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Kongressnotizen
Weniger Arthroseschmerzen durch positives Denken
W enn Patienten mit Kniearthrose in Passivität verfallen und einen ungesunden Lebensstil pflegen, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass sie unter lang anhaltenden Schmerzen leiden, als gesund lebende und positiv denkende Patienten. Das ist das Ergebnis einer grossen niederländischen Kohortenstudie, in welcher die 5-Jahres-Daten von 705 symptomatischen Arthrosepatienten
ausgewertet wurden. Neben Rauchen und höherem BMI waren auch Passivität und ständiges Lamentieren über die eigene ungute Situation ein unabhängiger Faktor für zunehmende dauerhafte Schmerzen. Umgekehrt zeigten psychisch stabile und frohgemute Menschen mit der Zeit eine leichte Abnahme der Schmerzintensität.
kd
Besser laufen dank «Swiss Ball»
Depression als starker Prädiktor für Arbeitsunfähigkeit
Weder die arthritische Krankheitsaktivi-
tät, noch kardiovaskuläre, metabolische
oder pulmonale Erkrankungen sind die
wichtigsten Prädiktoren für eine kom-
mende Arbeitsunfähigkeit für Patienten
mit Arthritis, sondern Depressionen. In
eine multivariablen Analyse wurden
573 Berliner Patienten unter 63 Jahren
mit früher Arthritis eingeschlossen und
hinsichtlich verschiedener Krankheitspa-
rameter sowie ihrer psychischen Befind-
lichkeiten evaluiert. Dabei waren 21 Pro-
zent der Patienten mit moderaten und
45 Prozent mit schweren Anzeichen
einer Depression innerhalb eines Jahres
arbeitsunfähig.
kd
P atienten mit ankylosierender Spondylitis, die aktiv an einem Muskelaufbautraining teilnehmen, zeigen signifikante Verbesserungen beim Laufen. Für die brasilianische Studie wurden 30 AS-Patienten zweimal wöchentlich einem kontrollierten Übungsprogramm mit dem «Swiss Ball» – einem grossen Gymnastikball – unterzogen, während 30 wei-
tere AS-Patienten in der Kontrollgruppe
lediglich medikamentös versorgt wurden.
Nach vier Monaten zeigten sich in der
Sportgruppe signifikante Vorteile beim
Muskelaufbau, dem 6-Minuten-Gehtest
und der Patientenzufriedenheit. Hinsicht-
lich der Krankheitsaktivität (BASDAI, CRP-
Wert) wurden keine Unterschiede festge-
stellt.
kd
Bei Riesenzell-Arteriitis sofort handeln
Durch spezielle Diät weniger Arthrose?
Mit der Erkenntnis, dass Arthrose auch
mit entzündlichen Prozessen zu tun hat,
öffnen sich neue therapeutische Fenster.
So liessen sich viele inflammatorische
Zytokine durch eine Ernährungsumstel-
lung beeinflussen, sagte in Madrid
Dr. Marian Hannan von der Havard Uni-
versity in Boston/US. Denn die Ernäh-
rung sei eine modifizierbarer Faktor,
allerdings würde gegenwärtig da kaum
jemand darüber nachdenken. Vom Dia-
betes und kardiovaskulären Erkrankun-
gen weiss man, dass Diäten in der Lage
sind, Inflammationen zurückzudrängen.
Gegenwärtig untersuchen zwei randomi-
sierte klinische Studien den Einfluss von
Ernährung und Sport bei der Arthrose-
progression.
kd
Die Riesenzell-Arteriitis (GCA) ist eine Vaskulitis der vom Aortenbogen entspringenden Gefässe. Mit einer Jahresinzidenz von 1:3000 bis 1:25000 ist die GCA die häufigste autoimmunbedingte Gefässentzündung des Erwachsenenalters. Neben Allgemein- und kranialen Beschwerden treten bei 20 bis 30 Prozent der Patienten Augensymptome auf, die schnell in eine irreversible monokulare Erblindung münden können. In einer am EULAR präsentierten norwegischen Studie wurden zwischen 2010 und 2012 GCA-Patienten in ein sehr beschleunigtes Diagnose- und Therapieverfahren (fast track principle) eingeschlossen, das
heisst innerhalb von 24 Stunden per
Dopplersonografie untersucht und an-
schliessend sofort behandelt. Während
unter den herkömmlich evaluierten Pa-
tienten 21,5 Prozent einen permanenten
Visusverlust auf einem oder beiden
Augen aufwiesen, litten die «fast track»
behandelten GCA-Betroffenen zwar zu
11,1 Prozent unter Sehstörungen – aber in
keinem Fall unter bleibenden Sehverlus-
ten. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass
Riesenzell-Arteriitis als medizinischer
Notfall betrachtet werden müsse und als
solcher auch behandelt werden sollte»,
so Dr. Andreas P. Diamantopoulos aus
Kristiansand.
kd
2 Rheumatologie EULAR 2013
Kongressnotizen
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Verbindung von Handarthrose und Herzkrankheit
S ymptomatische Handarthrosen sind mit einem höheren Risiko für Herzerkrankungen assoziiert. Die Analyse einer 1348 Menschen umfassenden Subpopulation der berühmten Framingham-Studie ergab, dass die Inzidenz der koronaren Herzkrankheit (KHK) bei Individuen mit symptomatischer Handarthrose mehr als doppelt so hoch ist (HR = 2,26)
wie bei Patienten ohne Handarthrose. Allerdings konnte dieser Zusammenhang bei Patienten mit radiographischer Handarthrose ohne Symptomatik nicht nachgewiesen werden. «Wir glauben, dass eine symptomatische Handarthrose eine schwere Form dieser Arthrose repräsentiert und dass die Verbindung zur koronaren Herzkrankheit in Verbindung mit schmerz-
haften Faktoren wie zum Beispiel einer
Synovitis steht», sagte Dr. Ida K. Haugen
aus Oslo. Tatsächlich konnte in der Ver-
gangenheit bereits gezeigt werden, dass
eine Synovitis bei anderen rheumatoiden
Erkrankungen, wie zum Beispiel einer
rheumatoiden Arthritis, mit Arteriosklerose
beziehungweise kardiovaskulären Proble-
men verbunden sein kann.
kd
Übergewicht stört Remission
R heumapatienten benötigen mehr und länger Biologika, wenn sie gleichzeitig unter Übergewicht oder Adipositas leiden. In einer italienischen Studie wurden 346 Patienten mit früher RA in drei Kategorien unterteilt (Normalgewichtige, Übergewichtige und Adipöse) und gemäss einer «Treat-to-Target»-Therapie behandelt. Behandlungsziel war da-
bei die Remission. Zeigte die Standardtherapie keinen Erfolg, wurde mit einem TNF-alpha-Hemmer kombiniert. Ergebnis: Übergewichtige und adipöse Patienten erreichten nach 6 beziehungweise 12 Monaten weniger oft das anvisierte Ziel als Normalgewichtige. Insgesamt benötigten beleibtere Patienten 2,4-mal häufiger eine anti-TNF-Therapie als Teilnehmer der Ver-
gleichsgruppe. In einer weiteren Studie
wurde gezeigt, dass übergewichtige Pa-
tienten mit Psoriasis-Arthritis (PsA) eben-
falls einen schlechteren Krankheitsverlauf
zu erwarten haben. Denn die PsA-Erkran-
kung tritt bei Übergewicht nicht nur häu-
figer auf, sondern sie nimmt auch einen
schwereren Verlauf.
kd
EULAR 2013 Rheumatologie
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