Transkript
EDITORIAL
Wenn a = b und a = c, dann b = c
Mit dieser einfachen mathematischen Tatsache kann man aus der kürzlich erschienenen CochraneReview über die Wirksamkeit von Serenoa repens bei BPH herleiten, dass Therapeutika wie Finasterid und Tamsulosin bei BPH nicht wirksam sind! Denn in der Cochrane-Review lässt sich bei allen Vergleichsstudien Serenoa repens (a) versus Finasterid (od. Tamsulosin [b]) in der Wirksamkeit bei BPH kein Unterschied feststellen (a = b). In einigen der überprüften Plazebostudien (Serenoa repens vs. Plazebo [c]) lässt sich auch kein Unterschied feststellen (a = c). Aber die Autoren der Studie schliessen nur, dass a = c ist, Serenoa repens also nicht wirksam sei. Von b = c, dass Finasterid und Tamsulosin folgerichtig auch nicht wirksam seien, schreiben die Autoren aber kein Wort! Eine Zusammenfassung der Studie und ein Kommentar einer Gruppe europäischer Phytotherapiespezialisten, die weitere wissenschaftliche Fehler der Studie aufzeigen, findet man in diesem Heft (vgl. S 10 ff.) Im Zusammenhang mit den gegenwärtig in unserem Land laufenden politischen Diskussionen über die Komplementärmedizin steht die Wiederaufnahme der Phytotherapie in die Grundversicherung zur Debatte. Quasiwissenschaftlich fundierte Berichte wie diese Cochrane-Review schwächen im Bewusstsein der Fachleute und der Bevölkerung die Bedeutung und den Wert der Phytotherapie.
Für die meisten Leser ist ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) sicher ein Begriff. Diese europäische Gesellschaft mit dem erklärten Zweck der «Harmonisierung des Wissens um Arzneipflanzen innerhalb Europas» publiziert Monografien über wissenschaftliche und traditionelle Aspekte der medizinischen Anwendung von Arzneipflanzen. Die ESCOP-Monografien werden von der European Medicines Agency (EMEA) in London, der Arzneimittelbehörde der Europäischen Union, als Grundlage für sogenannte «Community herbal Monographs» übernommen, die dann unter anderem im Dialog mit der ESCOP verabschiedet werden. Die Schweiz ist Gründungsmitglied der ESCOP und seit 20 Jahren durch die SMGP mit zwei Delegierten vertreten.
Dr. phil. II Marijke Frater-Schröder Schweizer Delegierte der ESCOP Co-Sekretärin und Aktivmitglied des Scientific Committee of ESCOP
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PHYTOTHERAPIE
4/2009