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EDITORIAL
Risikofaktoren schaden Frauen mehr
Diese Ausgabe hat die Kardiologie zum Schwerpunkt. Darin ordnet Prof. Georg Noll, Zürich, beispielsweise ein Studienergebnis ein, das die Gesamtmortalität von DOAK höher aussehen lässt als von dem Vitamin-K-Antagonisten Phenprocoumon (S. 5 9). Muss man jetzt alle wieder auf Marcoumar® & Co. umstellen?
Für das kardiovaskuläre Risiko ist die Hypertoniebehandlung ein wichtiges Ziel. Dazu ist es wichtig, den Blutdruck richtig zu messen. Was einfach klingt, hat dennoch seine Tücken. Beispielsweise kann eine falsche Armhaltung die Blutdruckwerte verfälschen und damit zu Therapien führen, die gar nicht nötig wären. Eine Studie dazu zeigt Erhellendes (S. 60).
Ist die Hypertonie jedoch richtig diagnostiziert, wiegt sie wie andere klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Frauen schwerer als bei Männern. Deshalb sollten Frauen schon bei niedrigeren Werten gut eingestellt werden. Warum das so ist, erklärte Kardiologin Prof. Catherine Gebhard vom Inselspital Bern am Prevention Summit in Bern (S. 62).
Zusätzlich zu den klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren ist immer mehr
die Rede von Lp(a). Dieses steigert das Risiko zusätzlich und sollte einmal im Leben gemessen werden. Zurzeit kann es noch nicht direkt behandelt werden, bei einem erhöhten Wert müssen die LDLCholesterin-Werte dafür umso rigoroser gesenkt werden, um das Risiko auszugleichen (S. 64).
Am vergangenen Jahreskongress der European Society of Cardiology gab es wichtige Neuerungen bezüglich Guidelines, und es wurden viele Studien präsentiert. PD Dr. Simon Stämpfli vom Herzzentrum des Luzerner Kantonsspitals sagt im Interview, was davon für den Hausarzt wichtig ist und wie beispielsweise mit der neuen Hypertonie-Guideline umzugehen ist, die wieder einmal alles umkrempelt (S.70). Prof. Thomas Lüscher, derzeitiger Präsident des ESC, bedauert, dass die Forschungstätigkeit in der westlichen Welt und in der Schweiz abnimmt, am ESC-Kongress dagegen mehr Abstracts aus Asien, insbesondere China, eingereicht wurden. Er sagt im Interview, woran das liegt und was die Schweiz dagegen tun könnte.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre
Valérie Herzog
ars medici 2 | 2025 51