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Mehrheit der Patienten das bereits nach 20 Wochen erzielte Ergebnis längerfristig gehalten werden, so die amerikanischen Wissenschaftler. Als häufigste Nebenwirkungen stellten sich Nasopharyngitis (10%), Infektionen des oberen Respirationstraktes (8%), Sinusitis (4%) und Diarrhö (4%) ein. 8 Prozent der Teilnehmer zeigten ernsthafte Nebenwirkungen, allerdings traten weder Tuberkulosenoch Pilzinfektionen auf. Schliesslich richtet sich der humane monoklonale Antikörper Brodalumab gegen den IL-17-Rezeptor. In einer neuen Phase-II-Studie wurden die Sicherheit und Effektivität von Brodalumab bei Patienten mit moderater bis schwerer Psoriasis (n = 198), unter besonderer Berücksichtigung von PsA-Betroffenen, untersucht (10). Nach 12 Wochen Brodalumabbehandlung hatten von den PsA-Patienten 38 Prozent (70 mg), 82 Prozent (140 mg) beziehungsweise 92 Prozent (210 mg) eine PASI-75-Response erreicht. Bei Patienten ohne PsA betrugen diese Werte 32 Prozent (70 mg), 75 Prozent (140 mg) und 79 Prozent (210 mg).
Klaus Duffner
Literatur: 1. Thaçi D et al. Fourth-year interim safety and patient outcomes from ESPRIT, a 10-year postmarketing surveillance registry of adalimumab for moderate to severe psoriasis. P1557, EADV 2013. 2. Bewley A et al. Interim results from a UK real world study to assess
the impact of treatment with adalimumab on the physical and psychosocial manifestations and quality of life (QoL) in patients with psoriasis. P1581, EADV 2013. 3. Gulliver W. Meta-analysis of effects of disease duration on response to etanercept in patients with moderate to severe psoriasis. P1469, EADV 2013. 4. De Vries A et al. An independent prospective randomized controlled trial comparing the efficacy and cost-effectiveness of infliximab and etanercept in «high need» patients with moderate to severe chronic plaque type psoriasis. P1526, EADV 2013. 5. Shear N et al. 50-Week Analysis of Efficacy and Safety of Infliximab Maintenance Therapy in Patients With Plaque-Type Psoriasis in RealWorld Practice. P1488, EADV 2013. 6. Gottlieb A et al. Maintenance of efficacy and safety of ustekinumab in patients with active psoriatic arthritis despite prior conventional nonbiologic and anti-TNF biologic therapy: 1 year results of the phase 3, multicenter, double-blind, placebo-controlled PSUMMIT 2 trial. P1214, EADV 2013. 7. Papp K et al. Long-term safety of ustekinumab: 5 years of follow-up from the psoriasis clinical development program including patients with psoriatic arthritis. P1592, EADV 2013. 8. Langley R et al. Secukinumab compared with placebo and etanercept: The first 52-week head-to-head comparison of two biologics in a randomized, double-blind phase 3 study in subjects with moderate-tosevere psoriasis (FIXTURE). FC01.3, EADV 2013. 9. Gordon K et al. Efficacy and Safety of Ixekizumab, an Anti-Interleukin-17A Monoclonal Antibody, Over at Least 52 Weeks of Open-Label Treatment in a Phase 2 Study in Chronic Plaque Psoriasis. EADV 2013; P1782. 10. Papp K et al. Brodalumab (AMG 827) phase 2 study for moderate to severe plaque psoriasis: subanalysis of efficacy and safety in subjects with psoriatic arthritis. P1470, EADV 2013.
Topische Therapie der atopischen Dermatitis
Provokation und Hauttrockenheit vermeiden
Über 90 Prozent der Kinder mit atopischer Dermatitis können mit topischen Medikamenten ausreichend behandelt werden. Bei der Wahl der Therapie sind Schweregrad, Chronizität und Lokalisation der Erkrankung sowie Alter und Leidensdruck des Patienten zu berücksichtigen, so Prof. Dr. Peter Schmid-Grendelmeier, Universitätsspital Zürich.
Peter SchmidGrendelmeier
Die Basistherapie besteht einerseits darin, Provokationsfaktoren wie Allergene und Hautirritation zu vermeiden, und andererseits in der Stärkung der Barrierefunktion der Haut beziehungsweise der Vermeidung von Hauttrockenheit. Dafür stehen eine Vielzahl von Emollienzien in Form von Lotionen, Duschmitteln und Badezusätzen zur Verfügung. Pro-
dukte, die weisses Paraffin enthalten, verhindern den Wasserverlust in den äusseren Hautschichten. Präparate, die Harnstoff enthalten, verbessern beispielsweise die Bindung von Wasser in der Haut. Hydrophile Cremes bringen zusätzliches Wasser in die trockenen, äusseren Hautschichten. Auch Badezusätze, fettfeuchte Umschläge oder das Aufbringen von Emollienzien direkt nach einem Bad verstärken die Wirkung. Kombinationen mit Polidocanol verbessern die antipruriginöse Wirkung.
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Abbildung: Klinische Manifestationen der atopischen Dermatitis bei Kindern.
