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GASTROENTEROLOGIE
Morbus Crohn
Post-hoc-Analyse zeigt: TNF-Hemmer mit den höchsten Abheilungsraten
In einer neuen Post-hoc-Analyse erwiesen sich die beiden TNF-Inhibitoren Infliximab und Adalimumab dem Integrinantagonisten Vedolizumab und dem IL-12/23-Hemmer Ustekinumab bei Patienten mit Morbus Crohn hinsichtlich der endoskopischen Heilung als überlegen. Die neue Untersuchung wurde am virtuellen Kongress der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) als Highlight-Studie vorgestellt.
Für die internationale Post-hoc-Untersuchung wurden gepoolte Daten aus 4 zentralen klinischen Studienprogrammen analysiert. Eingeschlossen waren 344 Patienten mit Morbus Crohn, die seit Studienbeginn mit unterschiedlichen Biologika behandelt worden waren: entweder mit den beiden TNF-Hemmern Adalimumab und Infliximab, dem IL-12/23Hemmer Ustekinumab oder dem Integrinantagonisten Vedolizumab. Ziel war, zu erfahren, ob sich hinsichtlich der endoskopischen Heilung signifikante Unterschiede offenbarten. Alle Patienten mussten zu Studienbeginn eine aktive endoskopische Entzündung aufweisen. Zudem musste zumindest ein ileokolonisches Segment mit dem Simple Endoscopic Score for Crohn’s Disease (SES CD) ≥ 3 betroffen sein. Unter den Teilnehmern befanden sich sowohl biologikanaive als auch biologikaeerfahrene Patienten und Patientinnen. Als Endpunkt wurde die vollständige endoskopische Abheilung (SES CD = 0) nach einem Jahr Therapie definiert. Die Ergebnisse sprachen signifikant zugunsten der TNF-Inhibitoren: Nach einem Jahr hätten unter Infliximab (29/79) 36,7 Prozent und unter Adalimumab (12/40) 30 Prozent eine endoskopische Abheilung des Ileums erreicht, während dies unter Vedolizumab (10/77) nur bei 13 Prozent der Fall gewesen sei, berichtete Neeraj Narula von der McMaster University in Hamilton, Kanada. Zwischen Vedolizumab und Ustekinumab (5/22, 22,7%) konnten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der endoskopischen Ileumabheilung festgestellt werden (p = 0,123). Bei der näheren Analyse der biologikanaiven Patienten erwiesen sich Ustekinumab, Adalimumab und Infliximab bezüglich der endoskopischen
Abheilung Vedolizumab überlegen. Bei Befall des Kolons
waren die Anti-TNF-Antikörper dem IL-12/23 Hemmer
überlegen. So erreichten unter Adalimumab 62,5 Prozent und
unter Infliximab 52,4 Prozent der Betroffenen eine endosko-
pische Heilung, unter Ustekinumab lediglich 29,0 Prozent.
Auch bei der Abheilung von Ulzera (> 5 mm) im Kolon hätten
sich nach einem Jahr deutliche Unterschiede zwischen den
verschiedenen Substanzen gezeigt, so Narula. So war unter
dem Einfluss von Ustekinumab bei knapp einem Drittel
(29,6%) der Patienten eine Ulzeraabheilung zu beobachten,
unter Infliximab jedoch bei 70,5 Prozent und unter Adalimu-
mab bei 64,9 Prozent. Die Unterschiede zwischen den Wirk-
stoffgruppen waren für die biologikanaiven und die Patien-
ten, die mit Biologika vorbehandelt waren, im Kolon ähn-
lich.
Einschränkend sollte beachtet werden, dass es sich bei dieser
Post-hoc-Analyse nicht um eine direkte Head-to-Head-Stu-
die handelt und dass die Patientenkohorten deshalb nicht
komplett vergleichbar sind. Trotzdem fiel das Fazit von
Neeraj Narula eindeutig aus: «Wir beobachteten, dass die
TNF-Inhibitoren für das Erreichen einer endoskopischen Ab-
heilung des Ileums und des Kolons Vedolizumab und Usteki-
numab insgesamt überlegen waren.»
s
Klaus Duffner
Quelle: «Scientific Session 4: Modern monitoring of IBD. OP10: Comparative efficacy of biologics for endoscopic healing of the ileum and colon in Crohn’s Disease.» OP10. Jahreskongress der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) 2022, 16. bis 19. Februar 2022, virtuell.
ARS MEDICI DOSSIER VII | 2022
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