Lipidbasierte Immunmodulation beim kritisch kranken Patienten – Rolle des Fischöls in der Intensivmedizin
Lipide sind für den Intensivpatienten nicht nur Energielieferanten, sondern beeinflussen auch signifikant die Inflammation. Insbesondere n-3-Lipide aus Fischöl können über multiple Signaltransduktionswege die Entzündungsreaktion und so den Krankheitsverlauf des kritisch kranken Patienten modulieren: Sie wirken «klassisch» über Cyclooxygenase, Lipoxygenase und Zytochrom-P450-Enzyme, beeinflussen «resolutionär» die Auflösung der Entzündung durch die Resolvine, wirken «neurogen» durch vagal-vermittelte Signale und «nukleär» über die Modulation von Transkriptionsfaktoren. Bei Intensivpatienten ist die enterale Ernährung der parenteralen prinzipiell vorzuziehen. Bei der Verwendung enteraler n-3-Fettsäuren in ARDS-Patienten und septischen Patienten gibt es deutliche Hinweise auf eine Verbesserung der Beatmungszeit, Verweildauer auf der Intensivstation und möglicherweise sogar der Sterblichkeit. Die parenterale Applikation von n-3-Lipiden bei Intensivpatienten ist mit vielversprechenden Daten belegt, die jedoch abhängig vom Patientenkollektiv zu bewerten sind. Reine sojaölbasierte Lipidemulsionen mit einem hohen Anteil mehrfach ungesättigter n-6-Fettsäuren sind nicht zu empfehlen. Insgesamt sind sicher weitere grosse Studien zur Verbesserung der Evidenzlage notwendig, um aus den pathophysiologischen Konzepten zu einer gesicherten klinischen Anwendung zu gelangen.