Bei Verschlechterung unter Steroiden an Kontaktekzem denken Normalerweise sind Glukokortikosteroide der Klassen I bis II ausreichend. Bei ausgeprägten akuten oder lichenifizierten Ekzemformen oder exazerbierten Hand- und Fussekzemen können auch Steroide der Klasse III und ausnahmsweise der Klasse IV für eine kurzfristige Therapie angezeigt sein. Deren Wirkung kann unter Okklusion und mittels Tuchverband verstärkt werden. Ein einmaliges tägliches Auftragen des Steroids ist in der Regel ausreichend, in vielen Fällen reicht sogar eine Anwendung an 2 Tagen pro Woche. Bekannte Nebenwirkungen sind Hautatrophie
PETITE-Studie untersucht Pimecrolimus bei Kindern ab 3 Monaten
Bereits Kinder ab drei Monaten, die an atopischer Dermatitis
(AD) leiden, können von Pimecrolimus profitieren. In der 5-Jah-
res-Studie PETITE* zeigt Pimecrolimus die gleiche Langzeitwirk-
samkeit wie topische Kortikosteroide und ermöglicht deren Ein-
sparung, wie Prof. Dr. Peter Schmidt-Grendelmeier, Zürich,
anlässlich eines Workshops an der SGDV-Tagung in Montreux be-
richtete.
Die in Dauer und Grösse beispiellose Studie untersuchte Klein-
kinder ab drei Monaten mit milder bis moderater AD. Mehr als
2400 Patienten im mittleren Alter von 7,1 Monaten erhielten bei
ersten Anzeichen von Pruritus/Ekzem zusätzlich zu Emollienzien
entweder Pimecrolimus (PIM bid; n = 1205) oder topische Korti-
kosteroide (TCS; n = 1213). Bei mehr als der Hälfte der Kinder
zeigte die Behandlung bereits nach drei Wochen Erfolg. Bis zum
Studienende waren bei mehr als 85 Prozent der Kinder die be-
fallenen Areale erscheinungsfrei.
Der Einsatz von PIM reduzierte den Einsatz topischer Steroide,
36 Prozent der Kinder kamen gänzlich ohne diese aus. Im Me-
dian wurden TCS bei den Kindern der PIM-Gruppe 7 Tage lang
verwendet versus 178 Tage in der TCS-Gruppe. Pimecrolimus
war gut verträglich, unerwünschte Begleiterscheinungen waren
in beiden Gruppen ähnlich häufig und führten nur selten zum Ab-
bruch der Behandlung (PIM 0,6% vs. TCS 1,1%). Die Substanz
hatte weder auf Wachstumsgeschwindigkeit noch Immunsystem
einen negativen Einfluss.
Mü
und Teleangiektasien. Auch Hautinfektionen, eine periorale Dermatitis, eine steroidbedingte Rosazea oder Striae distensae können auftreten. Heikle Areale sind das Gesicht, die intertriginösen Bereiche und das Skrotum, bei Kindern auch das Kapillitium. An diesen Stellen sollten topische Kortikosteroidanwendungen auf wenige Tage begrenzt werden. Insbesondere Säuglinge und Kleinkinder sind anfälliger für Nebenwirkungen, deshalb sollten sie nur ausnahmsweise mit Kortikosteroiden der Klasse III behandelt werden. Dazu geeignet sind Clobetasonbutyrat, Momethason oder Prednicarbat. Bei Langzeitanwendung können Kontaktallergien sowohl gegen Kortikosteroide als auch gegen Bufexamac auftreten. Deshalb sollte bei einer Verschlimmerung unter Therapie nicht nur an eine ungenügende Compliance, sondern auch an ein Kontaktekzem gedacht und eine Epikutantestung vorgenommen werden.
Topische Calcineurinantagonisten Seit mehreren Jahren sind auch topische Calcineurinantagonisten zur Therapie der atopischen Dermatitis verfügbar. Pimecrolimus (Elidel®) entspricht in der Wirkung einem milden (Klasse I–II) und Tacrolimus (Protopic®) einem mittelpotenten Steroid. Beide Substanzen sind ab einem Alter von 2 Jahren als Second-Line-Therapie zugelassen. Gegenüber topischen Kortikosteroiden kommt es auch bei längerer Anwendung nicht zu einer Hautatrophie. Die Creme Pimecrolimus ist auch für den Einsatz an empfindlichen Arealen (z.B. Augenlider) geeignet, die Salbe Tacrolimus hingegen an dickeren Hautarealen und an hyperkeratotischen Stellen. Nebenwirkungen sind bei etwa 15 bis 30 Prozent der Patienten ein initiales Brennen. Auch auf Sonnenschutz ist besonders zu achten, da noch keine ausreichende Langzeiterfahrung mit den beiden Substanzen besteht und möglichen Hautkrebs- oder Lymphomrisiken vorgebeugt werden soll. Die zurzeit laufenden Langzeitstudien liefern bislang keine Hinweise auf eine erhöhte Karzinomgenese (1). Bei mittelgradig ausgeprägter atopischer Dermatitis ist eine UV-B-Therapie angezeigt, im akuten, schweren Schub eine Hochdosis-UV-A-1-Therapie, allerdings sollten Kinder unter 12 Jahren nicht oder nur ausnahmsweise damit behandelt werden. Die Kombination einer UV-Therapie mit bestimmten topischen und systemischen Immunsuppressiva (insbesondere Calcineurininhibitoren, Azathioprin, Mycofenalat) wird nicht empfohlen.
Klaus Duffner
Literatur: 1. Tennis P et al. Evaluation of cancer risk related to atopic dermatitis and use of topical calcineurin inhibitors. British Journal of Dermatology, 2011; 165: 465–473.
*Luger T. The Petite study: A Breakthrough study in AD Management, präsentiert anlässlich des 12. World Congress of Pediatric Dermatology, 25. bis 27. September 2013 in Madrid.
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