Transkript
FORSCHUNG
Pharmakologische Studien mit EPs 7630
Resultate bestätigen klinische Erfahrungen
Zwei kürzlich veröffentlichte
pharmakologische Studien,
die mit dem Pelargonium-
sidoides-Extrakt EPs® 7630
gemacht wurden, lieferten
eine Bestätigung klinischer
Resultate über die Wirksam-
keit bei akuter Bronchitis.
Christoph Bachmann
Michaelis et al.
Michaelis et al. (1) untersuchten die Wirkung des Pelargonium-sidoides-Extraktes EPs 7630 auf die Replikation einer Reihe von Viren des Respirationstraktes. Als Wirkungsmechanismus des Extraktes werden immunmodulatorische und zytoprotektive Wirkungen angenommen oder eine Verhinderung der Interaktion zwischen den Viren und den Wirtszellen sowie eine Bewegungszunahme der Ziliarkörper von respiratorischen Zellen. Eine Bestimmung von Virus-induzierten zytopathogenen Wirkungen sowie des Virus-Titers im Rahmen der vorliegenden Studie zeigten, dass EPs 7630 ab einer Konzentration von 100 Mikrogramm/Liter mit der Replikation von saisonalen Influenza-Viren-Stämmen (H1N1, H3N2), mit dem respiratorischen SynzytialVirus, humanen Corona-Viren, Parainfluenza-Viren und mit Coxsackie-Viren interferierte, nicht aber die Replikation von hochpathogenen Avian-Influenza-A-Viren (H5N1) und von Adenoviren behinderten. Dies könnte der Wirkungsmechanismus
Abbildung: Konzentrationsabhängige Hemmung der Neuroaminidase durch Eps 7630.
für die Wirkung von Eps 7630 bei akuter Bronchitis sein.
Theissen und Müller
Theissen und Müller (2) untersuchten den EPs® 7630-Extrakt ebenfalls. Dieser zeigte bei nicht toxischen Konzentrationen eine Dosis-abhängige Wirksamkeit gegen pandemische H1N1-, saisonale Oseltamivirsensible und -resistente H1N1-Stämme, gegen saisonale H3N2-Stämme sowie gegen den Labor-H1N1-Stamm A/Puerto Rico/8/34. Gegen Adenovirus und Masernviren zeigte er aber keine Wirksamkeit. Der Extrakt verminderte eine Grippeinfektion auf einer frühen Stufe und hemmte die virale Hämagglutination sowie die NeuraminidaseAktivität (vgl. Abbildung). Durch diese virostatische Wirkung verminderte sich die Virenreplikation, was zu einer Abnahme der Virenlast bei den betroffenen Mäusen führte. Eine direkte viruzide Wirkung von EPs 7630 konnte aber nicht beobachtet werden, denn eine Virus-Präinkubation (im Gegensatz zu einer Zell-Präinkubation) mit dem Extrakt beeinflusste die Infektanfälligkeit nicht. Ein wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass der EPs 7630-Extrakt in vitro keine Anfälligkeit auf Resistenz zeigte. Versuche mit den Inhaltsstoffen zeigte, dass Prodelphinidine (vgl. Abbildung) die wirksamen Bestandteile des Extraktes sind. Die Kettenlänge beeinflusst die antivirale
Wirksamkeit. Monomere und Dimere erwiesen sich als weniger wirksam als Oligound Polymere. Wichtig ist auch die Tatsache, dass Gallocatechin (= von Proanthocyanidinen abgeleitete Gerbstoffe) und sein Stereoisomer Epigallocatechin die antivirale Aktivität auch in ihrer monomeren Struktur besassen. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass inhaliertes EPs 7630 signifikant das Überleben, das Körpergewicht und die Körpertemperatur von mit dem Influenza-Virus kontaminierten Mäusen erhöhte, ohne ersichtliche toxische Wirkungen.
Zusammenfassung
Die Resultate der beiden pharmakologi-
schen Studien können als Bestätigung der
klinischen Resultate bezeichnet werden,
die mit dem Pelargonium-sidoides-Extrakt
Eps 7630 gemacht wurden. Der Extrakt
hemmt in den entsprechenden Konzentra-
tionen die Virenreplikation der erwähnten
Virenstämme, besitzt aber offensichtlich
keine direkte viruzide Wirkung. Diese Re-
sultate erklären die in den klinischen Stu-
dien dokumentierte Wirksamkeit gegen
akute Bronchitis.
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Anschrift des Verfassers Dr. Christoph Bachmann Hirschmattstrasse 46 6003 Luzern c.a.bachmann@bluewin.ch
Literaturreferenzen:
1. Michaelis M., Doerr H.W., Cinatl J. jr: Investigation of the influence of EPs® 7630, a herbal drug preparation from Pelargonium sidoides, on replication of a broad panel of respiratory viruses, doi:10.1016/ j.phymed.2010.09.008
2. Theisen L. L., Müller C.P.: EPs® 7630 (Umckaloabo®1, an extract from Pelargonium sidoides roots, exerts anti-influenza virus activity in vitro and in vivo, Antiviral Research 2012; 94: 147–156.
1 In der Schweiz sind sowohl Umckaloabo® wie auch Kaloba® im Handel. Beide Präparate sind identisch.
6/2012
thema PHYTOTHERAPIE
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