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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Schlaganfall
Wie zeitabhängig ist der Nutzen der Thrombolyse?
Schlaganfallpatienten, bei denen eine Thrombektomie durchgeführt werden soll, erhalten in der Regel zuvor eine Thrombolyse. Kürzlich wurde jedoch in Studien beobachtet, dass Patienten, die unmittelbar nach dem Hirnschlag ins Krankenhaus kamen und sofort eine Thrombektomie erhielten, nicht von der zusätzlichen Lyse profitierten. In einer neuen internationalen gepoolten Metaanalyse von Individualdaten aus 6 randomisierten, kontrollierten Studien, die unter der Leitung des Stroke Center am Inselspital, Universitätsspital Bern, zusammen mit der Klinik für Neurologie des Universitätsspi-
tals Basel durchgeführt wurde, zeigte sich nun ein zeitabhängiger Effekt der Lysetherapie bei Thrombektomiepatienten. Im Rahmen der Metaanalyse wurden die Daten von 2313 Hirnschlagpatienten berücksichtigt. Mit zunehmender Latenz zwischen Symptombeginn und Start der Thrombolyse nahm der Nutzen vor der Thrombektomie ab. Bei Start innert 1 Stunde nach Symptombeginn profitierten 12 Prozent der Patienten von der zusätzlichen Lysetherapie, bei Beginn nach 2 Stunden war das nur noch bei 7 Prozent der Betroffenen der Fall. Und bereits bei einer Verzögerung von 2 Stunden und 20 Minuten war kein sta-
tistisch bedeutsamer Therapieeffekt mehr festzustellen. «Die Daten legen nahe, dass in Zukunft der Zeitaspekt in die Entscheidung zur Gabe der Lysetherapie vor der Thrombektomie einfliessen sollte. Beispielsweise könnte bei Patienten, die ein erhöhtes Blutungsrisiko haben, nach 2 Stunden und 20 Minuten in Zukunft grosszügiger auf eine Lysetherapie verzichtet werden», kommentiert Erstautor Prof. Dr. Dr.med. Johannes Kaesmacher vom Stroke Research Center am Inselspital die Ergebnisse. Insel Gruppe/PS s
Medienmitteilung der Insel Gruppe vom 08.02.2024
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