose behandelt. Das hat Konsequenzen: Innerhalb von 10 Jahren verliert die Hälfte aller Patienten mit rheumatoider Arthritis den Job. Dagegen ist Arthrose die häufigste Gelenkserkrankung in Europa. Betroffen sind bei den über 60-Jährigen rund doppelt so viele Frauen wie Männer. Noch
ungünstiger ist das Geschlechterverhältnis
bei der Fibromyalgie, mit 80 bis 90 Prozent
Frauen. Und Osteoporose? Bei osteoporose-
bedingten Hüftfrakturen verheilen nur 30 Pro-
zent ohne bleibende Schäden, 20 Prozent
dieser Brüche verlaufen fatal.
KD
Quelle: EULAR
Ungesättigte Fettsäuren als Prädiktor für Remission
I n einer neuen Studie wurde ein Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Fetten und der Krankheitsaktivität von Ar-
throse beziehungsweise RA festgestellt. In
der auf 10 Jahre angelegten prospektiven TO-
MORROW-Studie zeigte sich, dass die tägli-
che Aufnahme von einfach ungesättigten
Fettsäuren als Komponente einer mediterra-
nen Diät als unabhängiger Prädiktor für
Remission bei Patienten mit rheumatoider
Arthrits fungiert (Odds: 0,51). Daher seien
solche einfach ungesättigten Fettsäuren als
Entzündungshemmer anzusehen, so die
japanischen Forscher.
KD
Quelle: Abstract OP0010-HPR, EULAR 14.
Olivenernte in Umbrien, Italien. Kalt gepresstes Olivenöl setzt sich zu 77 Prozent
aus einfach ungesättigten Fettsäuren zusammen
(Foto: mb)
2 Rheumatologie • August 2014
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Tuberkulose schon in frühen Erkrankungsstadien
Biomarker für Wirksamkeit der Biologika?
Dass RA- und SpA-Patienten ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Tuberkulose (TB) besitzen, ist schon länger bekannt. Aber besteht dieses Risiko schon vor dem Ausbruch der Erkrankung? In einer französisch-niederländischen Studie wurden die Daten von 689 Patienten mit früher rheumatoider Arthritis oder früher Spondylarthropathie analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Rheumabetroffenen schon zu Beginn ihrer Erkrankung mit 4,7 Prozent signi-
fikant häufiger in ihrer Vergangenheit eine
TB-Infektion durchgemacht hatten als eine
Vergleichsgruppe aus der Allgemeinbevölke-
rung (1,0%). Frauen waren dabei etwas häu-
figer betroffen. Aus diesem Grund sollten
Rheumatologen ihre Patienten schon in ei-
nem frühen Erkrankungsstadium auf TB tes-
ten, so die Autoren.
KD
Quelle: Abstract FRI0048, EULAR 14.
V or Beginn einer Behandlung mit einem Biologikum sollte für jeden Patienten das erfolgversprechendste Präparat
ausgewählt werden. Aber welches Biologi-
kum ist das nun? Englische Forscher haben
nun einen potenziellen Biomarker identifi-
ziert, der bei RA-Patienten die Response auf
eine anti-TNF-Behandlung voraussagen soll.
Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass der
Methylierungsgrad von Cytosinen innerhalb
der DNA möglicherweise über die zukünftige
Wirksamkeit bestimmter TNF-Inhibitoren
Auskunft gibt.
KD
Quelle: Abstract OP0257, EULAR 2014.
Rheumatoide Arthritis: Frühestmöglich behandeln
Die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) unter DMARD-Behandlung eine nachhaltige Remission erreichen ist umso grösser, je früher mit der Therapie begonnen wird. Das zeigt eine neue niederländisch-französiche Untersuchung mit den Daten von 1272 Patienten mit früher RA. Teilnehmer, die 10 Wochen nach dem Auftreten der ersten Symptome mit DMARD versorgt wurden entwickelten zu rund einem Drittel weniger
Kein Unterschied
dauerhafte Remissionen als Patienten, die durch zusätzliches
bereits in den ersten zwei Wochen nach
Krankheitsbeginn ärztlich versorgt wurden. Methotrexat
Bei einer Behandlung 20 Wochen nach Er-
Bscheinen der ersten Beschwerden sanken die
Chancen auf eine langfristige Remission im
ei Patienten mit Myositis scheint eine frühe adjunktive Behandlung mit Me-
Vergleich zum sehr schnellen Handeln auf
thotrexat keinen Benefit zu bieten. In
die Hälfte.
KD einer multizentrischen randomisierten Stu-
die erhielten 31 Patienten mit Polymyositis
Quelle: Abstract OP0035, EULAR 14.
oder Dermatomyositis entweder Glukokorti-
koide alleine (Prednison, 1 mg/kg) oder in
Kombination mit Methotrexat (20 mg/Wo-
che). Nach 48 Wochen hatte sich in beiden
Studienarmen der Zustand fast identisch ver-
bessert (IMACS: 86% vs. 85%), eine zusätz-
liche Methotrexat-Behandlung hatte keine
Vorteile. Auch die Zahl der unerwünschten
Nebenwirkungen war in beiden Gruppen ver-
gleichbar.
KD
Quelle: Abstract OP0289, EULAR 14.
4 Rheumatologie • August 2014
Ein paar Zahlen
Am EULAR-Kongress in Paris nahmen 14 220 Teilnehmer aus aller Welt teil, alles in allem wurden 4041 Abstracts eingereicht. Die meisten Teilnehmer kamen aus den Vereinigten Staaten (1243), Frankreich (1202), Grossbritannien (979), Deutschland (787) und Italien (619). Auch die Schweiz ist noch unter den Top Ten vertreten, mit 481 Delegierten machten die Teilnehmer aus der Schweiz hinter Japan (514) und Spanien (487) den 8. Platz.