Transkript
STUDIE
SGLT2-Hemmer mit und ohne GLP-1-RA
Konsistente Wirkung auf Herz und Niere
SLGT2-Hemmer und GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) verbessern beide das Risiko für kardiovaskuläre und renale Ereignisse bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. Es stellt sich die Frage, ob dies für SGLT2-Hemmer immer noch der Fall ist, wenn Patienten gleichzeitig einen GLP-1-RA erhalten. In einer Metaanalyse wurde diese Fragestellung nun untersucht.
Lancet Diabetes & Endocrinology
SGLT2-Hemmer reduzieren das Risiko für Niereninsuffizienz, für kardiovaskuläre Ereignisse und für Tod bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. Das Risiko für Herzinsuffizienz und chronische Nierenerkrankung wird ebenfalls verringert, dies jedoch unabhängig vom Diabetesstatus. Deshalb ist bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und einem Risiko für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVD) und chronische Nierenerkrankung die routinemässige Gabe von SGLT2-Hemmern empfohlen. GLP-1-RA senken das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten mit Typ-2Diabetes ebenfalls, wie weitere grosse Studien gezeigt haben. Deshalb können gemäss den Guidelines bei Diabetespatienten mit Risiko für ASCVD entweder SGLT2-Hemmer oder GLP1-RA oder beide zusammen zur Diabetestherapie eingesetzt werden. Denn die unterschiedlichen Wirkmechanismen und Wirkungen beider Substanzklassen machen einen kombinierten Einsatz interessant, um das kardiorenale Risiko verstärkt zu senken.
Ziel der Metaanalyse war es, die Auswirkungen von SGLT2Inhibitoren auf kardiovaskuläre, renale und Sicherheitsendpunkte bei Patienten mit Diabetes zu bewerten, die zu Beginn der Studie entweder GLP-1-RA erhielten oder nicht erhielten. Dazu wurden Daten von 73 238 Dabetespatienten mit SGLT2Hemmer-Therapie aus 12 randomisiert kontrollierten Studien analysiert. Davon standen 3065 (4,2%) von Beginn unter GLP1-RA.
Effekt gleichbleibend Im Vergleich zu Plazebo reduzierten SGLT2-Hemmer das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, Hirnschlag oder kardiovaskulärer Tod) um 11% sowie das Risiko für herzinsuffizienzbedingte Hospitalisationen oder kardiovaskulären Tod um 23%. Dies mit konsistenten Effekten unabhängig von der Verwendung eines GLP-1-RA seit Studienbeginn. SGLT2-Hemmer verringerten zudem das Risiko für das Fortschreiten chronischer Nierenerkrankungen, definiert als ein Rückgang der geschätzten glomerulären Filtrationsrate um ≥ 40%, Nierenversagen oder Tod durch Nierenversagen, um 33% und verlangsamten die jährliche Abnahme der Nierenfunktion, ebenfalls unabhängig von der Verwendung eines GLP-1-RA seit Studienbeginn. Der Effekt von
SGLT2-Hemmern auf wichtige Sicherheitsendpunkte, ein-
schliesslich schwerwiegender unerwünschter Ereignisse,
Hypoglykämie und Volumenmangel, unterschied sich nicht
bei anfänglicher Verwendung von GLP-1-RA.
Die gepoolten Subgruppendaten aus allen weltweit gross
angelegten plazebokontrollierten Studien zu SGLT2-Hemmern
legen nahe, dass die Auswirkungen von SGLT2-Hemmern auf
kardiovaskuläre, renale und Sicherheitsendpunkte wahr-
scheinlich ähnlich sind, unabhängig davon, ob Patienten GLP-
1-RA verschrieben bekommen oder nicht, und unabhängig
vom Anwendungsgrund für SGLT2-Hemmer. Diese Daten un-
terstützen die kombinierte Verwendung beider Substanzklas-
sen, um kardiovaskuläre und renale Ergebnisse bei Patienten
mit Typ-2-Diabetes zu optimieren.
Beide Wirkstoffklassen reduzieren kardiometabolische
Risikofaktoren wie HbA1c, Körpergewicht, Blutdruck und
Albuminurie, wobei die Effekte von GLP-1-RA auf den Blut-
zucker und das Körpergewicht erheblich stärker ausgeprägt
sind als die von SGLT2-Hemmern. Allerdings ist es unwahr-
scheinlich, dass diese Effekte das volle Ausmass der beob-
achteten Vorteile für die klinischen Endpunkte beider Klassen
vollständig erklären. Obwohl SGLT2-Hemmer die glomeruläre
Druckbelastung verringern, was zu ihren renoprotektiven Wir-
kungen beitragen könnte, dürften auch Effekte auf den Ener-
gieverbrauch der Tubuli, Signale der Nährstoffmangelreakti-
on, Autophagie und Entzündung eine wichtige Rolle spielen.
Im Gegensatz dazu stabilisieren GLP-1-RA atheroskleroti-
sche Plaques, wie verschiedene experimentelle und klinische
Studien gezeigt haben, und unterdrücken proinflammatori-
sche und profibrotische Signalwege. Letztere könnten zu den
positiven Effekten auf die Nierenfunktion beitragen.
Die beiden Substanzklassen haben somit unterschiedliche
Wirkungsbereiche – sowohl klinisch als auch biologisch –, so-
dass die positiven Effekte auf das kardiovaskuläre System und
die Nieren wahrscheinlich komplementär sind.
vh
Quelle: Apperloo EM et al.: Efficacy and safety of SGLT2 inhibitors with and without glucagon-like peptide 1 receptor agonists: a SMART-C collaborative meta-analysis of randomised controlled trials. Lancet Diabetes Endocrinol. 2024;12(8):545-557. doi:10.1016/S2213-8587(24)00155-4
Interessenlage: Die Autoren deklarieren zahlreiche Tätigkeiten und Zuwendungen für die Industrie.
ars medici 4 | 2025 147