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Kongressnotizen
Mehr Lungenkrebs bei
Elektrische
Nichtrauchern und Frauen
Zigaretten
I n den letzten zehn Jahren sind deutlich häufiger Frauen und Nichtraucher von einem Lungentumor befallen worden, und die Erkrankung wurde weitaus häufiger als zuvor erst im Stadium vier diagnostiziert, so Dr. Chrystle Locher, Erstautorin der am ERS vorgestellten Studie aus Frankreich. Die Forscher befragten 7610 Patienten, bei denen im Jahr 2010 erstmals ein Lungenkarzinom diagnostiziert worden war, und erhoben Alter, Raucheranamnese, Tumorhistologie und -stadium bei Diagnose. Diese Daten verglichen sie mit den
Fast ein Viertel der neu diagnostizierten Lungenkarzinome betrifft Frauen.
Ergebnissen einer prospektiven epidemiologischen Untersuchung aus dem Jahr 2000. Im Vergleich zu damals 7,9 Prozent waren jetzt 11,9 Prozent der Betroffenen Nichtraucher. Gar 24,4 Prozent waren Frauen im Vergleich zu 16 Prozent im Jahr 2000. Die Erkrankungen unter den Raucherinnen beziehungsweise Exraucherinnen blieben mit 66 Prozent vs. 64 Prozent 2010 relativ stabil, bei den Männern war hier sogar ein Rückgang zu verzeichnen. Bei 58 Prozent der Patienten wurde das Karzinom erst im Stadium vier endeckt, im Jahr 2000 war das nur bei 43 Prozent der Fall gewesen. Histologisch liess sich eine Zunahme der Andenokarzinome verzeichnen (35,8 vs. 53,5%). «Zwar hat die WHO kürzlich Dieselabgase als karzinogen eingestuft, aber es bedarf weiterer Forschungen, um zu verstehen, welche Faktoren bei Nichtrauchern zur Entstehung eines Lungenkarzinoms führen können», so Dr. Locher. Ausserdem legen die Daten nahe, dass Anti-RaucherKampagnen zukünftig mehr auf Frauen abzielen sollten.
Mü
keine sichere Alternative
D ie Sicherheit elektrischer Zigaretten als Alternative zum Rauchen ist viel diskutiert, aber die Argumente sind bis jetzt nur mit wenig wissenschaftlichen Daten untermauert. Nun konnten an der Jahrestagung der ERS griechische Forscher einen Beitrag liefern: Sie untersuchten die kurzfristige Auswirkung des Rauchens einer E-Zigarette sowohl bei Gesunden als auch bei Rauchern mit oder ohne Lungenprobleme wie COPD oder Asthma. Nach zehnminütigem Gebrauch einer E-Zigarette erhöhte sich der Atemwegswiderstand aller Untersuchten für zehn Minuten, bei gesunden Nichtrauchern um durchschnittlich 182 Prozent auf 206 Prozent. Bei Rauchern mit normaler Spirometrie erhöhte sich der Widerstand um im Mittel 176 Prozent auf 220 Prozent. Bei Patienten mit Asthma
Auch das Rauchen von E-Zigaretten hat messbare Konsequenzen
Respiratorische Erkrankungen bei über 85-Jährigen häufig
D ie chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im Alter. Eine Zunahme daran Erkrankter ist sehr wahrscheinlich, zählen doch die über 85-Jährigen weltweit zu der am schnellsten wachsenden Altersgruppe. Schon heute stellen respiratorische Beschwerden in dieser Altersgruppe eine signifikante Belastung dar, wie englische Forscher anlässlich der Jahrestagung der Europäischen Respiratory Society mitteilten. Sie beziehen sich dabei auf Daten, die im Rahmen der Studie Newcastle 85+ erhoben werden. Diese Longitudinalstudie begleitet Menschen ab dem Jahr, in dem sie 85 werden, 5 Jahre lang und un-
tersucht Gesundheit und Vitalität in der Allgemeinbevölkerung auf Basis demografischer, physiologischer, klinischer und biologischer Parameter. Von 845 untersuchten Älteren litten 20 Prozent der Männer und 21 Prozent der Frauen entweder an Asthma oder COPD, eine Obstruktion zeigten die Spirometrie-Ergebnisse bei 59 Prozent der Männer sowie 50 Prozent der Frauen. Über die Ursachen dieser Obstruktion müssen weitere Auswertungen der Daten Auskunft geben, die Forscher erhoffen sich daraus wesentliche Erkenntnisse hinsichtlich der Bedürfnisse, die mit der immer älter werdenden Bevölkerung auf uns zukommen.
Mü
oder COPD schien keine unmittelbare Veränderung des Widerstands zu erfolgen. Aus Sicht von Professor Christina Gratziou, eine der Autorinnen und Chair des ERS Tobacco Control Committee, ist dies ein Hinweis auf eine unmittelbare Beeinträchtigung durch das Rauchen von E-Zigaretten. Allerdings sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diese Auswirkungen auch langfristig einschätzen zu können. Zum Rauchstopp empfiehlt sie den Einsatz etablierter, evidenzbasierter Verfahren.
Mü
Mehr über den Kongress sowie die European Respiratory Society erfahren Sie auf der Homepage unter www.ersnet.org
2 Pneumologie ERS 2012