Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Wussten Sie, dass Arsen früher «Erbschaftspulver» hiess und meist von Frauen angewendet wurde?
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Es gibt jene gemässigt Gender- und Rassismussensiblen, die nicht stur und kulturkämpferisch den «richtigen» Sprachgebrauch predigen, sondern sich sozusagen «woke light» geben und die Sprachpuristen und Neusprechskeptiker beim moralischen Schlawittchen zu packen versuchen. Seien Sie bei diesen perfide Manipulierenden gefasst auf scheinbar verständnisvolle Bemerkungen wie: «Natürlich kann man in einem freien Land ‹Mohrenkopf› sagen.» Gefolgt von der heimtückisch harmlos klingenden, den verachtenden Tadel als Waffe in sich tragenden Frage: «Aber muss man?» Dem (oder der) dürfen Sie ruhig antworten: «Stimmt! In einem wirklich freien Land muss niemand ‹Mohrenkopf› sagen. Aber in einem wirklich freien Land muss sich auch niemand fragen lassen, ob man müsse.»
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Der alte, stets zu schwarzem Humor neigende Nachbar meint, er habe zwei Wünsche für die Zeit nach seinem Tod. Erstens, er möchte im Park verstreut, aber zweitens, auf keinen Fall kremiert werden.
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Eine Flasche Wasser kostet im Supermarkt einen Franken, in der Quartierbeiz vier, im Edelrestaurant acht, an der Gala zwölf und im teuersten Restaurant von Mykonos 20 Franken. Das Wasser ist (fast) immer das Gleiche. Das Einzige, was seinen Wert verändert, ist – der Ort. Eine mögliche Lehre daraus: Wer findet, er sei nichts wert, sollte sich überlegen,
ob er sich nicht vielleicht am falschen Ort befindet.
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In Italien haben die Richter klare Vorstellungen von sexueller Belästigung. Wenigstens die männlichen. Ob eigene Erfahrungen oder «wissenschaftliche Erkenntnisse» die Richter in Rom dazu bewogen haben, ein Greifen in fremde Höschen beziehungsweise ein Grabschen an lockende Hintern (und Busen), das weniger als 10 Sekunden dauert, als gerade noch tolerierbar anzusehen – man weiss es nicht. Immerhin ist jetzt klar: Sogar in Italien gilt: Elf Sekunden sind zu viel!
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Die frivole Gisela: «Veganer Senf passt besonders gut zu herzhaft knackigen Würstchen.»
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Irritierende Beobachtung mit unklarem Bedeutungspotenzial: Pizzas sind rund, werden in viereckigen Boxen geliefert und als dreieckige Stücke gegessen. Und zwar weltweit. Das kann kein Zufall sein.
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Das Jammern eines alten Bekannten: «Früher trafen wir uns im «Domino» oder im «Fass» (ehedem alternative «In»-Beizen, wie es sie in jeder grösseren Stadt gab oder noch gibt), heute treffe ich meine alten Freunde und Bekannten im Wartezimmer unseres gemeinsamen Hausarztes.» Sein genauso häufig den Doktor konsultierender Kumpel aus alten Spät-68er-Tagen: «Sei froh! Erstens, dass wir uns überhaupt noch treffen, und zweitens, dass wir sogar noch wissen, wen und warum.»
Wir könnten so vieles von Deutschland lernen, vor allem was und wie man es nicht machen sollte: Zum Beispiel mit dem Hinweis auf Fachkräftemangel eine desaströse Migrationspolitik rechtfertigen, Gewalt in Schwimmbädern durch arabische Jugendliche mit «es gibt auch gewalttätige Horsts und Jochens» und Sparmassnahmen beim Aufsichtspersonal kleinreden, teure E-Autos als Firmenwagen für wohlhabende Grüne subventionieren, 95 Prozent der Bevölkerung mit penetrantem Gendern nerven, Frau Merkels politische Entscheide als alternativlos entschuldigen, am Ende über all das im Fernsehen und in Qualitätsmedien verschämt schwurbeln und sich dann wundern, dass die AfD zur Volkspartei wird.
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Diskussion auf Facebook darüber, was man abendlichen Gästen sagen soll, die einfach nicht gehen wollen. Jemand schlägt vor: «Ihr seht müde aus. Sicher wollt ihr aufbrechen. Schade, es war so schön, bevor ihr da wart. Kommt doch mal wieder, wenn ihr weniger Zeit habt.» Das geht Onkel Hugo zu weit beziehungsweise ist ihm zu nebulös und verwickelt. Seine Alternative: «Oma, komm, wir gehen ins Bett, die Leute wollen heim.»
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Und das meint Walti: Tröstliches für die Älteren unter uns: S.O.S. bedeutet in der heutigen Zeit: slower – older – smarter.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 14–16 | 2023