Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Onkel Hugo neigt normalerweise nicht zu Schwermut. Eher zu Realismus. Aber heute fragt er: «Muss das wirklich sein, dass immer mehr Leute in der Bekanntschaft sterben, wenn man selber älter wird? Das Leben macht eigentlich Spass und hat viele schöne Seiten. Aber der Tod von Freunden gehört nicht dazu.» Dann fügt er an, vielleicht habe ja die Post-TV-Werbung recht mit ihrem nervenden «Isch doch ganz normal». Nach einer kurzen Pause knurrt er in zynischer Melancholie: «Scheisswerbung!»
sss
Wir verfetten. Nicht der Kalorien wegen und nicht an Bauch und Po. Wir verfetten an einem Übermass an stündlich servierten XXXL-Portionen an Infos. Die Gesellschaft benötigt dringend eine Informationsdiät. Statt einer 1000-Kalorien- eine 1000-bit-Diät. Hei, wäre das gut für unsere Gesundheit!
sss
Guter Rat (man staunt: eines ehemaligen Theologiestudenten!): Wenn Sie so richtig wütend auf jemanden sind, dann zählen Sie ganz langsam und laut auf zehn. Bei vier schlagen Sie zu – das erwartet niemand!
sss
Queere Menschen, so stellt «Normalo» sich vor, sind Menschen mit den üblichen menschlichen Problemen – Problemen, «wie du und ich» sie auch haben. Und ein paar zusätzlichen, weil sie queer sind. Jedoch: Kleine Menschen, riesige Menschen, dumme, versehrte, unsportliche, überkluge oder alte Menschen haben auch zusätzliche Probleme. Sind ihre Probleme weniger attraktiv als die von Queeren? Oder warum sind sie so viel
seltener präsent in «Zeitung, Funk und Fernsehen»? Vielleicht gibt es zu wenige Aktivist(inn)en, die für die Kleinen, Grossen, Hässlichen, Unsportlichen und Alten auf die Strasse gehen. Und zu wenige kleine, grosse, dumme, hässliche, schwache, unsportliche, überkluge oder alte Tiktok- und Instagram-Influencer. Oder gibt’s andere Gründe?
sss
Interessante Meldung: Der Kurs «Leben mit Enttäuschungen» fällt heute leider aus.
sss
Gehört: «Remigration» ist die neue «Hetzjagd». In der Tat! Die konzertierte Begeisterung von deutschen Medien und Politikern über die von ihnen selber «angezettelten» Massendemonstrationen «Gegen Rechts» erinnert in beängstigender Weise an die «Refugees-Welcome»-Kampagnen mit Kinderspielzeug en masse an den Bahnhöfen und den Merkel-Selfies von 2015. Wenn das nur gut kommt und nicht so endet wie damals! Dann beleben nämlich die manipulativen, exaltierten und oft nur «selektiv wahren» Beiträge über «geheime Nazitreffen» ebenso wie die von linken Aktivisten produzierten «Hetzjagd»Fakes erneut das nachhaltige Misstrauen gegenüber der MainstreamPresse. Wenn das passiert und die offensichtlichen Interessen, nämlich die Angst der Etablierten vor Stimmen-, Sitz- und damit finanziellen Verlusten, schon wieder verschwiegen werden, dann werden am Ende tatsächlich die Weidels, Wagenknechts und Maissens gewinnen. Das mag den Etablierten ja recht geschehen, aber ob es gut ist für Deutschland?
sss
Die frivole Gisela macht sich Gedanken über die Zukunft: «Wenn jemand mir die Zukunft vorhersagen könnte, wäre mein Leben ganz einfach. Ich würde den Propheten darum bitten, mir zu sagen, wo ich sterben werde – und ich würde nie dorthin gehen.»
sss
Schon merkwürdig: Wir wissen nicht, was uns glücklich macht, aber wir wissen ziemlich genau, was uns nicht glücklich macht.
sss
Aus der Serie «Besonders hilfreiche Ratschläge»: Hör auf zu jammern. Anderen geht’s noch viel schlechter.
sss
Zeitgemässe Erziehung – mit Fragezeichen: «Mein Kind, die Welt ist am Arsch, die alten weissen Männer haben sie zugrunde gerichtet, die Sonne verbrennt uns, die Dürre lässt uns verhungern, Atomabfälle verstrahlen uns – so, und jetzt hab dich nicht so, iss dein Tofu, trink den Liebstöckel-Smoothie und dann ab ins Bett.»
sss
Und das meint Walti, Mascha Kaléko zitierend: «Den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muss man leben.»
Richard Altorfer
72 ARS MEDICI 4 | 2024