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MEDIZIN FÜR DIE FRAU
Impfstoff gegen RSV
Impfung von Schwangeren kann Kinder schützen
Das respiratorische Synzytialvirus (RSV) ist ein weltweit verbreiteter Erreger, der schwere Atemwegserkrankungen hervorrufen kann. Insbesondere für Neugeborene und Säuglinge kann eine Infektion mit RSV gefährlich werden. Während bei Grippe, Keuchhusten oder COVID-19 die Impfung von Schwangeren bereits durchgeführt wird, um das ungeborene Kind durch die Weitergabe mütterlicher Antikörper zu schützen, gibt es bis anhin keine RSV-Impfung. Ein neu entwickelter Impfstoff (RSV-preF) wurde nun in einer doppelblinden, plazebokontrollierten Studie in 18 Ländern auf Verträglichkeit und Wirksamkeit geprüft. Insgesamt 3682 zufällig ausgewählte Studienteilnehmerinnen erhielten die Impfung im 2. oder 3. Schwangerschaftsdrittel; eine ähnlich grosse Gruppe erhielt ein Plazebo. Nach der Geburt wurden die Kinder über 1 bis 2 Jahre regelmässig sowie bei Anzeichen von Atemwegserkrankungen untersucht. Dabei wurde auf RSV getestet und die Schwere der Erkrankung nach einem vorab festgelegten Studienprotokoll bewertet.
«Die Ergebnisse der Impfstudie sind ausgesprochen positiv»,
sagt Erstautorin Prof. Beate Kampmann, Charité Berlin. «Bei
über 80 Prozent der Kinder konnte durch die Impfung der
Mutter während der Schwangerschaft ein schwerer Verlauf
einer RSV-Erkrankung in den ersten 3 Lebensmonaten ver-
hindert werden; über 2 Drittel waren auch noch im Alter von
6 Monaten geschützt. Auch wurde die Impfung von den Frauen
sehr gut vertragen.» Die Zulassung des Impfstoffs ist bei den
europäischen und US-amerikanischen Arzneimittelbehörden
beantragt. Die Ergebnisse der Prüfung sollen voraussichtlich
noch in diesem Jahr vorliegen.
Charité/RBO s
Medienmitteilung der Charité Berlin am 6. April 2023 auf idw-online. Kampmann B et al.: Bivalent Prefusion F Vaccine in Pregnancy to Prevent RSV Illness in Infants (published online ahead of print, 2023 Apr 5). N Engl J Med. 2023;10.1056/NEJMoa2216480.
16 ARS MEDICI DOSSIER VIII | 2023