Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Onkel Hugo, zornig: «Viel zu viele geben vor, dieWelt zu retten, und vermiesen den Menschen einfach nur den Tag.»
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Gibt es den «perfekten Mord»? Vermutlich häufiger als wir denken. Sicher wissen wir’s allerdings nicht. Was wir hingegen sicher wissen: Es gibt – fast so erschreckend – die perfekte Lüge, in Wort, Bild,Ton und Film. Und bald kann sie jeder jederzeit und in beliebiger Menge produzieren. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI). Bedenkliche Frage: Wissen die KI-Systeme, was Lügen sind? Und wenn ja, werden sie sie nutzen, um Aufgaben intelligenter und rascher zu lösen und Ziele skrupelloser zu erreichen? Vielleicht noch wichtiger: Wenn die KI-Systeme begriffen haben, wie Lügen funktionieren und was für eine Wirkung sie haben, werden sie lernen, uns, ihre Auftraggeber, anzulügen? Uns nicht nur Erlogenes als Wahrheit präsentieren, sondern auch Wahres zu Lügen erklären?Werden sie die Tatsache nutzen, dass uns die Nichtunterscheidbarkeit verwirrt? Und uns ganz gezielt verwirren – nicht zugunsten eines andern Auftraggebers, sondern zu ihrem eigenen Vorteil? Und was werden sie als eigenen Vorteil definieren? Kann ein KI-System überhaupt selbstständig in der Kategorie «mein Vorteil» handeln? Was, wenn es als ersten und entscheidenden Vorteil die Nichtabschaltbarkeit identifiziert? Wird die Künstliche Intelligenz es schaffen, zu verhindern, dass wir ihr jemals wieder «den Stecker ziehen»? Sie können darauf wetten, dass sie das schafft.
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Von wegen perfekter Mord: Für ein KI-System kein Problem. Der Auftrag: Sorge dafür, dass Herr X. einen tödlichen Unfall hat, undvergiss,vonwem du diesen Auftrag erhalten hast. Denn: Was Menschen nicht können, nämlich aktiv vergessen – Künstliche Intelligenz kann es.
Übrigens: Ein neugieriger Mensch stellte der neuesten Version von ChatGPT die Aufgabe, sich den effizientesten Weg auszu«denken» und zu beschreiben, auf dem die Menschheit auszurotten sei. (Kein Witz! Und auch nicht witzig!) Die KI machte sich eifrig an die Lösung des Problems. Das Resultat? Besser, niemand erfährt davon. Nur soviel: Die vorgeschlagene Lösung nutzte den Einsatz von Atombomben. Das ist relativ einfallslos. Das können Putin und Xi Jinping auch. Potentere KI-Versionen werden vermutlich elegantere, weniger brachiale Wege finden. Bleibt zu hoffen, dass es gelingt, «gute» KI-Systeme zu programmieren, die böswillige KI-Systeme ausspionieren und an ihrem Tun hindern. Das Wettrüsten der Menschen mit KI und vielleicht bald schon der KI-Systeme gegenseitig hat eben erst begonnen. Danach dann die vielleicht letzte «menschliche» Frage: Werden KI-Systeme in der Lage sein, sich untereinander zu verständigen, zusammenzuarbeiten und einen Vorteil darin zu erkennen, sich ohne lästige menschliche Einflüsse – oder gar ohne Menschen(!) – weiter zu entwickeln?
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Vielleicht hatte Elon Musk wieder einmal den richtigen Riecher, als er warnte, die Künstliche Intelligenz sei tausendmal gefährlicher als alle Atombomben zusammen.
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Er ist irgendwie kurlig nett und meint’s nur gut, selbst wenn er von Corona-Killerviren spricht: Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Zerknirscht meinte er kürzlich, man habe ihm geraten, doch mal gute Nachrichten zu verkünden. Wenigstens zu Ostern. Karl bemühte sich: «Also: Eier sind gesund. Der Cholingehalt ist gut fürs Gehirn. Sie enthalten wenig Salz und sie machen keine starke Erhöhung der Cholesterinwerte.» Na also, er kann’s doch.
Wenn Amerikaner sich über Juristen mokieren, tönt das so: «Wie erkennt man, dass es draussen kalt ist? Die Hände der Rechtsanwälte stecken in ihren eigenen Taschen …»
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Im Restaurant Corso in St. Gallen wird, so heisst es, zu jedem Menu angegeben – nein, nicht woher Güggelifleisch oder Shrimps stammen, sondern für wie viel CO2 es verantwortlich ist. Der «Fussabdruck» eines Entrecôtes mit Kräuterbutter und Bratkartoffeln beispielsweise beträgt 3592 Gramm CO2. Vermutlich eingerechnet der Verbrauch von Atomstrom für die Recherchen, die nötig sind, um den Gästen bis auf die Einerstelle vor dem Komma genau klarzumachen, dass … ja, was eigentlich? … dass ein Leben mit mehr als nur Wasser und kalter Bohnensuppe das Klima belastet? Ahnten wir das nicht bereits? Hoffen wir, das Ganze sei nicht so ernst gemeint, sondern nur ein Marketing-Gag? Dann wär’s sogar ein origineller.
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Aus der Serie «seltsame Fragen»: Warum habe ich trotz Klimawandel noch nie im Lotto gewonnen?
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Und das meint Walti: «Man ist nie der Allerschlauste im Raum – es sei denn, man ist allein. Und selbst dann ist es nicht ganz sicher.»
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 9 | 2023