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EDITORIAL NOBELPREISTRÄGER DER PHYSIOLOGIE ODER MEDIZIN
1903: Niels Ryberg Finsen (Dänemark)
«… in Anerkennung seines Beitrags zur Behandlung von Krankheiten, insbesondere von Lupus vulgaris, mittels konzentrierter Lichtstrahlen, durch die er der medizinischen Wissenschaft einen neuen Weg erschloss.»
Niels Ryberg Finsen (Quelle: https://de.wikipedia.org)
Niels Ryberg Finsen wurde 1860 als Sohn einer dänischen Mutter und eines isländischen Vater (Hannes Kristiàn Steingrimur Finsen, Polizeichef und später Gouverneur) in Torshavn, der Hauptstadt der FäröerInseln, geboren. 1874 kam er in ein Internat in Dänemark, später nach Reykjavik, wo er 1882 seine Matura machte. Im gleichen Jahr begann er in Kopenhagen Medizin zu studieren. Auf die Färöer kam er danach zeitlebens nicht mehr. In Dänemark lebte er zeitweise in Ribe, wo er wie in seinem Geburtsort als Sohn der Stadt gilt. 1890 promovierte Finsen und wurde Prorektor für Anatomie. 1893 begann er mit Forschungen im Bereich der physiologischen Wirkung des Lichts und wurde 1896 Leiter eines Forschungsinstituts in Kopenhagen. 1898 verlieh man ihm die Professur. Finsen zeigt in seinen Forschungen, dass die Anteile der Sonnenstrahlung mit der höchsten Energie eine
stimulierende Wirkung auf Gewebe haben. Er entdeckte auf der einen Seite die schädigende Wirkung zu starker Sonnenstrahlung und vertrat die Ansicht, dass die Schädigung der Haut durch einfache Schutzmassnahmen zu verhindern sei. Auf der anderen Seite fand Finsen heraus, dass Lichtstrahlen einen positiven Effekt haben. Diese Entdeckung führte ihn zur Behandlung der Hauttuberkulose (Lupus vulgaris) und anderer Hauterkrankungen mit Sonnenbädern. Weil er erkannte, dass die Strahlung in Nordeuropa nicht ausreichend ist, entwickelte er eine Lichttherapie, für die er eine Kohlenbogenlampe verwandte (Finsen-Licht, Finsen-Lampe bzw. FinsenBad), bei der durch Bergkristalllinsen mit guter Durchlässigkeit für UV-Strahlung das Bogenlicht konzentriert wurde. Finsen wurde für seine wissenschaftlichen Arbeiten mehrfach geehrt. 1903, erst 43 Jahre alt, erhielt er den Nobelpreis für seine Forschungen zur Therapie des Lupus vulgaris mit Licht. 1892 hatte Finsen die Tochter des Bischofs von Ribe, Ingeborg Balsley, geheiratet. Mit ihr hatte er vier Kinder; ein Sohn wurde später ebenfalls Mediziner. Finsen starb bereits 1904 an einer schweren Krankheit, die sich schon in den 1880er-Jahren bemerkbar gemacht und ihn die letzten Jahre in den Rollstuhl gezwungen hatte, die jedoch erst post mortem als perikarditische Pseudoleberzirrhose diagnostiziert wurde.
Richard Altorfer
ARS MEDICI DOSSIER I | 2021
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