Transkript
BERICHT
Hepatitis-C-Erkrankung
Problem gelöst?
Mit der Entwicklung der oralen DAA (direct antiviral agents) zur Behandlung der Hepatitis-C-VirusInfektion konnten viele Probleme gelöst werden. Der Weg ist aber noch nicht zu Ende. Was es noch braucht, um das Kapitel endgültig zu schliessen, erläuterte Prof. Christoph Sarrazin, Medizinische Klinik und Leber-Zentrum, St. Josefs-Hospital Wiesbaden (D), an der United European Gastroenterology Week in Wien.
Der natürliche Verlauf der Hepatitis-C-Virus-(HCV-)Erkrankung beginnt mit der parenteralen Übertragung des Virus beispielsweise bei Transfusionen, Verletzungen, Tätowierungen. Die Infektion bleibt lang unentdeckt, denn sie führt nur selten zu einer Gelbsucht (10–20%), und bei wenigen heilt sie wieder von selbst ab (20–30%). Chronifiziert sie dagegen,
DAA-Therapie durch den Grundversorger
Seit Anfang 2022 können alle Hausärzte in der Schweiz alle Medikamente für die Hepatitis-C-Virus-(HCV-)Therapie verschreiben. Dabei empfiehlt sich folgendes Vorgehen: 1. Bestimmung der HCV-RNA zum Nachweis einer aktiven Infektion.
Falls positiv, dann: 2. Information an Patient und Besprechung des weiteren Vorgehens 3. Ergänzende (Labor-)Diagnostik gemäss HepCare-Formular 4. Weiteres Vorgehen:
a. APRI-Score < 0,5: Rezeptierung von Maviret® oder Epclusa® und Therapiebegleitung durch Hausarzt
b. APRI-Score > 0,5: Meldung an Spezialisten aus dem HepCare-Pool via Formular, aktenkonsiliarische Beurteilung und ggf. ergänzende Abklärungen (Elastografie), Rezeptierung und Therapiebegleitung durch Spezialisten
5. Labor (Blutbild, Transaminasen, Kreatinin, HCV-RNA) 2 Wochen nach Therapiestart
6. Erfolgskontrolle (HCV-RNA) 12 Wochen nach Therapieende 7. Nachsorge und Screening auf hepatozelluläres Karzinom abhängig
vom Leberstatus HepCare-Formular sowie weitere Informationen: www.hepcare.ch
verursacht sie unspezifische Symptome und führt 20 bis
40 Jahre später in 5 bis 30 Prozent der Fälle zu einer Leber-
zirrhose. Bei diesen Zirrhosepatienten kommt es bei 3 bis
5 Prozent zu einem Leberzellkarzinom.
Die HCV-Erkrankung ist in den westlichen Ländern die häu-
figste Ursache für eine Lebertransplantation. Ausserdem
kann diese Erkrankung extrahepatisch zahlreichen Leiden
Vorschub leisten, wie beispielsweise Typ-2-Diabetes, Non-
Hodgkin-Lymphom, Glomerulonephritis (1). Ein guter
Grund also, diese Erkrankung zu entdecken, zu heilen und
den Virus auszumerzen, so Sarrazin. Mit den pangeno-
typischen 8 bis 12 Wochen dauernden DAA-Therapien
Glecaprevir/Pibrentasvir (Maviret®) oder Sofosbuvir/Velpa-
tasvir (Epclusa®) sei eine Eradikationsrate von > 96 Prozent
erreichbar.
«Trotzdem sind wir aber noch nicht so weit wie bei den Po-
cken», betonte der Experte. Weltweit sterben jährlich immer
noch bis zu 1,5 Millionen Personen an den Folgen einer
HCV-Infektion, nur etwa ein Fünftel davon kennt die Dia-
gnose. Um das Virus zu eradizieren, müssen demnach asym-
ptomatisch Infizierte gesucht und einer Therapie zugeführt
werden. Das ambitionierte Ziel der World Health Organiza-
tion (WHO) lautet bis 2030: 90 Prozent der HCV-Infektio-
nen sollen diagnostiziert sein, 80 Prozent davon behandelt,
Neuinfektionen um 90 Prozent reduziert und die Mortalität
um 65 Prozent verringert sein.
s
Valérie Herzog
Quelle: «Eradication or evolution?». United European Gastroenterology Week (UEGW), 9. bis 11. Oktober 2022, in Wien.
Referenz: 1. Westbrook RH, Dusheiko G: Natural history of hepatitis C. J Hepatol.
2014 Nov;61(1 Suppl):S58-68.
Nützliche Links
Checkliste für Grundversorger zur Hepatitis-C-Therapie www.rosenfluh.ch/qr/hcvcheckliste
Hepatitis Schweiz www.rosenfluh.ch/qr/hepatitisschweiz
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ARS MEDICI 9 | 2023