Transkript
STUDIE q ÉTUDE
Was dem Herzen gut tut, nützt auch den Beinen
Kardioprotektive Medikamente sind auch bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit wichtig
JOURNAL OF VASCULAR SURGERY
Kardioprotektiva wie
ACE-Hemmer und Statine
beeinflussen auch die opera-
tionsbedürftige periphere
arterielle Verschlusskrankheit
(PAVK) günstig.
Etablierte Guidelines der American Heart Association empfehlen bei Patienten mit systemischer Arteriosklerose den Einsatz von ACE-Hemmern, Statinen und Plättchenhemmern. Gefässchirurgen von der University of Michigan wollten wissen, ob dem nachgelebt wird und ob ACE-Hemmer und Statine tatsächlich einen Einfluss auf Gefässdurchgängigkeit, Rettung der Gliedmasse und operative Mortalität nach Bypassoperationen an den Beinen haben.
Methodik Konsekutive Patienten, die zwischen 1997 und 2002 einen infrainguinalen Bypass erhielten, wurden hinsichtlich demografischer Daten, Begleiterkrankungen und medikamentöser Therapie erfasst. Diese Variablen setzten die Autoren zu den erwähnten postoperativen Erfolgsparametern in Beziehung.
Resultate 293 Patienten (mittleres Alter 64 Jahre, 2/3 Männer) unterzogen sich 338 infrainguinalen Bypasseingriffen mit Venen- oder prothetischen oder gemischten Grafts. Operationsindikation war bei 75 Prozent
die Rettung der Extremität. Begleiterkrankungen waren häufig: Hypertonie 70 Prozent, Diabetes 52 Prozent, Hyperlipidämie 37 Prozent, koronare Herzkrankheit 51 Prozent, kongestive Herzinsuffizienz 14 Prozent; immerhin 30 Prozent rauchten. 56 Prozent der PAVK-Patienten erhielten Statine, 54 Prozent ACE-Hemmer und 93 Prozent Plättchenhemmer oder Warfarin. Bei 39 Prozent wurde die postoperative Gefässdurchgängigkeit überwacht. Die kumulative Bypassdurchgängigkeit betrug 73 Prozent; in 85 Prozent konnte die Extremität gerettet werden. Die Mortalität belief sich bei einem mittleren Follow-up von 17 Monaten auf 9 Prozent. Unabhängig mit einer besseren Bypassdurchgängigkeit assoziiert waren die Einnahme von Statinen (Odds Ratio 3,7, 95%KI 2,1–6,4), männliches Geschlecht (OR 2,8, 95%-KI 1,6–5,0) und Bypassüberwachung (OR 2,4, 95%-KI 1,3–4,5). Mit einer geringeren Amputationsrate assoziierte Faktoren waren Statineinnahme (OR 0,34, 95%-KI 6,15–0,77) und Bypassüberwachung (OR 0,23, 95%-KI 6,1–0,63). Zu einer geringeren Mortalität schien die Bypassüberwachung, zu einer höheren Sterblichkeit eine begleitende kongestive Herzinsuffizienz oder ein dialysebedürftiges Nierenversagen beizutragen. In der Kaplan-Meier-Analyse war nur die Einnahme von ACE-Hemmern signifikant mit einer geringeren Mortalität assoziiert (p = 0,05).
Schlussfolgerungen Patienten, die sich einer infrainguinalen Bypassoperation unterziehen, sind hinsichtlich kardioprotektiver Medikamente unterbehandelt. Der Einsatz von ACE-Hemmern bei PAVK ist mit einer geringeren Mortalität assoziiert. Statine verbessern die Aussicht auf Gefässdurchgängigkeit und Rettung der Extremität. Studienleiter Peter Henke
Merk-
punkte
q Patienten mit fortgeschrittener peripherer arterieller Verschlusskrankheit, die sich einem Gefässeingriff unterziehen müssen, erhalten zu selten Kardioprotektiva.
q ACE-Hemmer verringern die Mortalität, und Statine begünstigen die postoperative Gefässdurchgängigkeit und damit den Erhalt der bedrohten Extremität.
sagte in einer Pressemitteilung: «Die Auswirkungen von ACE-Hemmern und Statinen haben uns überrascht. Sie übertrafen andere Effekte wie Schweregrad der PAVK, andere medizinische Probleme oder die Art des Operationsverfahrens. Viele der Strategien, die Herzkranken helfen, sind eben auch bei PAVK-Patienten hilfreich: körperliches Training, Rauchverzicht und Senkung von Cholesterin und Blutdruck.»
Peter K. Henke (Section of Vascular Surgery
and Division of Cardiovascular Medicine,
University of Michigan, Ann Arbor/USA):
Patients undergoing infrainguinal bypass
to treat atherosclerotic vascular disease are
underprescribed cardioprotective medica-
tions: effect on graft patency, limb salvage,
and mortality. Journal of Vascular Surgery
2004: 39, 357–365.
q
Halid Bas
Interessenkonflikte: keine
A R S M E D I C I D O S S I E R X q 2 0 0 4 31