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BERICHT
Asthma und COPD – Frühchen im Erwachsenenalter häufiger betroffen
Die Auswertung skandinavischer Registerdaten zeigt, dass Frühgeburtlichkeit einen Risikofaktor für die Entwicklung von
Atemwegserkrankungen im Erwachsenenalter darstellt. Bei Personen, die deutlich zu früh auf die Welt gekommen seien
und im Erwachsenenalter an Atemwegsbeschwerden litten, solle dieser Zusammenhang bedacht werden, da bei ihnen ins-
besondere das Risiko für die Entwicklung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) erhöht sei, so die Emp-
fehlung der Autoren.
Frühgeburten wirken sich auf verschiedene Weise auf die Lunge aus, aber nur wenige Studien haben dies bis in das Erwach-
senenalter hinein verfolgt. Um den Zusammenhang zwischen dem Schwangerschaftsalter bei Geburt und der Inanspruch-
nahme fachärztlicher Betreuung wegen Asthmas und COPD im Alter von 18 bis 50 Jahren zu untersuchen, verwendeten Pu-
lakka et al. landesweite Registerdaten aus Finnland und Norwegen. Einbezogen wurden 706 717 Personen, die zwischen 1987
und 1998 in Finnland (4,8% Frühgeburten) geboren wurden, und 1 669 528 Personen, die von 1967 bis 1999 in Norwegen
(5,0% Frühgeburten) auf die Welt kamen. Wie oft ärztliche Leistungen aufgrund von Asthma- und COPD-Episoden in An-
spruch genommen wurden, wurde Gesundheitsregistern entnommen. Entsprechende Daten waren in Finnland aus den Jah-
ren von 2005 bis 2016 und in Norwegen aus den Jahren 2008 bis 2017 verfügbar.
Mittels logistischer Regression ermittelten die Wissenschaftler die Odds Ratio (OR) für Behandlungsepisoden aufgrund von
Asthma und COPD. Die Wahrscheinlichkeit für eine obstruktive Atemwegserkrankung im Erwachsenenalter war für Perso-
nen, die vor der 28. oder in der 28. bis 31. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren wurden, 2- bis 3-mal höher als bei Kin-
dern, die zwischen der 39. und der 41. SSW auf die Welt kamen. Bei Personen, die zwischen der 32. und der 38. SSW geboren
wurden, war die Wahrscheinlichkeit für eine obstruktive Atemwegserkrankung um das 1,1- bis 1,5-Fache erhöht. Diese Zu-
sammenhänge waren in beiden Ländern ähnlich zu finden und auch ähnlich für 18- bis 29-Jährige und Personen zwischen
30 und 50 Jahren.
Die Wahrscheinlichkeit für eine COPD im Alter von 30 bis 50 Jahren war für diejenigen, die vor der 28. Woche geboren wur-
den, deutlich erhöht (OR: 7,44; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 3,49–15,85). Bei denjenigen, die zwischen der 28. und der 31.
SSW auf die Welt kamen, lag die OR bei 3,18 (95%-KI: 2,23–4,54), und bei den in den Wochen 32 und 33 Geborenen betrug
sie 2,32 (95%-KI: 1,72–3,12). Eine bronchopulmonale Dysplasie im Säuglingsalter erhöhte die Wahrscheinlichkeit für Perso-
nen, die bis zur 31. SSW geboren wurden, noch weiter.
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Quelle: Pulakka A et al.: Preterm birth and asthma and COPD in adulthood: a nationwide register study from two Nordic countries. Eur Respir J. 2023;61:2201763.
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ARS MEDICI 22 | 2023