Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Sätze, die man nicht vergisst: Eigensinn und Glauben lass ich mir nicht rauben.
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Wenn Informatiker ihren Arbeitstag beginnen, fragen sie als Erstes: Welche Fehler haben wir gestern gemacht? Und dann gehen sie daran, die Fehler zu beheben. Die Politik kennt eine solche Fehlerkultur nicht. Politiker fragen morgens als Erstes: Welche Fehler haben unsere politischen Gegner gemacht? Und dann gehen sie daran, sie aufzubauschen.
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Die kombinierte Redensart: Ach, daher weht der Hase.
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Alte weisse Cis-Männer (Cis für heterosexuell) gelten als sexistisch, rassistisch, prinzipiell unbeliebt und an allem schuld. Diese älteren weissen Männer sehen das naturgemäss anders. Oder sogar völlig gegensätzlich, sich nämlich als permanent und überall diskriminiert. Und das mit einem gewissen Recht, schliesslich sind sie zahlenmässig massiv im Nachteil. Warum? Nur 50 Prozent der Menschen sind Männer, weniger als 95 Prozent sind hetero, rund 20 Prozent über 65, und etwa 80 Prozent sind Schweizer. Macht summa summarum: gut 7 Prozent. Betrachten Sie die Sache mal so: Die alten weissen einheimischen CisMänner sind eine verschwindend kleine Minderheit. Chancenlos gegen 7-mal mehr Frauen, 4-mal mehr Ausländer, 3-mal mehr Junge und fast gleich viele Transmenschen. Kein Wunder, kommen Demos von alten weissen Cis-Männern gegen Diskriminierung nie zustande. Es wären viel zu wenige – und die sind dafür auch noch viel zu alt.
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«Wenn Sie unserer Regierung die Verwaltung der Sahara anvertrauen, haben wir in spätestens 5 Jahren eine Sandknappheit.» (Milton Friedman)
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Ein nicht überall beliebter Politiker meinte, es gebe 3 Themen, mit denen man einen Shitstorm ernten könne: mit dem Thema «Auto» (inklusive Parkplätze, «Strassenkleber», SUVs und Feinstaub), dem Thema «Ausländer» (inklusive Migration und Sozialleistungen) und mit dem Thema «Hunde». In den vergangenen Jahren kam mit Corona (inklusive Impfen) noch ein weiteres Thema hinzu. Wobei, so der Herr Ex-Nationalrat aus einem grossen Kanton, «Hunde» für die Karrierepläne eines Politikers mit Ambitionen mit Abstand das tödlichsteThema seien, mehr noch als andere Haustiere und Tierschutz. Der Politiker mag unbeliebt gewesen sein, aber vermutlich hatte er recht.
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Hatten wir’s nicht prophezeiht? Die «Benin-Bronzen», sogenannte koloniale Raubkunst aus Nigeria, sollten der afrikanischen Nation zurückgegeben werden. Als gut gemeinte Vergangenheitsbewältigung. Schweizer und deutsche Museumsvertreter, Staatsmänner und -frauen flogen die wertvollen Kunstwerke zurück nach Afrika. In einem staatlichen Museum sollten die Bronzen prangen, teils auf Ausstellungswanderschaft gehen und teils als Dauerleihgaben wieder nach Europa kommen. Von wegen – es war vorhersehbar: Nigerias Staatschef hat alle Bronzen stante pede dem König von Benin (eines der zahlreichen Ex-Königreiche innerhalb Nigerias) übereignet. Und so sind sie, rascher als befürchtet, jetzt wieder Privateigentum einer autokratischen Familie (die, nur so nebenbei, seinerzeit ganz ordentlich am Sklavenhandel mitverdient
hatte). Was mit den Bronzen geschieht? Lustige Frage! Sicher wird die eine oder andere (oder werden viele oder fast alle) wieder nach Europa, Asien, Amerika und so weiter verkauft werden. Dorthin, wo sie hergekommen sind. Nur leider nicht an Museen! Aber eben: Wenn sich Naivität mit schlechtem Gewissen paart, dann wird aus gut gemeint katastrophal. Das Gute daran: Wenigstens sind «wir bösen Europäer» die Diskussionen und Vorwürfe los. Und die musealen Pflichten – «Bewahren, Schützen, Erforschen und Zugänglichmachen» – sind doch eh nur kolonialistische Überbleibsel.
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Interessant für Politiker: Indien hatte ein Problem – es gab viel zu viele Schlangen. Die Leute wurden zu Tausenden gebissen, viele starben. Die Regierung sah sich gezwungen, etwas dagegen zu tun. Man beschloss, die Menschen zu belohnen: Für jede getötete Schlange erhielten sie eine Prämie. Eine Win-win-Situation, dachte man. Bis die Leute auf die Idee kamen, statt in der Wildnis Schlangen zu suchen, sie zu züchten, dann zu töten und dafür Geld zu kassieren. Clever. Doch die Regierung merkte das nach einiger Zeit und stoppte den Deal umgehend, kurz: Das Prämienprogramm wurde eingestellt. Nur, was taten die Menschen mit ihren wertlos gewordenen Schlangen? Logisch: Sie setzen sie aus. Folge: Die Schlangenpopulation wuchs schneller als je zuvor. Und was lernen wir aus der Geschichte? Wenn der Staat gut meinend interveniert, kommt’s selten gut heraus. Für manche endet’s sogar tödlich.
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Und das meint Walti: Na gut, der Lack ist ab – aber mir gefällt die Grundierung sowieso besser.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 21 | 2023