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KARDIOLOGIE
DANFLU-Studie
Hochdosis-Vierfachgrippeimpfung für Ältere vielversprechend
Eine Grippeimpfung schützt nicht nur vor Infektion, sondern reduziert auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Bei älteren Personen scheint dabei eine hoch dosierte Vierfachinfluenzaimpfung von Vorteil und ohne vermehrte Nebenwirkungen zu sein, wie die am Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) in Barcelona vorgestellte DANFLU-Studie zeigte.
Für die Grippe existieren mehrere Vakzinetypen, darunter hoch dosierte Formen und Formen mit Standarddosis. Zwar reduzieren hoch dosierte Vierfachinfluenzaimpfungen das Infektionsrisiko, aber ob sie im Vergleich zu standarddosierten Vierfachimpfungen das Risiko für kardiovaskuläre und pneumologische Hospitalisationen verringern, wurde bis jetzt nicht untersucht. Diese Lücke schliesst nun die dänische pragmatische und aktiv kontrollierte DANFLU-Studie. Sie verglich die Hochdosis-Vierfachgrippeimpfung mit der Impfung in Standarddosis bei älteren Personen in Dänemark zwischen 65 und 79 Jahren. Diese Altersbeschränkung bis 79 Jahre habe man so gewählt, weil ab einem Alter von 80 Jahren in Dänemark routinemässig hoch dosierte Influenzaimpfungen verabreicht würden, berichtete Dr. Niklas Dyrby Johansen, Gentofte Hospital, Kopenhagen (DK), an einer Hotline-Session am ESC-Kongress. Primärer Endpunkt war die Machbarkeit einer derartigen Studie, als sekundärer Endpunkt waren die Effizienz der beiden Vakzine in Bezug auf die Hospitalisierung aufgrund von Pneumonie, Influenza, respiratorischen, kardiorespiratorischen oder kardiovaskulären Erkrankungen oder eine Hospitalisation aus irgendeinem Grund sowie die Gesamtmortalität definiert. Bei dieser Studie wurden Daten von 12 477 durchschnittlich 72-jährigen Patienten, etwa zur Hälfte weiblich, verwendet, die entweder eine Hochdosis (n = 6245) oder eine Standarddosis (n = 6232) erhalten hatten.
Hochdosis scheint besser für ältere Personen
Es zeigte sich, dass die Hochdosisempfänger eine tiefere Inzidenz von influenza- oder pneumoniebedingter Hospitalisierung (0,2 vs. 0,4%) aufwiesen, ebenso eine geringere Inzidenz der Gesamtsterblichkeit (0,3 vs. 0,7%). Die kardiovaskulär und kardiorespiratorisch bedingten Spitaleinweisungen waren in der Hochdosisgruppe ebenfalls seltener, doch war die Studie für eine Aussage zu klinischen Outcomes nicht genügend gepowert. Die Rate an schweren Nebenwirkungen unterschied sich zwischen beiden Impfgruppen nicht signifikant. Die in der Studie beobachteten Reduktionen bei den Hospitalisationen und bei der Gesamtmortalität mit der Hochdosisimpfung seien ermutigend, so Studienleiter Dyrby Johnansen. Für ein verlässliches Resultat seien die Teilnehmerzahlen aber zu klein, das müsse in einer auf diese Fragestellung
ausgelegten Studie untersucht werden. Dafür brauche es etwa 200 000 Teilnehmer.
Indirekten Nutzen berücksichtigen
Influenza verursache zwar «nur» Fieber, Kopfschmerzen,
Muskelschmerzen und Husten, doch müsse man auch die
indirekten Auswirkungen wie ein höheres Risiko für Myo-
kardinfarkt, Herzinsuffizienz und Hirnschlag bedenken, be-
tonte Diskutant Prof. Ole Fröbert, Örebrö University Hospi-
tal, Schweden. Es sei mittlerweile aus Beobachtungsstudien
sowie aus randomisierten, kontrollierten Studien bekannt,
dass eine Influenzaimpfung das Risiko für kardiovaskuläre
Ereignisse verringere. Die DANFLU-Studie zeige vor allem,
dass die Verabreichung einer hoch dosierten Influenzaimp-
fung keine verstärkten Nebenwirkungen hervorrufe.
Die Stärke dieser Studie seien ihre Grösse mit 12 000 Bürgern
und ihre Randomisierung sowie das pragmatische, auf Regis-
terdaten basierende Studiendesign. Limitierend sei jedoch
der Umstand, dass keine Aussage zu klinischen Outcomes
getroffen werden könne. Vor dem Hintergrund, dass Influen-
zaimpfungen mit steigenden Verabreichungszyklen einen
wachsenden Schutz böten, sei es allerdings schade, dass die
Studie nur über 1 Influenzasaison gelaufen sei.
Die Wirkung einer hoch dosierten Vierfachinfluenzaimpfung
bei kardiovaskulären Erkrankungen sei zwar aufgrund der
vorliegenden Daten nicht belegt, doch sei sie möglicherweise
die beste Wahl für Personen über 65 Jahre. In den derzeitigen
Guidelines habe die Influenzaimpfung bei Patienten mit kar-
diovaskulären Erkrankungen einen Empfehlungsgrad von
1B, der nach Meinung von Fröbert auf das Niveau 1A ange-
hoben werden sollte. Weiter sollten wegen kardiovaskulärer
Erkrankungen hospitalisierte Patienten bei Spitalentlassung
standardmässig gegen Influenza geimpft werden. Denn es
zeige sich, dass der Schutz auch ausserhalb der Grippesaison
eintrete. Warum eine Influenzaimpfung die Rate kardiovas-
kulärer Ereignisse senke, sei nicht klar. Dies vermutlich auf-
grund der Verringerung von Zytokinen, wie den Inter-
leukinen 1 und 6 und TNF-a, die bei der kardialen Entzün-
dung involviert seien.
s
Valérie Herzog
Quelle: «Hotline 2». Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC), 26. bis 29. August 2022 in Barcelona.
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