Transkript
EDITORIAL
unter der Woche jeweils von sechs Uhr abends bis zwei Uhr früh und am Wochenende schon ab 12 Uhr mittags von Technikern und Radiologen betrieben. Notfallmediziner und Rettungssanitäter nahmen dann die Triage vor.
Praktisch, aber eigentlich tragisch
Von 205 Personen mit vermuteten milden Hirnverletzungen wurden 317 CT-Scans (Kopf und Nacken) gemacht. 17 von ihnen wurden aufgrund der Scans in ein Spital gebracht, 14 weitere aus anderen Gründen, etwa zum Ausnüchtern... Im Vergleich zu Oktoberfest-Jahrgängen ohne verfügbaren CT-Scan kam es «nur noch» zu 62 Überweisungen auf Notfallstationen pro Tag versus 69 davor. Dank diesem Service konnten pro Tag demnach 7 unnötige Einweisungen vermieden werden (1).
Oktober ist zumindest für unsere süddeutschen Nachbarn unabdingbar mit dem Münchner Oktoberfest verbunden. Ein veritables Volksfest, das nicht nur Einheimische auf die Wies’n zieht. Und weil die durchschnittlich 390 000 Gäste während der 17 Tage so insbrünstig und promillebeladen feiern, kann auch mal das eine oder andere Missverständnis entstehen. Jedenfalls kommen die Rettungsdienste und die umliegenden Notfallstationen mitunter schon mal an ihre Grenzen.
Damit bereits vor Ort spitalpflichtige Kopf-, Gesichtsund Nackenverletzungen von leichten Hirnerschütterungen unterschieden und so unnötige Spitaleinweisungen reduziert werden können, hatten sich im letzten Jahr die Münchner Behörden dazu entschieden, einen mobilen Computertomografie-(CT-)Scanner auf dem Festgelände aufzustellen. Dieser wurde
Weil sich das so gut bewährt hat, stellten die Behörden auch in diesem Jahr wieder einen mobilen CT-Scanner zur Verfügung. Denn damit liessen sich unmittelbar lebensbedrohliche Verletzungen schnell erkennen und dank der Vorselektion die Notfallstationen entlasten, so die Begründung.
Was praktisch und kostensparend daherkommt, ist
eigentlich ziemlich tragisch... Vor dem Hintergrund,
dass der Oktoberfest-Hype, dessen einziges Ziel es ist,
sich im Trachtengewand ordentlich zu besaufen, ja
auch in die Schweiz übergeschwappt ist, bleibt zu hof-
fen, dass das Ausmass an Notfällen etwas bescheide-
ner bleibt.
s
Valérie Herzog
Referenzen: 1. Flatz W et al.: Mobile computed tomography at Munich Oktoberfest. N
Engl J Med. 2023;389(11):1051-1052.
ARS MEDICI 20 | 2023
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