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BERICHT
Zunehmend globale Bedeutung
Dengue-Fieber: nicht mehr nur tropisch
Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen sind typische Symptome einer Dengue-Infektion, die Reisende und Reiserückkehrer aus tropischen sowie zunehmend auch aus südeuropäischen Ländern betreffen kann. In einigen Regionen der USA wurden ebenfalls Dengue-Ausbrüche beobachtet. In der Schweiz ist kürzlich die erste Reiseimpfung gegen Dengue zugelassen worden.
Die weltweit häufigste von Insekten übertragene Infektionskrankheit verbreitet sich vor allem durch die tropischen Mückenarten Aedes aegypti und Aedes albopictus. Durch Reiseverkehr und Klimawandel haben sich diese Mücken inzwischen auch in Mittelmeerländern Europas angesiedelt – zusammen mit den Viren, die sie übertragen.
Überwiegend Reiserückkehrer betroffen Dengue zählt zu den häufigsten Ursachen für Fieber bei Reiserückkehrern aus tropischen und subtropischen Regionen – mit zunehmender globaler Bedeutung. Auch in der Schweiz nimmt die Zahl der registrierten Fälle bei Reiserückkehrern zu (1). Aber auch bislang wenig oder gar nicht betroffene Gebiete entwickeln sich zu Dengue-Regionen: Im letzten Jahr wurden zum Beispiel bis Dezember 74 lokale Infektionen im US-Bundesstaat Florida gemeldet sowie die erste autochthone Infektion in Texas (2). Auf den Karibik-Inseln werden Ausbrüche seit Jahren immer häufiger, und auf der portugiesischen Insel Madeira ist Dengue seit dem ersten Ausbruch vor mehr als zehn Jahren bereits endemisch geworden. Ausbrüche wurden auch in Spanien, Portugal und Südamerika beobachtet, und es gibt Hinweise auf stille Epidemien in Afrika (3,4).
Grosse Bandbreite an Symptomen Dabei liegt die Dunkelziffer wahrscheinlich weit höher als die Zahl der offiziell gemeldeten Erkrankungsfälle: Die meisten Fälle verlaufen asymptomatisch oder führen zu einer leichten fieberhaften Erkrankung (5). Die Beschwerden können jedoch von milden bis schweren Symptomen reichen, einschliesslich Blutungen und Multiorganversagen (3): Nach einer Inkubationszeit von 4–7 Tagen (in Einzelfällen bis zu 14 Tagen) kommt es, meist plötzlich, zu hohem Fieber, starken Gliederschmerzen und Kopfschmerzen hinter den Augen. Auch ein flächiger
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Via QR-Code finden Sie eine Weltkarte der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), die die Gebiete mit Risiko für Infektionen mit Dengue-Fieber zeigt.
Hautausschlag kann damit einhergehen. Anhaltendes oder in Schüben verlaufendes Fieber spricht gegen eine DengueInfektion, ebenso Symptome, die erst mehr als zwei Wochen nach dem Urlaub auftreten. Da es vier bekannte Serotypen gibt, sind auch mehrfache Infektionen möglich. Schwere Verläufe, meist nach einer zweiten Infektion, sind selten. Die Therapie erfolgt symptomatisch, gegen Fieber und Schmerzen werden Präparate mit Paracetamol oder Acetaminophen empfohlen, Acetylsalicylsäure hingegen ist kontraindiziert (6).
Erster Dengue-Impfstoff in der Schweiz zugelassen Seit letztem Jahr ist in der Schweiz ein Dengue-Impfstoff für Reisende ab vier Jahren zugelassen, unabhängig von einer vorangehenden Infektion (7). Der neue, tetravalente Impfstoff Qdenga® wird subkutan im Rahmen eines 2-Dosen-Impfschemas im Abstand von drei Monaten verabreicht. Er bietet seropositiven Personen Schutz gegen alle vier Serotypen des Dengue-Virus,beiseronegativenwareineSchutzwirkungbesonders in Bezug auf Dengue-Virus-1 und -2 zu sehen (8). Die häufigsten Nebenwirkungen sind Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen und Myalgie. Das Schweizerische Expertenkomitee für Reisemedizin (EKRM) empfiehlt eine Impfung nur für Reisende (ab sechs Jahren), bei denen Hinweise auf eine frühere Dengue-Infektion vorliegen und die in einer Region mit hoher Dengue-Übertragung exponiert sein werden (6).
Mückenstichen effektiv vorbeugen
Reisende, auch geimpfte, sollten unbedingt auf einen wirksa-
men Schutz vor den überwiegend tagaktiven Aedes-Mücken
achten, das heisst:
• gut schützende Kleidung, Repellents auch tagsüber mehr-
fach auf Haut und Kleidung auftragen
• Mückengitter (Fenster) und/oder Moskitonetze (über dem
Bett) nutzen
• Umgebungshygiene: keine Behälter mit stehendem Wasser
Diese Massnahmen helfen, sich nicht nur vor Dengue-Infek-
tionen, sondern auch vor allen anderen von Mücken übertra-
genen Krankheiten zu schützen.
Mü
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Referenzen: 1. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-
ueberblick/dengue.html#-1163979234 2. https://crm.de/aktuelles/ 3. Medienmitteilung des Centrum für Reisemedizin (CRM) vom 04.09.2023 4. Paz-Bailey G et al.: Dengue. Lancet 2024;403(10427):667-682.
doi:10.1016/S0140-6736(23)02576-X 5. https://www.who.int/emergencies/disease-outbreak-news/item/2024-
DON518 6. www.healthytravel.ch 7. Fachinformation Qdenga®, www.swissmedicinfo.ch 8. Tricou V et al.: Long-term efficacy and safety of a tetravalent dengue
vaccine (TAK-003): 4.5-year results from a phase 3, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Glob Health. 2024;12:e257-270. doi:10.1016/S2214-109X(23)00522-3
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