Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Die frivole Gisela beschreibt ihr persönliches Powernapping: «Man legt sich nur ganz kurz hin, schläft 2, 3 Stunden und fühlt sich nach dem Aufwachen wie eine vertrocknete Kröte nach 3 Hitzetagen.» Klar, kennen wir alle.
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Ein zynischer Facebooker über die Missbrauchsvorwürfe gegen den Sänger Till Lindemann der Gruppe «Rammstein»: «Mit 14 das Geschlecht bestimmen, mit 16 zur Wahl gehen, aber mit 18 glauben, Rockstars wollten ihnen um Mitternacht auf dem Hotelzimmer ihre Briefmarkensammlung zeigen …»
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Witze sind heutzutage fast alle und überhaupt obsolet. Jedenfalls sobald sie Gruppen von Menschen betreffen. (Und welche Witze tun das schon nicht?) Erlaubt sind höchstens noch Witze über alte weisse Männer, Parteien wie die FDP oder die SVP, katholische Priester und … ja, damit hat sich’s fast. OK, vielleicht noch Jäger und neuerdings erstaunlicherweise – seit Habecks Fettnapfgetrampel – die Grünen und ihre revolutionären Kleber-Kids. Eigentlich schade um all die bösen Witze, über die man in Schule, RS und sogar an öffentlichen Anlässen lachte, die heute aber höchstens noch zu zweit oder zu dritt in der Stube, bei geschlossenen Fenstern und nur ganz leise zu hören sind (und das selbstverständlich nur von anderen):Witze über Österreicher,Webstübler, Schwule, Blondinen, Ärzte, Juden, Friburger, Moslems, Schwarze, Gelbe, Engländer, Schwiegermütter, Psychologen, Feministinnen, Politiker, Softies. Tempi passati! Im Reich der Woken ist nichts mehr erlaubt. Gut, manchen Witzen muss man nicht nachtrauern, aber trotzdem: Wokeness kann echt langweilig sein – und das, ohne dass die Welt dank ihr auch nur ein Mü besser oder gerechter wäre.
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Leben ist lebensgefährlich, wir wissen’s. Nur Ferien sind noch gefährlicher, weil die für viele mit Adrenalinkicks verbunden sind. «Watson» hat die Sterberisiken verschiedener Freizeitaktivitäten miteinander verglichen und ein Ranking der gefährlichsten Ferienfreuden erstellt. Ganz interessant, auch wenn etwas dubios, denn wer beispielsweise vom Pferd oder beim Gleitschirmsegeln auf einen Felsen fällt und «nur» querschnittgelähmt, aber nicht tot ist, der erscheint in der Statistik nicht. Ebensowenig in der Statistik enthalten sind exquisite Aktivitäten wie Cliff Diving, Wingsuit-Fliegen, Eistauchen, Freeclimbing, Big-Wave-Surfen, Highlining (auf der Slackline über den Abgrund balancieren) oder – ziemlich exotisch – Vulcano Boarding. Aber immerhin. Hier der Rat des Vorsichtigen: Verzichten Sie aufs Klettern und Bergsteigen (Sterberisiko: 1 zu 3125), aufs Höhlentauchen (1 zu 3333), aufs Autofahren in den USA (1 zu 7142), aufs Reiten (1 zu 10 000), Gleitschirmfliegen, Mountainbiking, Wandern (1 zu 50 000 – auch wegen Herzinfarkten), Töfffahren, Fallschirmspringen und (nur für Idioten) auf den Stierlauf in Pamplona (1 zu 111 111).
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Immer wenn jemand ganz sicher erscheinen will, behauptet er (oder sie), es sei «wissenschaftlich bewiesen». Tönt überzeugend – natürlich nicht für naturwissenschaftlich Gebildete, die selber wissenschaftlich gearbeitet haben und wissen, wo und wie man Zahlen und Statistiken beeinflussen kann. Aber für alle anderen gilt: Wer könnte oder wollte schon das Gegenteil beweisen? Die inflationäre Nutzung dieses (kaum je überprüfbaren und überprüften) «Arguments» führt dazu, dass «wirkliche» (also in methodisch korrekt, repetiert und interessenunabhängig durchgeführten Studien gewonnene) wissenschaftliche Erkenntnisse sich nicht mehr unterscheiden lassen von angeblich bewiesenen Fakten. Oder doch? Haben wir nicht Fakten-
checks? Jede TV-Sendung, die etwas auf sich hält, bietet heutzutage Überprüfungen an. Doch leider:Welche «Fakten» von wem und nach welchen Kriterien gecheckt werden, bleibt meist ungecheckt. Es bleibt der banale Rat an alle, selbst an uns wissenschaftlich Ausgebildete: Misstrauisch bleiben, wenn etwas «wissenschaftlich bewiesen» ist! Kann sein, es ist so. Kann aber auch sein, dass nicht. Und Letzteres ist durchaus wahrscheinlicher (OK, wissenschaftlich ist auch das nicht bewiesen!). Man könnte natürlich auch die alleswissende KI fragen, jedoch: Hätte die Humor, sie würde sich krummlachen.
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Onkel Hugo: Er habe sich jetzt ein Seniorennavi zugelegt. Das zeige ihm nicht nur das Ziel, die Strecke und die Zeit an, sondern auch den Grund, warum er dorthin wolle.
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Schon fast ein «Herrenwitz». Für Jüngere: Herrenwitze durften im Fernsehen bis vor etwa 30 Jahren noch erzählt werden, ungestraft allerdings schon damals nur von Hans-Joachim Kulenkampff oder Harald Schmidt. (Ja, ja, klar: Wtf was Kulenkampff?) Seit #MeToo traut sich fast niemand mehr an Herrenwitze. Fast! Hier einer der harmlosesten: «7 Verhaltensweisen von Männern, über die sich Frauen fürchterlich aufregen: 1. Lügen, 2. Ehrlich sein, 3. Nichts sagen, 4. Zu viel sagen, 5. Keine Gefühle zeigen, 6. Emotional reagieren, 7. Atmen.»
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Und das meint Walti: Es ist alles genau so lange unmöglich, bis einer kommt und es macht.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 18 | 2023