Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Recht hat er, der Herr Dobelli: Wir suchen immer nach Gründen und Faktoren für den Erfolg. Dabei sind die Gründe und Faktoren fürs Scheitern viel wichtiger. Warum wir am falschen Ort suchen? Weil wir von den 90 Prozent, die scheitern, nie etwas hören und deshalb auch nicht über Gründe und Ursachen für den Misserfolg. Wir sehen nur die wenigen, die – zufällig oder geplant – erfolgreich sind. Und meinen, wir könnten von deren Erfolgsrezept profitieren. Dabei wären die «Misserfolgsrezepte» viel wichtiger.
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Auf die Frage «Glaubst du wirklich an Schutzengel?» gibt es nur eine ehrliche Antwort: Nein, natürlich nicht. Aber ich bin überzeugt, sie helfen mir, auch wenn ich nicht an sie glaube.
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Onkel Hugo (ja, den gibt’s noch) klagt mit gepeinigtem Gesicht: «Heute bin ich mit Schulterschmerzen erwacht. Was für ein Elend! Früher habe ich mir schmerzhafte Sportverletzungen beim Wettkampf zugezogen. Heute erwache ich damit.»
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Sätze, die man nicht vergisst: Es rauscht im Wald der Wasserfall, wenn’s nicht mehr rauscht, ist’s Wasser all!
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Aus dem Leben einer Influencerin (könnte auch Generation alpha sein): «Heute Morgen ist etwas Schlimmes
passiert! Ich habe mir einen Nagel abgebrochen. Was aber kein Grund ist für Panik. Mein Mann wird den Haushalt halt mal ohne mich schmeissen, die Kinder sind informiert, und die psychologische Betreuung ist organisiert. Und wenn das Crowdfunding zügig arbeitet, ist dank meiner Follower die Kostenfrage rasch gelöst und der Nagel ersetzt. Bilder und Videos von Nagel, Ehemann, Psychologin, Unterstützer und natürlich von mir selber seht ihr heute Abend ab 18 Uhr.»
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Bomben, Waldbrände, Überschwemmungen, Terroranschläge, ein globaler Krieg – und doch wird es immer Leute geben, für die es wichtigere Probleme gibt. Zum Beispiel die männliche Dominanz auf Verkehrsschildern. Warum etwa sind auf Verkehrsampeln immer nur Männchen zu sehen, nie Frauen? Warum nur Weisse, aber keine POCs, warum keine Kinder, Alten, Schwulen, lesbischen Paare, Schwangeren, Behinderten, Rollstuhlfahrer? Die Fragen lasten schwer auf unserer Gesellschaft. Zum Glück finden sich überall problembewusste Politiker(innen), die diesem Dominanzgräuel ein Ende zu machen versuchen. Sie fordern deshalb in der Stadt Zürich «diversitätsbewusste Verkehrsschilder». Hoffnung für die Welt.
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Nicht logisch, aber richtig: Nur weil jemand (das gilt für Männlein genauso wie für Weiblein) schön ist, muss er oder sie nicht dumm sein. Stimmt! Das geht durchaus auch hässlich.
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In Deutschland sollen 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge fahren. Sollen. Doch das ist nicht der globale Trend, so scheint’s, denn Hertz, die Nummer drei der Autovermieter weltweit, will in den USA gerade 20 000 E-Autos (meist Teslas) verkaufen und durch Verbrenner ersetzen. Gründe: die vielen Schäden an den E-Autos und die hohen Reparaturkosten. Hertz will zudem keine Teslas mehr vermieten, weil deren Wiederverkaufswert viel zu gering sei. Was man daraus lernt? Realität schlägt Ideologie.
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Wer Produkte einer Firma kauft, in deren «Nachhaltigkeitsbericht» steht, die Rettung des Planeten sei «ein Mannschaftssport», man setze sich ein «für die Stimmen derjenigen, die für die Zukunft unseres Planeten kämpfen», und – jetzt kommt’s! – ausserdem «gehe es nicht ums Geld», die «Förderung der Gleichberechtigung und die Würdigung der Diversität» seien wichtiger, der wird vermutlich auch jedem Mafioso eine Spende zukommen lassen, der behauptet, er brauche das Geld für die kranke Nonna. Warum der smarte Roger Federer trotzdem für die Abzocker der SchuhFirma «On» wirbt? Na ja, steht doch im smarten Nachhaltigkeitsbericht …
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Und das meint Walti: Alle wissen guten Rat, nur nicht, wer ihn nötig hat.
Richard Altorfer
40 ARS MEDICI 3 | 2024