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EDITORIAL NOBELPREISTRÄGER DER PHYSIOLOGIE ODER MEDIZIN
1974: George Emil Palade (US-Amerikaner mit deutschen
Wurzeln; zusammen mit Albert Claude und Christian de Duve, beide Belgien)
«… für ihre Entdeckungen zur strukturellen und funktionellen Organisation der Zelle»
George Emil Palade (Quelle: https://de.wikipedia.org)
George Emil Palade wurde 1912 in Jassy (Iași), Rumänien, als Sohn eines Philosophieprofessors und einer Lehrerin geboren. Nach Ausbildungen in seiner Heimatstadt und in Buzău begann er 1930 mit dem Studium der Medizin an der Universität Bukarest. Schon früh entwickelte er ein Interesse an biomedizinischen Grundlagenwissenschaften. Er begann bereits während des Medizinstudiums im Anatomielabor zu arbeiten. Seine Doktorarbeit schrieb er in mikroskopischer Anatomie zum eher ungewöhnlichen Thema des Nephrons des Delfins (Delphinus delphis). Nach einer kurzen Zeit als Assistenzarzt für Innere Medizin kehrte er in die Anatomie zurück, weil ihn die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln der damaligen Mediziner irritierte. Während des zweiten Weltkrieges diente Palade im Sanitätskorps der rumänischen Armee. Nach dem Krieg ging er 1945 zu weiteren Studien in die USA, wo er 1946 an der Rockefeller University in New York City auf Albert Claude traf, der ihn für die Arbeit mit dem Elektronenmikroskop begeisterte.
1952 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Schwerpunkte von Palades Arbeit waren elektronenmikroskopische und Pulsmarkierungsuntersuchungen von Zellstrukturen wie Mitochondrien, Chloroplasten und dem Golgi-Apparat. 1953 lieferte er die erste Beschreibung der Ribosomen. Von 1958 bis 1973 war er Professor am Rockefeller-Institut, von 1973 bis 1990 Professor an der Yale University, und seit 1990 war er an der University of California, San Diego, tätig. 1974 erhielt Palade gemeinsam mit Albert Claude und Christian de Duve den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckungen zur strukturellen und funktionellen Organisation der Zelle. Die Arbeit der drei Preisträger trug viel zum Verständnis von Stoffwechselerkrankungen bei. Ausserdem konnten Pharmakologie, Gerontologie sowie Krebsforschung davon profitieren. In der Würdigung durch das Nobelkomitee hiess es, die Preisträger seien durch ihre Arbeiten «weitgehend für die Schaffung der modernen Zellbiologie verantwortlich». Palade erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche weitere Auszeichnungen und Ehrungen. Privat interessierte sich Palade seit der Schulzeit für Geschichte, insbesondere für die römische Geschichte. Das dazugehörige Latein erwies sich als nützlich, als er Begriffe und Namen für die Zellbiologie generieren musste. Palade hatte eine Tochter, Georgia Palade Van Duzen, und einen Sohn, Philip Palade, aus erster Ehe mit Irina Malaxa. 1970 heiratete er die Zellbiologin Marilyn Gist Farquhar. George Emil Palade starb 2008 in Del Mar, Kalifornien.
Richard Altorfer
ARS MEDICI DOSSIER VI | 2021
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